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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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das harmlose Spiel sehr. Letzten Mittsommer war Domenic, ihr Ältester, zum designierten Erben seines Vaters ernannt worden, trotz der lautstarken Proteste von Javanne Hastur, ihrer schwierigen Schwiegermutter.
    Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergangen war. Nicht mehr lange, und sie könnte selbst Schwiegermutter werden, und dann Großmutter! Hoffentlich würde sie ihrer noch unbekannten Schwiegertochter mehr Sympathie entgegenbringen als Javanne ihr, und hoffentlich würde sie freundlicher oder wenigstens höflicher zu ihr sein. Aber noch nicht so bald, flüsterte sie vor sich hin. Auch wenn das Elterndasein durchaus nicht immer leicht gewesen war, sie hatte es nicht eilig damit, dass ihre Kinder sie verließen.
    Sie sah sich in dem kleinen Arbeitszimmer um, das sie sich in ihrer Suite auf Burg Comyn eingerichtet hatte. Das Feuer im Kamin loderte, und der behagliche Raum duftete nach brennendem Balsamholz. Die verkleideten Wände reflektierten das zuckende Licht des Feuers, und die Farben im Muster des Teppichs auf dem Steinboden erfreuten ihr Auge. Der Geschmack des Herbstes drang selbst durch die dicken Mauern von Burg Comyn, ein frischer Geruch, der ihren Geist stets belebte. Es hatte lange gedauert, bis sie sich an das Wetter auf Darkover gewöhnt hatte, denn auf Thetis war der Sommer mehr oder weniger endlos gewesen. Aber inzwischen freute sie sich richtig auf den Wechsel der Jahreszeiten und die Feste, die ihn unterstrichen.
    Aus dem angrenzenden Raum hörte sie das fröhliche Klimpere eines Klaviers; dort gab Ida Davidson Yllana ihre Musikstunden. Marguerida lächelte bei dem Klang. Es handelte sich um kein E-Piano, wie es Ida gespielt hatte, als Marguerida während ihrer Universitätszeit bei ihr wohnte. Ein solches Instrument war auf Darkover verboten, da es die fortgeschrittene Technik der Föderation benutzte. Stattdessen handelte es sich bei diesem hier um eine anständige Imitation der noblen Vorfahren jenes Instruments, es war gänzlich aus einheimischem Holz und den raren Metallen Darkovers gefertigt, nach Entwürfen, die Marguerida unter großen Schwierigkeiten aus den Archiven der Universität erhalten hatte. Vorher hatte kein Tasteninstrument dieser Art auf Darkover existiert, aber nun, nach allen Mühen beim Bau des ersten, gab es sechs Stück davon in Thendara. Einige Mitglieder der Musikergilde schrieben spezielle Musik dafür. Yllana spielte jedoch keine dieser heimischen Kompositionen, sondern eine der Klieg-Variationen aus dem vierundzwanzigsten Jahrhundert – methodisch streng, strukturiert und eine echte Herausforderung für zehn kleine Finger.
    Wie ihr ein rascher mentaler Überblick über Burg Comyn zeigte, gab es absolut nichts, was die Heiterkeit des Augenblicks stören konnte. Ihr Laran , eine Quelle des bitteren Zorns, als sie es an sich entdeckte, hatte durchaus seine nützlichen Seiten offenbart; eine davon war die Fähigkeit, ihre Umgebung abzusuchen. Vielleicht war sie völlig grundlos so nervös. Es war ein schwieriges Jahr gewesen, mit einem Sommer, der so heiß gewesen war wie schon lange nicht. Die Bauern hatten sich wegen einer Dürre Sorgen gemacht, und die Waldbrandgefahr in den Bergen war sehr groß gewesen. Auch Störungen anderer Art hatte es gegeben – einige kleinere Unruhen auf den Märkten von Thendara und Berichte von einem Aufstand in Shainsa in den Trockenstädten. Aber schließlich war vom Westen Regen gekommen, die milden, an zwanzig Grad heranreichenden Temperaturen waren vergangen, und es waren keine größeren Brände ausgebrochen.
    Sie musste sich nun wirklich an die Arbeit machen! Mit dieser Verträumtheit vergeudete sie nur Zeit, und die war im Augenblick sehr kostbar. Marguerida blickte auf den Stapel Papiere vor sich. Es waren Personalbögen, bedeckt mit Noten und begleitenden Texten. Nach fast zwei Jahrzehnten des Zweifelns und Zögerns hatte sie schließlich ihrer großen, geheimen Leidenschaft nachgegeben und eine Oper geschrieben.
    Es hatte all ihren Mut und viel gutes Zureden von Ida gekostet, damit sie überhaupt anfing. Aber nachdem sie einmal begonnen hatte, konnte sie fast nicht mehr aufhören. Mikhail Hastur, ihr geliebter Gefährte und Ehemann seit nahezu sechzehn Jahren, hatte sich schon beschwert, dass ihre Tätigkeit als Komponistin ein größerer Rivale war, als es ein Mann aus Fleisch und Blut je sein könnte, und Marguerida wusste, er meinte es nur halb im Scherz.
    Das Komponieren an sich war ihr ziemlich leicht gefallen, aber
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