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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor
Autoren: bottero
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klirrend auf den Felsen schlug.

    326

    Nathan warf sich nach vorne und sah in den Abgrund.
    Zwei sich umklammernde Gestalten stürzten hinab.
    Immer schneller. Immer tiefer.
    Auf den Säuresee zu.
    Jaalab fuchtelte umher und wollte sich von Shaé, dem Panther, befreien, der seine ganze Energie aufbrachte, um das Werk der Zerstörung fortzusetzen, das das Schwert begonnen hatte. Er zerfetzte ihm mit seinen Krallen und Zähnen den Bauch.
    Sie kamen der Oberfläche des Sees immer näher.
    Ein verzweifelter Schrei ertönte. Nathan brauchte einen Moment, bis er verstand, dass er derjenige war, der geschrien hatte.
    Er schrie immer weiter.
    Bis seine Stimme versagte.
    Einhundert Meter tiefer verschwamm die winzige Form des Panthers.
    Bis sie völlig verschwunden war.
    Der sterbende Jaalab tauchte alleine in die Säure. Sein Körper verschwand unter der Oberfläche. Nun begann die giftige Flüssigkeit mit ihrer Zerstörungsarbeit. Sie griff das Fleisch an, löste die Knochen auf und verwandelte Muskeln und Sehnen in giftige Dämpfe.
    Als das tödliche Brodeln nachließ, war von der Kraft des Anderen nur noch ein gräulicher Nebel da, den ein Windhauch vertrieb.
    Hoch oben über dem See ließ sich ein Adler mit riesiger Spannweite und nachtschwarzem Gefieder sanft durch die Lüfte gleiten.

    327

EIN TOR

1
    ch dachte, du könntest dich nur in einen Panther verI wandeln.«
    »Das dachte ich auch.«
    »Und?«
    »Ich habe mich geirrt.«
    Im Erdgeschoss angelangt, zog Shaé Nathan bis zu Barthélemys Tür, vor der sie stehen blieb. Ohne weiter auf seine Fragen einzugehen, hielt sie ihre Handflächen dagegen.
    »Was machst du?«, fragte Nathan plötzlich beunruhigt.
    »Ich sehe nach.«
    Sobald ihre Haut die Tür berührte, wurde diese für ih-re Augen durchsichtig. Auch wenn sie auf das, was sie sah, gefasst war, zuckte sie zusammen. Und als sie Nathan die Szene schilderte, zitterte ihre Stimme:
    »Milizionäre. Zwei, drei, nein, fünf, sieben … schwer bewaffnet, mit Suchgeräten. Sie wissen, dass wir hier sind, Nat, sie warten nur darauf, dass wir rauskommen.
    Wir haben gar keine Chance, uns an ihnen vorbeizu-schleichen. Nicht die geringste.«
    Sie drehte sich zu ihm um.
    »Zwecklos, wenn wir bis zur Tür von Valenciennes laufen. Dort erwartet uns das gleiche Empfangskomitee im Keller der Bibliothek.«
    »Und die anderen Türen?«

    331

    »Ich bin Baumeisterin, keine Zauberin. Die Regel, die besagt, dass die Türen sich nur denjenigen öffnen, die sie benutzten, um in das Haus zu gelangen, gilt auch für mich.«
    »Und die Eisentüren?«
    »Ich nehme an, mit Hilfe der Karte aus der Inkunabel und mit ein wenig Zeit könnten wir sie entdecken. Aber um durch sie hindurchzugehen? Vergiss nicht, dass unsere Vorfahren es für besser hielten, sie zu verschließen.
    Du kannst dir vorstellen, was sich auf der anderen Seite befindet.«
    »Das achte Tor? Das Jaalab erwähnte und das ihm erlaubte, sich zu befreien?«
    »Dieses Tor befindet sich nicht innerhalb des Hauses.
    So steht es in der Inkunabel!«
    »Also sitzen wir hier fest«, schloss Nathan.
    Langsam gingen sie zum Hauptsaal zurück.
    Von Zeit zu Zeit legte Shaé ihre Hand auf eine der Tü-
    ren, die ihnen verboten waren, und erzählte Nathan, was sie auf der anderen Seite sah: Ruinen antiker Bauwerke, Urwälder, belebte Straßen, Wüstenlandschaften, feuchte Kellergewölbe, und einmal den lebendigen Schalterraum einer Bank zur Hauptgeschäftszeit. Am häufigsten jedoch herrschte hinter den Türen schwarze Nacht oder sie waren im Laufe der Jahrhunderte mit Tonnen von Erde und Steinen zugeschüttet, so dass Shaé nichts erkannte.
    Sie wussten nicht, wie sie das Haus verlassen konnten.

    332

2
    ie saßen auf einem bequemen Sofa, das sie auf die S Terrasse gestellt hatten. Vor ihnen erstreckte sich die Wiese, das Pratum Vorax, bis zum Horizont, und friedli-che Wellen liefen über sie hinweg. Trügerische.
    Nathan befand sich nach der Begegnung mit Jaalab in bemitleidenswertem Zustand.
    Seine Augen taten ihm immer noch weh, ebenso seine Schultern und sein Genick. Die Haut seines Oberkörpers war grün und blau, und bei der kleinsten abrupten Bewegung verzog er das Gesicht.
    Dennoch waren die Schmerzen seine geringste Sorge.
    Es hätte ihn beunruhigen müssen, dass das Haus im Irgendwo zum Gefängnis geworden war, aber es gelang ihm nicht, sich auf dieses Problem zu konzentrieren.
    Er dachte an Shaé.
    So nah und doch so fern.
    Sie räkelte sich lässig und fuhr mit der Hand
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