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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Auflösung der Legislative für die Gouverneure, Könige und anderen Regierungsorgane auf den Mitgliedsplaneten? Ohne eine Vertretung würden sie ihrer Stimme vollkommen verlustig gehen. Würde Nagy die Verfassung außer Kraft setzen und das Kriegsrecht einführen?
    Herm rieb sich nachdenklich den kurzen Bart. Nein, so weit würde sie nicht gehen – jedenfalls nicht sofort. Stattdessen würden sie und ihre Kumpane warten, bis irgendein Planet rebellierte, und das als Vorwand benutzen, den Notstand auszurufen. Das war der logische Verlauf.
    Hatte man bereits Truppen zu jenen Planeten geschickt, die für gefährlich oder potenziell abtrünnig gehalten wurden?
Herm wusste es nicht, und er konnte sich unmöglich Zugang zu Dateien mit jenen Informationen verschaffen, ohne augenblicklich Verdacht zu erregen. Er sollte aber vorsichtshalber davon ausgehen, dass Teile der Flotte an Ort und Stelle oder auf dem Weg waren. War nicht von Manövern im Sektor Castor die Rede gewesen? Er kratzte sich am Kopf und zermarterte sein müdes Hirn. Doch, Castor war richtig. Dort gab es zwei Welten, auf die er sich konzentrieren würde, wenn er ein Stratege der Expansionisten und auf Streit aus wäre.
Herm gab sich für den Augenblick zufrieden mit den theoretischen Überlegungen, die er ohne echte Informationen angestellt hatte, und versuchte seine eigene Lage zu analysieren.
Wo stand er? Er war der unabhängige Senator eines geschützten Planeten und stellte für niemanden eine offene Gefahr dar. Er hatte sorgsam eine nicht bedrohlich wirkende Persönlichkeit kultiviert und war damit all die Jahre gut gefahren.
Aber Herm war mit den Grundzügen des expansionistischen Denkens ausreichend vertraut, um zu wissen, dass sie jeden als ihren Feind betrachteten, der nicht ihr Verbündeter war. Er hatte erlebt, wie einige seiner Freunde im Senat durch Skandale zu Fall gebracht wurden, von denen er wusste, dass sie frei erfunden waren, und er hatte nicht vor, abzuwarten, ob er das jüngste Opfer werden sollte. Das war zwar unwahrscheinlich, weil Darkover kein bedeutender Planet war. Aber zum Schutz seiner Familie war Vorsorge gewiss nicht verkehrt.
Denn war der Senat erst einmal aufgelöst, genossen er und seine Lieben nicht länger die Immunität seines Amtes. Dann konnte man ihn verhaften, wenn nicht noch schlimmer. Wenn er doch nur nicht so müde wäre und klar denken könnte.
Stattdessen hatte er einfach nur Angst und kämpfte gegen den Impuls zu fliehen an.
Herm beschloss, dass er herausfinden musste, wann Sandra Nagy ihre politische Bombe nun tatsächlich platzen lassen wollte, bevor er irgend etwas unternahm. Er stand von dem Hocker auf und tappte zu seinem Haushaltsterminal. Zumindest würde diese Handlung den Spionen in den Wänden nicht ungewöhnlich erscheinen. Herm hatte nämlich die Angewohnheit, sich mehrmals täglich in die Nachrichtenzufuhr einzuklinken, selbst nachts, wenn er, so wie jetzt, nicht schlafen konnte. Tatsächlich war es so typisch für ihn, dass es einen Verdacht eher zerstreuen konnte als erregen.
Er presste die Hand auf die Glasoberfläche des Com-Link und wartete. Sekundenlang passierte nichts, und sein Herz begann ein wenig schneller zu schlagen. Er befürchtete, er könne schon zu spät dran sein, die Ereignisse seien ihm bereits entglitten, man würde ihm den Zugang verweigern, und bald klopfe ein Schlägertrupp der Expansionisten an seine Tür.
Doch dann tadelte er sich im Stillen. Das System war seit Wochen so langsam, schuld daran waren Stromausfälle, die gelegentlich den halben Kontinent stundenlang in Dunkelheit tauchten.
Alles auf dem Planeten, von den Wahlen bis zur Essensbestellung, war von diesen elektronischen Verbindungen abhängig. Aber in ihrer Kurzsichtigkeit hatten die Expansionisten die Mittel für Verbesserungen gestrichen, und nun begann das System zusammenzubrechen. Es war symptomatisch für alles, was schief lief in der Föderation. Die Infrastruktur zerfiel, und niemand brachte ein Gesetz durch, mit dem sich etwas dagegen unternehmen ließ. Die Bevölkerungszahl stieg weiter an, aber die Dienste zur Versorgung der Menschen wurden zunehmend schlechter, weil die benötigten Mittel für Waffen, den Bau von Megaschiffen und die Ausbildung von Truppen ausgegeben wurden. Es war Irrsinn, und Herm war nicht der Einzige, dem dies bewusst war. Unglücklicherweise wollte aber niemand auf seine oder andere Stimmen hören, die darauf hinwiesen, es sei untragbar, Geld für Verteidigung statt für
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