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Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Titel: Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)
Autoren: Lynn Viehl
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angelockt worden und hatten diese freigelassen. Gabriel nahm an, dass man ihn aus der Stadt gebracht hatte, um zu verhindern, dass man auch ihn befreite.
    Er würde vielleicht nie wieder frei sein. Gabriel hatte diese Tatsache schon vor langer Zeit akzeptiert. Aber die Hoffnung, dass er den Kyn vielleicht mitteilen konnte, was er als Gefangener der Brüder erfahren hatte, war noch nicht erloschen. Dieses Wissen lag wie ein weiterer Fluch auf seinen Schultern.
    Leider hatte Benait recht mit seinen Worten: Gabriel war derzeit durch den Blutverlust und die Verletzungen zu geschwächt, um sich zu befreien. Seine einzige Hoffnung bestand in der vagen Chance, eines Tages sein Talent wieder benutzen zu können, um vielleicht einen der Einheimischen dieses neuen Ortes zu sich zu locken – oder das Mädchen aus seinen Träumen. Wenn er weiter von ihr träumte, musste das doch bedeuten, dass es sie wirklich gab.
    Er konnte doch nicht verrückt sein.
    Die Brüder gingen davon aus, dass Gabriel schon vor langer Zeit verrückt geworden war, so wie Thierry Durand in Irland, deshalb ließen sie ihn jetzt häufig unbewacht. Es war eine Schande, dass das letzte Verhör ihn in diesen schrecklichen Zustand versetzt hatte, sonst hätte er sich befreien können. Weder seine alten noch seine neuen Wunden würden sich jedoch schließen, bis er entweder sein Talent benutzen konnte oder ein Mensch ihm genug Blut gab, um diese zu heilen.
    Wenn er sich überhaupt noch heilen wollte …
    Die düstere und hässliche Realität traf ihn mit voller Wucht, ein gnadenloser eiserner Panzerhandschuh, der das wackelige Bild der hellhaarigen Frau aus dem Wald zerschlug. Solche Träume bedeuteten nichts. Alle, die Gabriel geliebt hatte, waren tot; seine gesamte Familie war von den Brüdern abgeschlachtet worden. Seine Loyalität und sein Schweigen waren umsonst gewesen; kein Kyn war gekommen, um für ihn zu kämpfen oder ihn zu befreien. Nach zwei Jahren konnte er nur annehmen, dass man ihn vergessen, für tot erklärt oder absichtlich im Stich gelassen hatte. Trotz der Bürde dessen, was er über die Brüder erfahren hatte, konnte er der Aussicht, seine Existenz zu verlängern und seinen sadistischen Geiselnehmern weiter als Spielzeug zu dienen, nichts mehr abgewinnen.
    Am Ende war selbst das nobelste Durchhalten sinnlos, genauso vergeblich wie die Verhöre der Brüder.
    Benait sprach erneut mit ihm. »Fragst du dich nie, warum sie dein Gesicht unangetastet gelassen haben, Vampir?«
    Gabriel hatte nach dem ersten Jahr seiner Gefangenschaft fast nichts mehr hinterfragt, was man ihm antat. Er hätte das gesagt, aber ungefähr zur gleichen Zeit hatte er aufgehört, mit seinen Folterern zu sprechen. Ursprünglich hatte er das Schweigen als einzige Möglichkeit des Widerstandes gesehen, die ihm noch geblieben war. Jetzt war es seine einzige Rückzugsmöglichkeit, der letzte Zufluchtsort. Aus einem Bollwerk aus Eis drang nie ein Laut.
    Er hätte nicht sprechen können, selbst wenn er gewollt hätte; sie hatten ihn in Paris mit einem dünnen, breiten Kupferband geknebelt, das um seinen Mund geschmiedet war. Das gab ihm ebenfalls wertvolle Informationen über seine derzeitige Lage. Sie hatten ihn offenbar an einen Ort gebracht, an dem sie es sich nicht leisten konnten, dass er Lärm machte.
    Benait trat näher. »Meine irischen Brüder hatten die Anweisung, dein Gesicht nicht zu verletzen. Ich schätze, sie haben Fotos von dir gemacht und sie eurem König geschickt. Als Beweis, dass wir dich zumindest vom Hals aufwärts gut behandeln.«
    Gabriel hörte noch mehr Geräusche, die auf Aktivitäten auf der anderen Seite der Wand deuteten. Stein, der auf Stein traf, Wasser, das Kratzen von Metall an Mauerwerk. Er starrte auf die Glaskugel der Lampe, die halb mit Flüssigkeit gefüllt war. Sie hatten ihn wiederholt mit glühenden Stäben und Eisen sowie mit zahllosen Kupferwerkzeugen verbrannt, aber noch nie mit Kerosin oder Öl. Wie lange würde es dauern, bis sein ausgedörrter Körper brannte? Stunden? Tage?
    Warum war ihm das egal? Hatten sie ihm das letzte Entsetzen – seine ganzen restlichen Gefühle – in Paris ausgetrieben?
    »Euer König hat ihre Bedingungen für deine Freilassung nie erfüllt.« Benaits rote Lippen wurden schmal. »Stattdessen schickte er seinen Attentäter nach Dublin, kurz nachdem wir dich nach Paris gebracht hatten.«
    Lucan .
    »Er hat jeden Einzelnen dort abgeschlachtet«, fuhr Benait fort. »Sowohl die Brüder als auch die Maledicti
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