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Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Titel: Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)
Autoren: Lynn Viehl
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. Die Überwachungskameras haben das alles aufgezeichnet.«
    Eine Frau schrie in Gabriels Erinnerung und übertönte die menschliche Stimme. In Dublin hatte sie wiederholt in der Zelle neben Gabriels geschrien. Er hatte sie nie gesehen, aber sie hatte etwas in alter Sprache gerufen, in der, die die Priester nicht beherrschten. Sie hatte geschrien, dass sie ihr bei lebendigem Leib die Haut abzogen. Fast ein ganzes Jahr lang waren ihre Schreie durch seinen Kopf gehallt. Er wusste immer noch nicht, ob es eine Fremde gewesen war oder seine jüngere Schwester Angelica, die ebenfalls mit ihm und den Durands gefangen genommen worden war.
    War es Angelica gewesen? Hatte Lucan sie so gefunden, gebrochen und zerschunden, unfähig, sich von den entsetzlichen Dingen zu erholen, die man ihr angetan hatte? Hatte er sie getötet, um sie zu erlösen?
    Es nicht zu wissen trug stündlich zu Gabriels trostlosem inneren Winter bei, ließ eine ätzende Schneeflocke nach der anderen fallen.
    »Wir wissen aus den Berichten, dass sie dich in Dublin niemals brechen oder euren König davon überzeugen konnten, ihre Bedingungen zu erfüllen«, sagte sein Geiselnehmer. »Trotz der hingebungsvollen Bemühungen meiner Brüder in Paris während des letzten Jahres hast du auch ihnen getrotzt.« Benait stellte die Lampe auf einen wackeligen Tisch neben dem Kamin und streckte die Arme aus, stöhnte erleichtert, als ein Gelenk knackte. »Du hast dich als praktisch nutzlos für uns erwiesen.«
    Praktisch nutzlos. Eine Ächtung. Ein Kompliment. So sinnlos wie die Wahrung seiner Ehre.
    Nein, dachte Gabriel. Denn wenn sie mich gebrochen hätten, dann hätte ich die Kyn verraten, und andere hätten mein Schicksal ebenfalls erleiden müssen. Es war richtig, standhaft zu bleiben.
    Würde das Mädchen aus seinen Waldträumen es verstehen, wenn es sie wirklich gab? Würde sie ihm vergeben, dass er nicht in der Lage gewesen war, zu ihr zu kommen?
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Vampir.« Benait drehte den Docht herunter, sodass das Licht weicher wurde. »Du hast deinen endgültigen Aufenthaltsort erreicht, und ich werde jetzt die wenigen letzten Riten ausführen.«
    Erleichterung und Scham setzten den letzten Rest von Gabriels strenger Selbstdisziplin und Gleichgültigkeit in Flammen. Sein Kopf verlangte von ihm, zu kämpfen, zu ertragen und zu überleben, aber die Worte des Menschen wärmten sein eingefrorenes Herz. Keine endlosen Verhöre mehr, keine sinnlose Folter. Es würde ihn nicht länger quälen müssen, dass er von seinen Leuten aufgegeben worden war, dass er allein und verzweifelt in den schweigenden Schatten existierte. Er würde nicht mehr traurig sein müssen darüber, dass er alle überlebt hatte, die jemals von ihm geliebt worden waren. Er würde nicht länger mehr und mehr von sich selbst seinem Talent opfern müssen. Er musste nicht länger in der eisigen Hölle in seinem Innern ausharren, nur um am Leben zu bleiben. Jetzt würde dieser Mensch seine Gebete sprechen, sein Schwert ziehen und Gabriel den Kopf abschlagen, und diese Stufe der Hölle würde seine letzte sein.
    Am Ende, ich bin am Ende angelangt, es ist vorbei.
    Alles, auf das er zurückgegriffen hatte, um sein Schweigen zu wahren, war auf diesen einen Punkt ausgerichtet gewesen. Solange er nicht um sein Leben flehte, würde es vorbei sein. Er hatte verloren, aber er hatte auch gewonnen. Sie hatten ihn nicht gebrochen. Nicht ein Mal. In dieser Hinsicht hatte er gesiegt.
    Sie würde es verstehen, sein blasses Mädchen. Sie würde ihn allein und ohne Angst in die Dunkelheit gehen lassen. Dort … dort würde er auf sie warten.
    Hinter den Mauern schlug etwas gegen einen Eimer, und jemand fluchte in einer anderen Sprache.
    »Es wäre anders gelaufen, wenn du mit uns kooperiert hättest«, sagte Benait und nickte, als stimme er Gabriels Gedanken zu, während er näher kam. »Wir hätten dich mit zu uns ins Licht genommen, wir hätten dich zu einem Krieger Gottes gemacht. Und du hättest schließlich deine schwarze Seele gerettet.«
    Die Brüder fühlten sich immer berufen, solche Reden zu halten, bevor sie ihn irgendwelchen monströsen Qualen aussetzten. Nicht seinetwegen, glaubte Gabriel, sondern um sich selbst eine Art Absolution zu erteilen, bevor sie ihre Gräueltaten ausführten. Es funktionierte nicht immer; einer der Unmenschen in Dublin war wahnsinnig geworden und hatte Gabriel seine Halluzinationen zugeflüstert.
    Benait holte eine Bibel heraus und schlug das letzte Kapitel
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