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Darth Scabrous

Darth Scabrous

Titel: Darth Scabrous
Autoren: Joe Schreiber
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darüber erzählt. In der einen Minute war er auf der Krankenstation, um diese Schnittwunde am Arm versorgen zu lassen. Dann ging Arl kurz weg, um nach den anderen Patienten zu sehen, und als er zurückkam, war Nickter fort.«
    »Dann ist er einfach weggegangen.«
    Hartwig beugte sich vor und senkte die Stimme. »Er ist dieses Jahr schon der Vierte.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Du weißt genau, was man sagt.«
    Jura seufzte, als ihm klar wurde, worauf das Gespräch hinauslief. »Du unterhältst dich zu viel mit Ra'at.«
    »Kann schon sein«, meinte Scopique, der zum ersten Mal das Wort ergriff. »Aber vielleicht weiß Ra'at ja in diesem Fall, wovon er spricht.«
    Jura drehte sich ganz um und starrte ihn finster an. Scopique war ein Zabrak, und seine Stammestätowierungen und die Ansammlung rudimentärer Hörner, die aus seiner Kopfhaut sprossen, waren für ihn seit jeher eine Quelle tiefen Stolzes. Bei Unterhaltungen pflegte er, den Kopf um der dramatischen Wirkung willen leicht nach vorn geneigt zu halten, mit dem Licht hinter sich, sodass die Schatten der Hörner Dolchen gleich über die Zeichnungen seines Gesichts fielen. Einen Augenblick lang schauten die beiden einander in angespanntem Schweigen an.
    »Wir haben alle dasselbe gehört«, sagte Jura, bemüht, seine Stimme neutral zu halten. »Über das Ausdünnen der Herde, über die Experimente ... Worauf willst du hinaus?«
    Scopique lehnte sich nah zu ihm. »Lord Scabrous.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Wenn er Schüler für seine eigenen Zwecke entführt«, meinte Scopique, »dann muss irgendwer herausfinden, wer der Nächste sein könnte.«
    Jura stieß ein trockenes, verhaltenes Lachen aus, das jedoch nicht so verächtlich oder spöttisch  klang,  wie er gehofft  hatte.  »Und wie
    hast du vor, an diese Information heranzukommen?«
    »Ich nicht«, erklärte der Zabrak und deutete auf ihn, »sondern du.«
    »Ich?«
    »Du bist perfekt für diese Aufgabe. Jeder weiß, dass du den Überlebensinstinkt eines hungrigen Dianoga besitzt. Du wirst schon eine Möglichkeit finden.«
    Jura stieß seinen Stuhl zurück und stand auf, alles mit einer einzigen fließenden Bewegung. Er schwang eine Hand vor, griff nach oben und schloss seine Finger fest um die Kehle des Zabrak, um dessen Luftröhre kräftig genug zuzudrücken, dass er den Knorpel knacken fühlte. Alles geschah so schnell, dass es Scopique trotz seiner Kraft und des Gewichtsunterschieds unvorbereitet erwischte - jedoch bloß für einen Moment. Als er wieder sprach, war seine Stimme ruhig, fast beiläufig und gerade laut genug, dass bloß Jura ihn hören konnte.
    »Auf meinem Heimatplaneten gibt es ein Sprichwort, Ostrogoth: Nur ein Narr lässt eine unbezahlte Schuld verjähren. Denk mal darüber nach.« Scopique nickte leicht in die Richtung von Juras Arm. »Da du für mich nach wie vor einen gewissen Nutzen hast, gestatte ich dir, deine Hände aus freien Stücken von meinem Hals zu nehmen und vor unseren Mitschülern dein Gesicht zu wahren. Aber wenn ich dich das nächste Mal sehe, wirst du mir mitteilen, was du über die Verschwundenen herausgefunden hast.« Der Zabrak lächelte dünn. »Andernfalls wird der Rest der Akademie bald eine Seite an dir sehen, von der ich nicht glaube, dass du möchtest, dass sie sie sehen - eine höchst unvorteilhafte Seite. Verstehen wir uns?«
    Juras Kiefer verkrampfte sich. Er war zu zornig, um für eine Antwort darauf auf seine Stimme zu vertrauen. Stattdessen beließ er es bei einem knappen Nicken.
    »Gut«, sagte Scopique. Eine Sekunde später drehte sich der Zabrak um und ging davon. Als er und Hartwig zur Tür hinaustraten, trug Jura Ostrogoth sein unberührtes Mahl zum Abfallbehälter und warf es hinein, mitsamt Tablett und allem. Ihm war der Appetit vergangen.
     
    Als er den Speisesaal verlassen hatte und wieder draußen in der Kälte war, stapfte Jura durch den Schnee. Seine Fäuste waren geballt und hingen bebend hinab. Nachdem er sich einige Meter von der Tür entfernt hatte, bis zu einer Stelle, wo er sicher war, dass niemand ihn sehen konnte, duckte er sich in eine schmale Nische und starrte die Steinwand an. Zorn brodelte in seiner Brust.
    Andernfalls wird der Rest der Akademie bald eine Seite an dir sehen, von der ich nicht glaube, dass du möchtest, dass sie sie sehen,
    höhnte Scopiques Stimme in seinem Kopf. Verstehen wir uns?
    Juras Gedanken schweiften vier Standardjahre zurück, zu dem Tag, an dem er in der Akademie angekommen war, ein
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