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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell
Autoren: Jina Bacarr
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Dicke Regentropfen zerplatzten wie mit Wasser gefüllte Luftballons auf dem Asphalt. In Sekundenschnelle war ich komplett durchnässt. Kein schöner Anblick. Ich suchte Unterschlupf in einem Künstleratelier, an dessen Tür ein verblichenes Schild verkündete:
Das Haus Morand.
“Das Wachsfigurenkabinett” wäre wahrscheinlich ein passenderer Name gewesen.
    Wenn ich mich so umschaue hier, sieht das Haus eher wie die Kulisse zu einem Horrorfilm aus. Staubflusen in jeder Ecke, vergilbte Zeitungen auf den Stühlen und ein Bücherregal mit Kunstbüchern neben einem hohen, mit Elfenbein verzierten Wandschirm. Eine elektrische Herdplatte mit schmutzigen roten Töpfen steht auf einem chinesischen Tischchen, daneben Behälter mit Pinseln. Es riecht nach Terpentin.
    Der alte Maler räuspert sich.
    “Sind Sie so weit, Mademoiselle?”
    Ich nicke.
    Nässe rinnt an meinen Oberschenkeln hinunter und macht mich ganz nervös, vor allem wenn ich sehe, wie er seelenruhig raucht und vor sich hin summend auf mich wartet. Jetzt kann ich nicht mehr zurück. Ich atme tief aus. Das war’s dann. Mein Schicksal gehört der Leinwand. Ich fühle mich heiß, klebrig und verschwitzt. Und stelle mich in Positur.
    Wer hätte gedacht, dass es so schwierig ist, zwanzig Minuten auf einer Stelle zu stehen? Vor allem da ich mich darauf konzentrieren muss, meine pulsierende Schamgegend zu ignorieren. Also gut, ich spreche hier von meiner Muschi. Jetzt muss ich es verschämt zugeben: Es macht mich tierisch an, so ganz nackt hier Modell zu stehen. Nein, der alte Maler baggert mich nicht an. Dazu ist er zu professionell.
    Ich bin es, die sexuell frustriert ist, und nicht mal ein steifer Hals – oh, was würde ich für einen steifen Penis geben – oder Rückenschmerzen können mich davon abhalten, mir vorzustellen, wie mein Körper sich rhythmisch bewegt, während mein Geliebter an meiner Klitoris leckt, dann meine Lippen öffnet, um mit seiner Zunge tief in mich einzudringen, bevor er sich wieder meiner Perle widmet und das Spiel von Neuem beginnt. So lange bis ich es nicht mehr aushalte und sich meine Energie wellenförmig entlädt. Immer und immer wieder …
    Mmm… träum weiter.
    Hinter dem Wandschirm lege ich eine kleine Pause ein, um meine steifen Muskeln ein wenig zu massieren und den Schweiß zwischen meinen Beinen abzutrocknen. Es ist doch Schweiß, oder? Ich lächle und rieche an meinem Finger. Vielleicht auch nicht. Ich seufze tief auf und greife nach einem vergammelten und mit Farbe beschmierten Kittel, der an einem Kleiderhaken hängt. Er sieht aus, als ob er hier schon seit der Französischen Revolution hängt. Aber zumindest ist er trocken. Meine eigenen Kleider sind leider immer noch nass.
    Tropf, tropf! Auf Zehenspitzen spaziere ich durch Wasserpfützen, die sich auf dem Holzboden gebildet haben. Ist hier ein Loch in der Decke? Ich schaue nach oben. Im Gegensatz zum restlichen Studio fällt hier Licht ein. Über meinem Kopf prasselt der Regen auf ein quadratisches Dachfenster. Ich zittere. Irgendwie unheimlich hier. Was der alte Maler wohl hinter dem schwarzen Vorhang versteckt hält? Vielleicht Dorian Gray in
Jockey
-Unterwäsche? Ich bin gerade dabei, den Vorhang neugierig zur Seite zu schieben, als mir ein besonderes Objekt auffällt. Es ist ungefähr zwanzig Zentimeter hoch, aus Bronze gearbeitet und sieht ziemlich grimmig aus: eine Statue, die eine mit Federn besetzte Krone auf dem Kopf trägt und einen Dreschflegel in der Hand hält. Aber besonders auffällig ist die Erektion, die er vor sich herträgt. Habe ich eben von Erektion gesprochen? So wie bei einem Penis? Einem Schwanz? Oh ja, genau das habe ich getan!
    Das ist viel besser als irgendein Souvenir aus dem Hotel. Ich bin neugierig und umfasse den Penis der Statue mit meiner Hand. Keine Ahnung, wieso ich das mache, aber ich kann nicht anders. Ich lächle. Es ist eine ganze Weile her, dass ich solch ein hartes Glied in der Hand gehalten habe.
    Ich schaue über den Wandschirm und frage den alten Maler nach dieser Statue.
    “Sie halten ‘La Gaule’, die Erektion des ägyptischen Gottes Min, in der Hand.” Er schüttelt dabei sein Zigarettenpäckchen. Es ist leer.
    “Er sollte Werbung für Viagra machen”, sage ich und versuche meine Unsicherheit zu überspielen. Die Statue sieht irgendwie süß aus, zumindest wenn man auf Ägypter mit stachligen Haaren steht.
    “Min ist ein Fruchtbarkeitsgott, Mademoiselle. Sein Symbol ist der Blitz.”
    In diesem Augenblick flammt ein
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