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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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der Überwelt erfreuen können!«
    »Ja! So soll es sein!« Iucounu hob die beiden Halbkugeln und setzte sie an seine Augen. Cugel, der erwartet hatte, daß der Zauberer benommen zu Boden fallen würde, griff nach dem Strick, den er zur Fesselung des Zauberers mitgebracht hatte, doch Iucounu zeigte keinerlei Anzeichen von Hilflosigkeit. Er spähte durch die Halbkugeln, wendete den Kopf hierhin und dorthin und gluckste und prustete in sonderbarer Heiterkeit. »Herrlich! Großartig! Ein köstliches Vergnügen!« Er nahm die Halbkugeln von den Augen und legte sie sorgfältig in die Schachtel zurück. Cugel sah mißmutig zu.
    »Ich bin sehr zufrieden«, sagte Iucounu mit einer gewundenen Geste der Hände und Arme, die Cugel weiter verwirrte. »Ja«, fuhr Iucounu fort, »Sie haben Ihre Sache gut gemacht, und die unerhörte Bosheit Ihres Vergehens sei hiermit verziehen. Nun bleibt nur noch die Ablieferung meines unentbehrlichen Firx, und zu diesem Zweck muß ich Sie in einen Behälter tun. Sie werden ungefähr sechsundzwanzig Stunden lang in eine Flüssigkeit getaucht, die geeignet sein dürfte, Firx hervorzulocken.«
    Cugel machte ein Gesicht. Wie sollte man mit einem verrückten Magier verhandeln? »Ein solches Eintauchen könnte ungünstige Folgen für meine Gesundheit haben«, sagte er vorsichtig. »Es wäre sicherlich klüger, Firx eine zusätzliche Frist uneingeschränkter Bewegungsfreiheit zu geben.«
    Der Vorschlag schien Iucounu zu gefallen, und er drückte seine Freude durch einen außerordentlich komplizierten Tanz aus, den er mit einer für einen korpulenten und kurzbeinigen Mann seines vorgerückten Alters bemerkenswerten Beweglichkeit ausführte. Er beschloß die Darbietung mit einem gewaltigen Luftsprung, worauf er auf Hals und Schultern landete und wie ein umgedrehter Käfer mit den Armen und Beinen zappelte. Cugel beobachtete die Vorstellung fasziniert und fragte sich, ob Iucounu lebendig oder tot sei.
    Aber Iucounu zwinkerte nur ein wenig und kam rasch wieder auf die Beine. »Ich muß die Bewegungsabläufe vervollkommnen«, überlegte er, »andernfalls ist der Aufprall zu hart. Jedes Zögern in der Ausführung hat Unvollkommenheit des Ssz-pntz zur Folge.« Er warf den Kopf in den Nacken und stieß ein gurgelndes Lachen aus, und Cugel sah in seinem Mund statt der Zunge eine weiße Kralle. Sofort verstand er den Grund für Iucounus bizarres Verhalten. Eine Kreatur wie Firx war in Iucounus Körper eingedrungen und hatte von seinem Gehirn Besitz ergriffen.
    Cugel rieb sich das Kinn. Eine schwierige Situation. Nun kam es darauf an, zu erfahren, ob die Kreatur Iucounus magische Fähigkeiten und Kenntnisse behalten hatte. Er sagte: »Ihre Weisheit verblüfft mich! Haben Sie Ihre Sammlung thaumaturgischer Kuriositäten in der Zwischenzeit vergrößert?«
    »Nein; es ist genug vorhanden«, erklärte das Geschöpf durch Iucounus Mund. »Aber nun verspüre ich ein Bedürfnis nach Ruhe. Die Bewegungen, die ich eben ausführte, haben ein Ausruhen notwendig gemacht.«
    »Eine einfache Sache«, sagte Cugel. »Das wirksamste Mittel zu diesem Zweck ist ein extremer Druck auf das Willenszentrum.«
    »Wirklich?« fragte der andere. »Ich will es versuchen. Mal sehen: vieles hier verwirrt mich; auf Achernar war es niemals so.« Das Wesen warf Cugel einen scharfen Blick zu, um zu sehen, ob der Ausrutscher bemerkt worden war. Aber Cugel machte ein gleichmütiges Gesicht, und der andere arbeitete sich weiter durch die verschiedenen Partien von Iucounus Gehirn. »Ah ja, hier muß es sein: das Willenszentrum. Szzm. Jetzt ein plötzlicher, kräftiger Druck.«
    Iucounus Gesicht verzerrte sich einen Moment, dann gaben alle Muskeln nach, und der schwerfällige Körper brach zusammen. Cugel sprang vorwärts, und im Nu hatte er Iucounus Arme und Beine gebunden und den großen Mund mit einem Pflaster verklebt.
    Nun vollführte Cugel seinen eigenen Freudentanz. Alles war gut! Iucounu, sein prächtiges Haus und seine große Sammlung magischer Gegenstände standen ihm zur Verfügung! Cugel betrachtete die hilflose Gestalt und traf Anstalten, sie in den Hof hinauszuschleifen, wo er den großen gelben Kopf bequem abschlagen könnte, doch die Erinnerung an die vielen Unbequemlichkeiten, Erniedrigungen und Entbehrungen, die er durch Iucounus Schuld erlitten hatte, ließ ihn innehalten. Sollte Iucounu so rasch ins Nirwana eingehen, ohne Erkenntnis oder Reue? Auf keinen Fall!
    Cugel zerrte den reglosen Körper in die große Halle und setzte sich
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