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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel
Autoren: Garth Nix
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nicht, dass uns die Zeit bleibt, eine Nachricht zu übermitteln und die jungen Damen rechtzeitig hierher zu bringen…«, begann Horyse, der zur untergehenden Sonne blickte und dann auf die Uhr schaute, die rückwärts ging. Er blinzelte verwirrt, beachtete es aber nicht weiter. »Aber… glauben Sie, dass es möglich wäre, den Sarkophag zu transportieren?«
    Sabriel dachte an den Schutzzauber, auf den sie gestoßen war, und antwortete: »Ja. Die meisten Zauber lagen auf dem Grabhügel und dienten dazu, ihn zu verbergen. Es gibt nichts, was uns davon abhalten kann, den Sarkophag zu bewegen – natürlich bleiben die Nebenwirkungen der Freien Magie. Wenn wir die Übelkeit nicht beachten, so gut es geht, können wir ihn transportieren…«
    »Und Wyverley College ist ein altes und festes Gebäude, nicht wahr?«
    »Mehr eine Festung als eine Schule«, erwiderte Sabriel, die wusste, worauf der Oberst hinauswollte. »Leichter zu verteidigen als dieser Hügel.«
    »Fließendes Wasser… Nein? Das ist zu viel verlangt. Gut! Soldat Macking, lauf zu Major Tindall hinunter und sag ihm, seine Kompanie muss in zwei Minuten marschbereit sein. Wir kehren zu den Lastwagen zurück, dann fahren wir zum Wyverley College – es ist auf der Karte, etwa eine Meile…«
    »Südwestlich«, half ihm Sabriel.
    »Südwestlich. Wiederhole!«
    Soldat Macking wiederholte den Befehl. Dann rannte er los, offenbar froh, vom Grabhügel wegzukommen. Horyse wandte sich an den Korporal mit den vielen Dienstjahren. »Korporal Anshey«, sagte er. »Du siehst noch ziemlich kräftig aus. Glaubst du, du könntest ein Seil um den Sarkophag schlingen?«
    »Ich glaub schon«, antwortete Korporal Anshey, löste eine Seilrolle vom Gürtel und winkte mit der anderen Hand seinen Kameraden zu. »He, Burschen, raus mit euren Seilen!«
    Zwanzig Minuten später hatten sie den Sarkophag mit einem Kippständer auf einen Pferdewagen gehoben – beides von einem in der Nähe ansässigen Bauern ausgeliehen. Wie Sabriel befürchtet hatte, hatte der Sarkophag alle Motoren in einem Umkreis von zwanzig Schritt gestoppt, die elektrischen Lichter gelöscht und die Verbindungen übers Feldtelefon abgeschnitten.
    Erstaunlicherweise schien das Pferd, eine langsame alte Stute, keine übermäßige Angst vor dem glimmenden Sarkophag zu haben.
    »Wir müssen den Wagen kutschieren«, wandte Sabriel sich an Touchstone, nachdem die Soldaten den Sarkophag mit langen Stangen hinaufgehoben und den Kippständer zusammengeklappt hatten. »Ich glaube nicht, dass die Scouts die Übelkeit noch lange durchhalten.«
    Touchstone schauderte. Wie alle anderen war er blass, hatte rote Augen, seine Nase triefte und seine Zähne klapperten. »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    Doch als das letzte Seil heruntergezogen war und die Soldaten davoneilten, kletterte er auf den Kutschbock und griff nach den Zügeln. Sabriel setzte sich neben ihn und kämpfte gegen das Gefühl an, ihr Mageninhalt würde jeden Moment hochkommen. Sie warf keinen Blick auf den Sarkophag.
    Touchstone sagte »Hü!« und schwang die Zügel. Die Stute stellte die Ohren auf, stapfte vorwärts und zog an der Last. Sie kam nur langsam voran.
    »Geht es nicht schneller?«, fragte Sabriel besorgt. Sie mussten immerhin eine volle Meile zurücklegen, und die Sonne war bereits eine blutrote Scheibe über dem Horizont.
    »Es ist eine schwere Ladung«, antwortete Touchstone bedächtig und atmete heftig zwischen den Worten, als fiele ihm das Reden schwer. »Aber wir werden dort sein, ehe die Sonne untergeht.«
    Der Sarkophag schien hinter ihnen zu summen und zu kichern. Keiner erwähnte, dass Kerrigor sie einholen und schon vor ihnen am Ziel sein mochte, eingehüllt in dichten Nebel. Sabriel ertappte sich dabei, dass sie sich alle paar Sekunden ängstlich umwandte. Unwillkürlich gewahrte sie dabei jedes Mal die abscheulich changierenden Zeichen auf dem Sarkophag. Die Schatten wurden länger, und wenn ihr Blick zufällig auf die bleiche Rinde irgendeines Baumes fiel oder auf einen weißen Meilenstein, drehte sich ihr vor Angst der Magen um, denn es mochte Nebel sein, in dem sich Kerrigors Kreaturen verbargen.
    Wyverley College schien viel weiter als eine Meile entfernt zu sein. Die Sonne war nur noch eine Dreiviertelscheibe, als Sabriel die Lastwagen von der Straße auf die gepflasterte Einfahrt zum schmiedeeisernen Tor des College einbiegen sah. Daheim, dachte sie flüchtig. Aber das stimmte nicht mehr. Wyverley war zwar während des
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