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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fast sechs Wochen keine richtige Arbeit mehr erledigt worden, und es sah auch nicht so aus, als sollte sich das in naher Zukunft ändern. Die Führer der Expansionisten wurden zunehmend verzweifelter und das einzig Gute an dem ganzen Durcheinander war, dass seither keine neuen Steuern erlassen wurden.
    Doch auf lange Sicht war von einem lahm gelegten Parlament kein Nutzen zu erwarten. Eine handlungsunfähige Regierung konnte unbeabsichtigt mehr Schaden anrichten, als Gutes tun.
    Herm versuchte die düstere Stimmung abzuschütteln, die seine Gedanken trübte, und fand sich bei der Erinnerung an eine der letzten Unterhaltungen mit Lew Alton wieder, bevor dieser sein Amt aufgegeben hatte und nach Darkover zurückgekehrt war. Der Glückliche. Lew musste jetzt nicht auf einem armseligen Hocker balancieren und versuchen aus einer Hysterie schlau zu werden, die in den letzten zehn Jahren immer größer geworden war. Was hatte er damals gesagt? Ach ja: »Es könnte eine Zeit kommen, Hermes, in der die Föderation kollektiv den Verstand verliert, und falls das tatsächlich eintritt, weiß ich im Grunde nicht, was ich dir raten soll. Aber wenn es so weit ist, wirst du es in deinem Innersten spüren. Und dann musst du dich entscheiden, ob du bleiben und kämpfen willst oder ob du vor dem ganzen Tumult fliehst. Und glaub mir. dein Verstand wird dir eine eindeutige Antwort geben. Verlass dich auf deinen Instinkt, junger Mann.«
    Guter Rat und immer noch brauchbar. Aber die Dinge hatten sich seit Lew Altons Zeit als Senator von Darkover geändert. Damals war Herm noch nicht verheiratet gewesen – was für eine einzigartige Dummheit, eine Witwe von Renney mit einem kleinen Sohn namens Amaury zu heiraten! Aber er war hoffnungslos verliebt gewesen. Inzwischen hatten sie auch ein eigenes Kind, ihre Tochter Terese, ein fröhliches Mädchen von fast zehn Jahren. Die Familie war das Licht in seinem Leben, und Herm wusste, dass er ohne den Halt durch Kate und die Kinder noch viel unglücklicher wäre. Allerdings war ihm auch klar, dass er die Angelegenheit nicht gründlich durchdacht hatte, als er seine Frau kennen lernte, sich unsterblich verliebte und sie einen Monat später heiratete. Zweifellos hatte er nicht die Probleme bedacht, die sich ergeben, wenn ein halbdarkovanisches Kind ein Alter erreicht, in dem die Schwellenkrankheit auftritt und das Laran einsetzt. Und er hatte Katherine nie von den angeborenen paranormalen Gaben seines Volkes erzählt, auch wenn er es sich immer vorgenommen hatte … eines Tages. Irgendwie war nie der passende Moment dafür gekommen. Und wie sollte er es ihr auch beibringen? »Ach, übrigens, Kate, was ich dir schon immer sagen wollte – ich kann die Gedanken anderer Leute lesen.«
    Herm schauderte, wenn er sich die Szene vorstellte, die darauf unweigerlich folgen würde. Nein, er hatte ihr die Wahrheit nicht gesagt, ganz der alte Schlaumeier. Er hatte einfach weitergemacht mit seinen politischen Tricksereien, hatte Darkover vor räuberischen Elementen in der Föderation bewahrt und die Sache vor sich hergeschoben. Reue und Schuldbewusstsein brandeten in ihm auf, und in seinem Magen schienen wütende Insekten zu rumoren.
    Nach dem Tod seiner Mutter war er ein in sich gekehrtes Kind gewesen und zu einem heimlichtuerischen Erwachsenen herangewachsen, eine Lebensweise, die ihm während seiner Jahre in der Föderation zustatten kam. Sogar die Wände hatten hier Augen und Ohren, selbst in diesem armseligen Ersatz für eine Küche, der so genannten NZ-Zone. Zwei Arbeitsflächen, eine winzige Spüle, ein Kühlkasten und ein Heizfeld waren kein Vergleich zu einem geräumigen Steinsaal mit einem bienenkorbförmigen Ofen in einer Ecke, ein, zwei großen Kaminen und einem langen Tisch, an dem die Dienerschaft sitzen, essen und schwatzen konnte. Die alte Köchin auf Burg Aldaran, die inzwischen vermutlich tot war, hatte eine wundervolle Art, Schwimmvögel mit Gemüse zuzubereiten; das Wasser lief ihm im Mund zusammen, wenn er nur daran dachte. Er hatte kein frisches Fleisch mehr gekostet, seit er vor neun Jahren mit Katherine auf Renney gewesen war. Proteine aus der Retorte hatten kein Aroma, auch wenn sie seinen Körper nährten.
    Er verbannte die angenehme Vorstellung an das feiste Geflügel, aus dem Fett und rosa Saft tropften, aus seinem Kopf und versuchte sich auf sein abruptes Aufwachen zu konzentrieren. Was hatte ihn nur aus der dringend benötigten Ruhe geschreckt? Er hatte keine Erinnerung an einen
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