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Darth Scabrous

Darth Scabrous

Titel: Darth Scabrous
Autoren: Joe Schreiber
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Krankenstation begeben hatte, um seine körperlichen Verletzungen versorgen zu lassen... oder dass er zu den Schlafsälen zurückgekehrt war, um seine weniger greifbaren Wunden zu lecken.
    »So oder so«, meinte Jura zu Kindra, als sich die beiden an der gekrümmten Steinplatte vorbeischoben, die einen der fünf Zugänge zur Bibliothek der Akademie markierten. »Was davon zutrifft, spielt jetzt ohnehin keine Rolle, oder? Er hat jedenfalls keine so tolle Figur gemacht.«
    Kindra nickte, sagte jedoch nichts. Sie waren unterwegs zum Speisesaal, um ihr Mittagessen einzunehmen. Nach einer kurzen Atempause heute Morgen schneite es wieder, stärker jetzt - kleine, staubtrockene Flocken wehten vor ihnen über den Boden, krochen über die Wege und wurden vom Wind gegen die Außenmauern der Akademie getrieben. Jura, der auf Chazwa im Orus-Sektor aufgewachsen war, war gut für solches Wetter gewappnet und hatte sein Gewand beim Gehen bis zum Hals geöffnet. Den Sturm, der in Böen durch den Stoff drang, nahm er beinahe gar nicht zur Kenntnis. Er hatte gesehen, wie andere Akolythen aus wärmeren Gegenden dieselbe Aura eherner Gleichgültigkeit mit klappernden Zähnen und blauen Lippen zur Schau zu stellen versuchten, doch ihm machte die Kälte wirklich nichts aus, und das war nie anders gewesen.
    »Was ist mit Lussk?«, fragte Kindra.
    Jura warf ihr einen Seitenblick zu. »Was soll mit ihm sein?«
    »Hat irgendwer gesehen, wo er hin ist?«
    »Wer weiß das schon?« Es gelang ihm nicht gänzlich, die Verärgerung in seiner Stimme zu verschleiern. »Lussk kommt und geht, wie es ihm gefällt. Tage vergehen, ohne dass irgendwer ihn zu Gesicht bekommt. Nach dem, was ich gehört habe...«
    Er ließ die Worte abklingen und schaute den Turm hinauf, der genau in der Mitte der Akademie in die Höhe wuchs, ein gewaltiger schwarzer Zylinder vor grauem Himmel. Hin und wieder stieg schwarzer Rauch von der Spitze des Turms auf, um den Himmel zu besudeln. Dann regneten dicke, dunkle Ascheflocken herab, und der Gestank war so schlimm, dass ihm Augen und Nase liefen. Im Gegensatz zur Kälte hatte sich Jura nie an den Rauch und die Asche gewöhnen können.
    »Was hast du gehört?«, fragte Kindra.
    Er schüttelte den Kopf. »Bloß Gerüchte.«
    »Die sind mir ebenfalls zu Ohren gekommen.« Sie sah ihn demonstrativ an. »Und nicht nur die über Lussk.«
    »Wovon redest du da?«
    »Ach, nichts«, sagte sie und ging an ihm vorbei in den Speisesaal.
    Als sein Mittagessen vor ihm stand - ein sehniges Stück Mubasa-Haxe und eine Dose Montrafruchtsaft -, musterte Jura Ostrogoth im Speisesaal alles um sich herum mit wachsamem Blick. Er war schon lange genug hier, um zu wissen, dass Gewalt stets neue Gewalt hervorbrachte. Die Neuigkeiten über das, was Nickter widerfahren war, konnten leicht das Verlangen der anderen Schüler entflammen, sich in der Hackordnung der Akademie weiter nach oben zu arbeiten - und Jura stand gerade hoch genug auf der Leiter, um ein Ziel abzugeben.
    Er aß allein, so wie die meisten der Schüler, den Rücken nach Möglichkeit der Wand zugekehrt. Es wurde nicht viel geredet, bloß das stetige Klirren von Besteck und Tabletts war zu vernehmen. Wenn man hier war, brachte man seine Mahlzeit so rasch wie möglich hinter sich und widmete sich wieder den Trainingsstunden, seinen Studien, der Meditation oder Machtübungen. Zeit, die man mit gesellschaftlichen Belangen verbrachte, war vergeudete Zeit - das zeigte Schwäche und einen Mangel an Disziplin und Umsicht, der praktisch einer Einladung an deine Feinde gleichkam.
    »Jura!«
    Er hielt inne und drehte sich um. Dort stand Hartwig, mit Scopique neben sich. Ihre Tabletts waren voll, doch keiner der beiden wirkte, als habe er vor, sich hier hinzusetzen. »Was gibt's?«, fragte er also.
    »Hast du das von Nickter gehört?«
    »Was, die Sache im Tempel?« Jura zuckte mit den Schultern. »Das ist doch alter Kaf.«
    Hartwig schüttelte den Kopf. »Nein, darüber, dass er verschwunden ist.«
    »Was für eine Überraschung.« Jura gab sich gleichgültig und wandte sich wieder seinem Essen zu. Er spürte am Rande, dass die anderen Schüler in der Nähe fast unmerklich die Köpfe nach vorn legten, um die Unterhaltung zu belauschen, und er fragte sich, ob es vielleicht wirklich etwas Hörenswertes gab. »Wahrscheinlich hat er sich irgendwo verkrochen, um sich selbst zu bemitleiden.«
    »Nein, ich meine, er ist wirklich verschwunden«, erklärte Hartwig. »Der Pfleger, Arljack, hat Scopique alles
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