Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
buchen. wenn man keine Freunde an der richtigen Stelle sitzen hatte. Aber als Senator konnte er immer noch seinen Rang ausspielen, auch wenn er damit höchstwahrscheinlich die Reisepläne eines völlig Fremden durcheinander brachte. Er beruhigte sein Gewissen jedoch mit der Überlegung, dass er vermutlich einem Parteigänger der Expansionisten Unannehmlichkeiten bereitete, denn diese Leute zählten zu den wenigen, denen überhaupt noch Reisen gestattet wurden.
Das Programm rief ein Verzeichnis ab, und der Computer gab ein schwaches, nicht unangenehmes Geräusch von sich, während er arbeitete. Nach mehreren Minuten öffnete sich ein Fenster, ein Reiseplan mit einer Umsteigemöglichkeit auf Vainwal. Das System akzeptierte seine Daten ohne Rückfrage, und er ließ die Buchung vornehmen. Sie hatten sechs Stunden Zeit, um zu packen und zum Raumhafen zu fahren. Das war nicht lange, und er betete darum, dass Katherine nicht allzu sehr widersprach.
Erschöpft von der Anstrengung, ließ er die Schultern ein wenig sinken. Sobald er sich entspannt hatte, kehrten die Stimmen aus dem Traum zurück, und Herm fiel ein, dass er noch nicht über die zweite nachgedacht hatte, die unbekannte, leisere Stimme, Frustriert bemühte er sich, sie noch einmal zu hören. Er zwang sich, ein paarmal tief Luft zu holen und ein wenig Geduld aufzubringen, obwohl es ihn vor allem nach Taten verlangte. Schließlich hatte er erst das halbe Rätsel entschlüsselt, und die zweite Stimme war wahrscheinlich ebenso wichtig wie die erste. Er durfte nicht übereilt handeln. Aber es war schwer. Seit jeher fiel es ihm nicht leicht, sich zu konzentrieren, vor allem, wenn er müde war. Er schloss die Augen, ballte die Fäuste und versuchte mit Willenskraft, die schwachen, weit entfernten Worte zurückzuholen. Zunächst kam nichts, doch dann tanzte eine Flut von Bildern vor seinem geistigen Auge vorbei. Er sah mehrere Blätter Papier mit ordentlichen Zeilen darauf, und dann fiel ein Tintenglas um und ergoss sich über die Seiten. Regis ist etwas zugestoßen!
Die Worte ließen ihn zittern. Herm zwang sich, eine Minute lang sitzen zu bleiben und sich zu beruhigen, so gut es ging.
Vielleicht enthielt seine gefälschte Nachricht von Darkover mehr Wahrheit, als er gedacht hatte. Er hatte noch immer keine Ahnung, wessen Stimme da über unermessliche Lichtjahre durch Raum und Zeit drang, um ihn im Traum zu finden und zu wecken, damit er handelte. Er fröstelte bis ins Mark, und kalter Schweiß bedeckte seine Brust.
Vorübergehend schien ihn Trägheit zu lähmen, seine Gedanken drehten sich in nutzlosen Spekulationen im Kreis, Dann befahl er sich aufzustehen, auch wenn seine Beine ihm nicht recht gehorchen wollten, und den Gemeinschaftsraum zu durchqueren. Er goss sich noch ein halbes Glas Saft ein, dann stellte er den Behälter in die Kühlbox zurück. Das leere Glas räumte er in den Sterilisator, bevor er tief Luft holte und sich darauf vorbereitete, Katherine zu wecken. Er würde sie antreiben müssen, durfte ihr keine Zeit lassen, nachzudenken und Fragen zu stellen – oder er musste sie und die Kinder im Stich lassen, und das war unvorstellbar. Wenn er doch nur nicht so müde gewesen wäre!

1
    Marguerida Alton-Hastur saß an ihrem Schreibtisch und sah aus dem Fenster. Sie war unruhig, hätte jedoch keinen Grund dafür nennen können. Ein prächtiger, frühherbstlicher Himmel mit verschiedenen interessanten Wolkengebilden füllte die schmale Öffnung. Sie fand, dass eines an ein Kamel erinnerte, ein Tier, das auf Darkover nie existiert hatte und jetzt nur noch in einigen Wildreservaten lebte. Marguerida dachte daran, wie viel Spaß sie immer gehabt hatten, als die Kinder noch klein waren und zu bestimmen versuchten, wonach die Wolken aussahen. Einmal hatten mehrere Wolken in ihren Augen wie ein Schwarm Delfine ausgesehen, die in den Meeren von Thetis herumtollten, dem Planeten, auf dem sie aufgewachsen war. Sie hatte damals weder ihre plötzliche Tränenflut erklären können noch die Natur ihrer Fantasiebilder. Ihre Kinder hatten das Meer nie gesehen und erst recht nicht darin gebadet, sie konnten ihr schmerzliches Verlangen nach warmen Ozeanen und milden Seewinden nicht nachvollziehen. Komisch – sie hatte seit einer Ewigkeit nicht an jenen Tag gedacht. Sie wurde wohl langsam alt und fing an, in Erinnerungen zu schwelgen.
    Inzwischen waren die Kinder alle viel zu groß für Wolkengucken, selbst Yllana, die Jüngste mit ihren elf Jahren, und Marguerida vermisste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher