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Darth Scabrous

Darth Scabrous

Titel: Darth Scabrous
Autoren: Joe Schreiber
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war der Wind abgeklungen. Abgesehen vom Kratzen seiner Stiefel auf dem flachen, unebenen Boden war alles ruhig. Die steinerne Miene des Schwertmeisters gab nichts von dem preis, was in ihm vorging. Der dünne, lippenlose Schlitz seines Mundes bewegte sich nie. Er sagte nichts, und das war auch gar nicht nötig. Dies war der Moment, in dem das erste Duell verkündet wurde, und Nickter hatte die Gerüchte genauso gehört wie all seine Mitschüler. Heute war der Tag, an dem Lussk seine Herausforderung aussprechen würde.
    Rance Lussk war der beste Schüler der Akademie - ein Sith-Akolyth mit so viel rohem Talent und Potenzial, dass es nur wenige jemals wagten, an ihn heranzutreten, ganz zu schweigen davon, ihn zum Duell zu fordern. Gegenwärtig verbrachte er den Großteil seiner Zeit mit privaten Trainingsstunden mit Shak'Weth und den anderen Meistern der Akademie. Einige behaupteten, dass er sogar schon mit Lord Scabrous persönlich meditiert hatte, oben im Turm... auch wenn Nickter diesbezüglich gewisse Zweifel hegte. Bislang war er noch keinem Schüler begegnet, der tatsächlich von sich sagen konnte, im Innern des Turms gewesen zu sein. Trotzdem wartete er mit angehaltenem Atem.
    Die Gruppe war vollkommen still geworden. Einen Moment später trat Lussk vor.
    Lussk war eine agile, muskulöse Gestalt in Mantel und Tunika, mit einem länglichen Gesicht und flammend rotem Haar, das er sich lang hatte wachsen lassen, um es nun hinter dem Kopf in einem so eng geflochtenen Zopf zu tragen, dass die Haut an den Rändern seiner blassgrünen Augen spannte. Es ließ sie tatsächlich wirken, als stünden sie ein wenig schräg. Sein augenfälligstes Merkmal jedoch war das verschlossene Schweigen, das über ihm schwebte wie eine tödliche Wolke. Nah an ihn heranzutreten hieß, sich einer Aura düsteren Grauens auszusetzen. Bei den ein oder zwei Malen, als Nickter Lussk in den Fluren der Akademie zufällig angerempelt hatte, konnte er merklich spüren, wie die Temperatur und der Sauerstoffgehalt abnahmen. Lussk strahlte Gefahr aus - er atmete sie aus wie Kohlendioxyd.
    Nickter spürte, wie sich sein ganzer Körper versteifte - abgesehen von seinem wild klopfenden Herzen -, als sich Lussk langsam umdrehte, um die anderen Akolythen mit einem gleichgültigen, beinahe reptilienhaften Starren zu mustern. Was mögliche Gegner betraf, so gab es nur wenige, die seiner würdig waren. Lussks Blick schweifte über Jura Ostrogoth, Scopique, Nace, Ra'at und einige der geschicktesten Kämpfer der Gruppe hinweg. Nickter fragte sich, ob einer von ihnen die Herausforderung annehmen würde, wenn er sie zum Duell forderte. Die Erniedrigung zu kneifen war nichts verglichen mit der potenziellen Katastrophe, im Ring gegen Lussk zu verlieren. In seinen Händen konnte selbst ein Übungsschwert mit seiner Durastahlklinge und den Millionen mikroskopisch kleinen, giftgefüllten Widerhaken verheerende Verletzungen anrichten.
    Lussk blieb stehen, und Nickter wurde bewusst, dass der rothaarige Akolyth ihn anstarrte. Seine Worte hingen förmlich in der Luft.
    »Ich fordere Nickter heraus.«
     
    Im ersten Moment dachte Nickter, sich verhört zu haben. Dann sickerte die Realität in seinen Verstand ein, und er spürte, wie seine Eingeweide tiefer sackten, als wäre der Boden selbst unvermittelt unter seinen Füßen verdampft. Die Zeit schien stillzustehen. Er war sich darüber im Klaren, dass sich Shak'Weth und all die Schüler umdrehten und in seine Richtung schauten, darauf wartend, dass er vortrat oder zurückwich. Mit Blick auf den Übungsaspekt machte Lussks Wahl keinen Sinn - obgleich er sich im Training durchaus zu behaupten vermochte, war Nickter dem anderen Schüler klar unterlegen. Er bot ihm keine Gelegenheit, seine Fähigkeiten weiter zu verbessern oder den anderen sogar eine gute Show zu liefern.
    Dennoch hing die Herausforderung zwischen ihnen offen in der Luft.
    »Nun, Nickter?«, fragte der Schwertmeister. »Was sagst du?«
    Nickter senkte den Kopf und spürte, wie langsam eine vertraute Wärme in Wangen und Hals kroch. Er war sich bewusst, dass eine formelle Erwiderung darauf nicht notwendig war. Einfach den Kopf zu beugen und zurückzutreten wäre Antwort genug. Einen Moment später würde das Getuschel einsetzen, während sich das bisschen Ansehen, das er sich in den letzten zwei Jahren erkämpft hatte, langsam verflüchtigte. Natürlich war das Ganze ein Dilemma, das er nicht unbeschadet überstehen würde, aber zumindest hatte er auf diese
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