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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel
Autoren: Garth Nix
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größten Teils ihres bisherigen Lebens ihr Zuhause gewesen, aber dieses Leben gehörte der Vergangenheit an. Es war das Zuhause ihrer Kindheit und Jugend, als sie nur Sabriel gewesen war. Jetzt aber war sie auch Abhorsen, und ihr Zuhause befand sich im Alten Königreich, genau wie ihre Pflichten. Und diese reisten mit ihr.
    Elektrisches Licht brannte hell in den zwei antiken Glaslaternen an den Seiten des Tores, doch es verdüsterte sich, als der Wagen mit seiner ungewöhnlichen Last hindurchfuhr. Ein Torflügel hing nur noch von einer Angel, und Sabriel erkannte, dass die Soldaten sich mit Gewalt einen Weg hindurch gebahnt hatten. Es war ungewöhnlich, dass das Tor abgeschlossen wurde, ehe es völlig dunkel war. Sabriel wurde klar, dass es zugesperrt worden sein musste, als die Alarmglocken ertönten – und diese Einsicht machte ihr noch etwas bewusst.
    »Die Glocke in der Ortschaft«, rief sie, als der Wagen an mehreren geparkten Lastern vorbeifuhr, um schließlich zu der riesigen, torähnlichen Flügeltür des Hauptgebäudes der Schule zu rollen. »Die Glocke – sie läutet nicht mehr!«
    Touchstone brachte den Wagen zum Stehen und lauschte, während er in den sich verdunkelnden Himmel blickte. Es stimmte: Die Glocke der Ortschaft Wyverley war nicht mehr zu hören.
    »Es ist eine ganze Meile«, sagte er zögernd. »Vielleicht sind wir zu weit entfernt, und der Wind…«
    »Nein«, entgegnete Sabriel. Sie spürte die Luft auf dem Gesicht, die bereits kühl war vom nahen Abend. Kein Wind wehte. »Man konnte die Glocke hier immer hören. Es muss Kerrigor sein… Er hat das Dorf erreicht. Wir müssen den Sarkophag schnell ins Haus schaffen!«
    Sie sprang vom Kutschbock und rannte zu Horyse hinüber, der auf der Treppe stand, die zu der spaltbreit geöffneten Tür führte, und mit jemandem sprach, den Sabriel nicht sehen konnte. Als sie näher kam und sich einen Weg durch Gruppen wartender Soldaten bahnte, erkannte sie die Stimme. Es war Mrs Umbrade, die Direktorin.
    »Wie können Sie es wagen, hier einzudringen!«, rief die Direktorin entrüstet. »Ich bin eine sehr gute Bekannte von Generalleutnant Farnsley, nur dass Sie es wissen… Sabriel!«
    Der Anblick Sabriels, unter diesen Umständen und außerdem in so ungewohnter Kleidung, schien Mrs Umbrade die Stimme zu verschlagen. Während der Sekunden, da sie schwieg, winkte Horyse seine Männer heran. Ehe Mrs Umbrade protestieren konnte, hatten die Soldaten die Tür weit aufgerissen und strömten um die verblüffte Direktorin herum ins Gebäude wie Wasser um eine Insel.
    »Mrs Umbrade«, rief Sabriel, »ich muss unbedingt sofort mit Miss Greenwood und den Mädchen der oberen Magieklassen reden. Sie sollten die übrigen Schülerinnen und das Lehrpersonal rasch zu den obersten Stockwerken des Nordturms bringen.«
    Mrs Umbrade schnappte nach Luft wie ein Goldfisch auf dem Trockenen, bis Horyse sich plötzlich zu ihr hinunterbeugte und schnaubte: »Marsch, los!«
    Fast noch ehe er den Mund schloss, war sie schon weg. Sabriel blickte über die Schulter und sah, dass Touchstone die Anordnung gab, den Sarkophag ins Haus zu tragen.
    Die Eingangshalle war bereits von einer Reihe von Soldaten mit Beschlag belegt worden, die jetzt Kisten aus den Lastwagen entlang den Wänden stapelten. Khakifarbene Kisten mit der Aufschrift »Kugeln- .303« oder »WP-Granaten-B2E2« häuften sich unter Bildern mit Preisverleihungen an Hockeymannschaften der Schule oder schulischen Auszeichnungen in vergoldeten Rahmen. Die Soldaten hatten auch die Flügeltür zur Aula geöffnet; sie schlossen Fensterläden und stapelten davor Bänke zu einer Barriere.
    Mrs Umbrade war noch am anderen Ende der Eingangshalle damit beschäftigt, eine Gruppe offensichtlich nervöser Mitarbeiter anzutreiben. Hinter ihnen, auf der Treppe, drängten sich Angehörige des Lehrkörpers, und ein paar Stufen weiter oben auf der Treppe redeten Schülerinnen der fünften und sechsten Klasse besorgt und aufgeregt miteinander. Sabriel bezweifelte nicht, dass der Rest der Schule auf den rückwärtigen Korridoren zusammengelaufen war, um zu erfahren, worum es bei dem vielen Lärm eigentlich ging.
    Gerade als Mrs Umbrade ihr Lehrpersonal erreichte, gingen alle Lichter aus. Einen Augenblick herrschte völlige, erschrockene Stille; dann brach der Lärm los und steigerte sich um ein Mehrfaches. Die Soldaten brüllten, die Mädchen schrien und rannten einander über den Haufen.
    Sabriel blieb stehen, wo sie war, und beschwor die
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