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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Traum, es musste also etwas anderes gewesen sein. Obwohl es warm im Raum war, zitterte Herm noch immer am ganzen Leib, und er sah, wie sich auf seinen Unterarmen eine Gänsehaut bildete.
    Er hatte nicht geträumt. Nein, ziemlich sicher machte sich gerade seine Aldaran-Gabe bemerkbar und ermöglichte ihm einen Blick in die Zukunft, auf den er wahrscheinlich gern verzichten würde, sobald ihm wieder einfiel, worum es ging. Sein Laran war bescheiden, es reichte gerade, um gelegentlich einen Gedanken der Männer und Frauen aufzuschnappen, mit denen er tagtäglich zu tun hatte, und er achtete sorgsam darauf, diesen Vorteil weder zur Schau zu stellen noch zu missbrauchen. Er verließ sich weit mehr auf seine natürliche Schläue als auf seine telepathischen Fähigkeiten – eine zuverlässigere Gabe und moralisch weniger zweifelhaft.
    Außerdem war er Diplomat und kein Spion, und nur weil die Föderation jeden seiner Schritte überwachte, musste er es ihr nicht gleichtun. Er fragte sich allerdings, was die unsichtbaren Zuhörer wohl von seinen Liebesbegegnungen mit Kate hielten. Wahrscheinlich nichts, da sie Nacht für Nacht Millionen solcher Ereignisse aufzeichnen mussten. Dennoch vermisste er die echte Ungestörtheit schmerzlich, umso mehr, als er überzeugt war, auch in diesem Augenblick beobachtet zu werden. Er konnte immer wieder aufs Neue darüber staunen, was Menschen im Namen der Ordnung alles anstellten.
    Nun musste ihm nur noch einfallen, was ihn geweckt hatte, dann konnte wieder schlafen gehen. Irgendetwas war mit Sicherheit im Busch, aber dieses Gefühl verfolgte ihn seit Wochen. Er hatte gelegentlich die Gedanken seiner Abgeordnetenkollegen aufgefangen – sie waren zutiefst beunruhigt. Das beschränkte sich nicht allein auf die Opposition, denn er hatte auch bei einer ganzen Reihe von expansionistischen Senatoren bemerkt, wie sie sich im Geiste krümmten, wobei ihre Gedanken die Worte aus ihrem Mund Lügen straften. Da er nicht über ein ausgeprägtes Laran verfügte, das seinem Vorgänger einen großen Vorteil verschafft hatte, behalf sich Herm mit Fetzen ungeschützter Gedanken, und was er zu hören bekam, war meistens eher banal und ichbezogen als nützlich.
    In den Fluren und Konferenzzimmern des Senatsgebäudes machte sich in diesen Tagen Angst breit, und Herm hatte beobachtet, wie sich langjährige Verbündete nun misstrauisch beäugten. Man fürchtete sich aus gutem Grund. Opposition gegen die Pläne der Expansionisten war gefährlich, und so mancher Senator hatte in den letzten Jahren einen unerklärlichen Unfall erlitten oder war von einer plötzlichen Krankheit heimgesucht worden. Vertrauen und die Fähigkeit zu vernünftigen Kompromissen, die Grundpfeiler einer repräsentativen Regierung, waren so gut wie verschwunden, an ihre Stelle waren Vorsicht und Paranoia getreten, die Herm frösteln ließen, wenn er sie in den ungeschützten Gedanken seiner Kollegen wahrnahm. Durch diese Umstände erschien das Handeln von Leuten wie der Senatorin Ilmurit ungemein tapfer. Sie hatte zusammen mit sieben anderen Gemäßigten die Seiten gewechselt und damit die knappe Mehrheit zunichte gemacht, welche die Expansionisten unter so gewaltigen Anstrengungen und mit nicht geringer Hinterlist gewonnen hatten.
    Seine Augen brannten heftig, und seine Muskeln zuckten.
    Es war zum Verrücktwerden, zumal er wusste, dass er normalerweise nicht aus irgendeinem nichtigen Anlass eine Vision hatte. So selten sich sein Laran auch manifestierte, es war stets wichtig. Zweimal in seiner Zeit als Senator von Darkover hatte es ihm schon geholfen, politische Fallen und Verrat zu umgehen.
    Er schloss die Augen, wobei spürte, wie die Erschöpfung an ihm zehrte, und versuchte sich die Warnung ins Gedächtnis zu rufen, die ihn geweckt hatte. Sie war unklar, eine Ansammlung von Stimmen, Schmerzensrufen und Worten, die er kaum verstand. Er musste sich einige Minuten angestrengt konzentrieren, bis ihm klar wurde, dass es sich nicht um eine Sache handelte, sondern um zwei ineinander verwobene Ereignisse, so dass sich das eine schwer vom andern unterscheiden ließ.
    Zwei Frauen? Ja, richtig. Wer waren sie? Keine der beiden war seine Kate, und die Stimmen gehörten auch keiner der Senatorinnen und weiblichen Abgeordneten, die er kannte.
    Dann hörte er die äußerst vertraute Stimme von Sandra Nagy heraus, der gegenwärtigen Premierministerin der Föderation.
Er hatte sie nicht gleich zuordnen können, weil er an ihren meistens angenehmen Alt
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