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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel
Autoren: Garth Nix
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Charterzeichen für Licht herbei. Sie flossen zu ihren Fingerspitzen wie kühles Wasser beim Duschen. Sabriel ließ sie flüchtig dort hängen, ehe sie die Zeichen zur Decke warf, wo die Lichttropfen zur Größe von Esstellern anschwollen und ein ruhiges gelbes Licht in der Halle verbreiteten. Noch jemand beschwor ein ähnliches Licht über Mrs Umbrade: Sabriel erkannte die Arbeit von Magistrix Greenwood. Ihre Mundwinkel hoben sich anerkennend zu einem schwachen Lächeln. Sie wusste, dass das Licht erloschen war, weil Kerrigor die Trafostation lahm gelegt hatte, die ungefähr auf halbem Weg zwischen der Schule und dem Dorf lag.
    Wie erwartet erzählte Mrs Umbrade ihren Lehrern nichts, das sie aufgeklärt hätte, sondern ließ sich nur über die Rüpelhaftigkeit der Soldaten aus und dass sie sich bei einem General beschweren würde, der ihr bestens bekannt sei. Sabriel entdeckte die Magistrix hinter der großen gebeugten Gestalt der Wissenschaftslehrerin und winkte ihr zu.
    »Nichts hat mich mehr schockiert, als eine unserer ehemaligen Schülerinnen zu sehen…«, sagte Mrs Umbrade, verstummte aber, als Sabriel neben sie trat und sanft die Zeichen von Schweigen und Reglosigkeit auf ihren Nacken senkte.
    »Tut mir Leid, dass ich Sie unterbrechen muss«, entschuldigte Sabriel sich neben der erstarrten Gestalt der Direktorin, »aber es handelt sich um einen Notfall. Wie Sie alle sehen können, hat die Armee vorübergehend das Kommando übernommen. Ich stehe Oberst Horyse zur Seite, der den Oberbefehl hat. Wir möchten, dass alle Mädchen der beiden oberen Magieklassen in die Aula kommen, zusammen mit Magistrix Greenwood. Alle anderen – Schülerinnen, Verwaltungspersonal, Lehrkörper, Gärtner – müssen sich in die oberen Stockwerke des Nordturms zurückziehen und sich dort verbarrikadieren. Zumindest bis morgen früh.«
    »Warum?«, erkundigte sich Mrs Peach, die Mathematiklehrerin. »Um was geht es eigentlich?«
    »Aus dem Alten Königreich ist etwas gekommen«, erwiderte Sabriel knapp und beobachtete die Gesichter, während sie sprach. »Wir werden in Kürze von den Toten angegriffen.«
    »Dann geraten meine Schülerinnen in Gefahr?« Miss Greenwood bahnte sich einen Weg nach vorn, zwischen zwei verängstigte Englischlehrerinnen. Sie blickte Sabriel ins Gesicht und fügte hinzu: »Abhorsen…«
    »Alle werden in Gefahr geraten«, antwortete Sabriel düster, »und ohne die Hilfe der Chartermagier hier in der Schule wird die Lage aussichtslos sein.«
    »Nun«, erwiderte Magistrix Greenwood entschlossen, »dann sollten wir uns sofort zusammentun. Ich werde Sulyn und Ellimere holen. Ich glaube, sie sind die einzigen Chartermagier unter den Präfekten – sie können die Mädchen zusammentrommeln. Mrs Peach, Sie übernehmen die Verantwortung für die… äh, Evakuierung der anderen in den Nordturm, da ich vermute, dass Mrs Umbrade… äh, tief in Gedanken versunken ist. Mrs Swann, Sie sehen nach der Köchin und den Mägden. Und lassen Sie frisches Wasser besorgen, Nahrung und auch Kerzen. Mrs Arkler – wenn Sie so freundlich wären, die Degen aus dem Fechtsaal zu holen…«
    Als Sabriel sah, dass offenbar alles unter Kontrolle war, seufzte sie und schritt rasch hinaus ins Freie, vorbei an Soldaten, die auf dem Korridor Spirituslampen entzündeten. Trotzdem war es im Freien, im tiefroten Schein der untergehenden Sonne, immer noch heller.
    Touchstone und die Scouts hatten den Sarkophag vom Wagen gehoben und mit Seilen umspannt. Er schien jetzt in seinem eigenen hässlichen, inneren Licht zu glühen, und die flackernden Zeichen Freier Magie trieben scheinbar auf der Oberfläche wie schmutziger Schaum oder Blutgerinnsel. Außer den Scouts, welche die Seile zogen, begab sich niemand in seine Nähe, obwohl überall sonst Soldaten waren. Sie rollten Stacheldraht auf, füllten Sandsäcke mit Erde aus den Rosenbeeten, bereiteten Schützenstellungen im zweiten Stock vor und legten Stolperdrähte, die bei der geringsten Berührung Stichflammen auslösten. Doch trotz all dieser Betriebsamkeit blieb ein leerer Kreis um Rogirs Sarkophag.
    Sabriel ging auf Touchstone zu. Sie spürte den Widerstand in ihren Beinen, und ihr Körper rebellierte bei dem Gedanken, sich dem blutig schimmernden Sarkophag weiter zu nähern. Er schien jetzt, da die Sonne fast verschwunden war, noch mächtigere Übelkeit erregende Wellen auszustrahlen. Im Zwielicht sah er größer und stärker aus, und seine Magie war zwingender und bösartiger.
    »Ziehen!«,
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