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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gewöhnt war, mit dem sie die in alle Winkel der Terranischen Föderation übertragenen Reden hielt, in denen sie neue Steuern erklärte oder den Einsatz von Kampftruppen gegen Zivilisten.
Herm begriff plötzlich, dass er keine Vision gehabt hatte und auch keinen Traum, sondern die Erfahrung der Hellhörigkeit, der seltensten Manifestation der Aldaran-Gabe. Er hatte in die Zukunft gehört – wenn er sich doch nur an die verdammten Worte erinnern könnte! Heftig massierte er sich die Stirn und versuchte mit reiner Willenskraft sein Gedächtnis dazu zu bewegen, dass es ein wenig Klarheit und Sinn in seine Gedanken brachte. Konzentriere dich auf Nagy, befahl er sich, und lass die anderen Geräusche beiseite.
»Ich kann nicht zulassen, dass die Arbeit der föderalen Regierung noch länger stillsteht«, vernahm Herm schließlich.
    »Da die Opposition offenkundig entschlossen ist, die Legislative zur Geisel ihrer unerklärlichen und egoistischen Ziele zu machen, habe ich keine andere Wahl, als sowohl den Senat wie auch die Abgeordnetenkammer aufzulösen, und zwar so lange, bis Neuwahlen abgehalten und die Ordnung wiederhergestellt werden können.«
    Einen Augenblick lang war Herm wie betäubt. Wann sollte das passieren? Die Aldaran-Gabe war nie sehr genau und hatte selten so nützliche Details wie Datum und Uhrzeit zu bieten.
    Er zweifelte jedoch nicht an dem, was er vorausgehört hatte, und konnte nur überlegen, was es für Darkover bedeuten würde.
Völlig überraschend kam es nicht, denn nach der Verfassung der Föderation bestand diese Möglichkeit eigentlich immer. Seit mehr als hundert Jahren, seit die Te rraner nach Darkover gekommen waren, hatte kein Premier mehr die Regierung aufgelöst, aber Herm hatte von solchen Ereignissen gelesen. Was er wusste, war nicht ermutigend. Sehr oft handelte es sich um einen ersten Schritt in Richtung Tyrannei, Unterdrückung und Leid. Mit ihrer Überwachung noch des bescheidensten Zuhauses war die Regierung schon ein gutes Stück auf diesem Weg gegangen. Und das alles im Namen der Sicherheit. Die Angst vor einer Rebellion war allgegenwärtig, und sie war im letzten Jahrzehnt ständig gewachsen, bis sie alles überschattete. Selbst die vernünftigen Männer und Frauen unter den Senatoren schienen sich angesteckt zu haben. Was die Mitglieder der expansionistischen Partei anging, ließen sie sich die imaginären Erwiderungen solcher Revo lten wie einen guten Wein schmecken und berauschten sich an Rachevisionen. Manchmal glaubte Herm, sie genossen ihre Fieberträume einer galaktischen Apokalypse.
Lew Alton hatte seinerzeit Recht gehabt – die Föderation ging langsam, aber sicher zu Grunde. Erstaunlich war nur, dass es so lange gedauert hatte. Aber was sollte er jetzt tun?
    Und was war mit der anderen, nicht so deutlichen Stimme, der unbekannten Frau, die in seinem Geist gerufen hatte? Flieh!
    Das einzelne Wort schallte wie eine gewaltige Glocke in seinem Kopf und übertönte für einen Moment alle anderen Überlegungen. Hermes-Gabriel Aldaran hatte Angst, und er schämte sich nicht, es sich einzugestehen. Halb erhob er sich von dem unbequemen Hocker, um sogleich wieder niederzusinken. Fremde Augen beobachteten ihn, und auch wenn es Tage oder gar Wochen dauern konnte, bis menschliche Augen die Aufzeichnung dieses besonderen Augenblicks betrachteten, musste er aufpassen, dass sein Verhalten keine Aufmerksamkeit erregte. Er musste an Kate und die Kinder denken.
    Er rief sich die erinnerten Worte noch einmal ins Gedächtnis, und seine Frustration wuchs. Wann würde Nagy diese niederschmetternde Ankündigung machen? Was nützte ihm sein Vorherwissen, wenn er keinerlei Hinweise darauf hatte, ob die vorausgesehenen Ereignisse morgen oder in der nächsten Woche eintreten würden! Herm zwang sich, die augenblickliche Situation so ruhig und objektiv wie möglich zu betrachten. In einer Hand voll Welten brodelte es am Rande eines Aufstands, und wenn die Premierministerin die gesetzgebende Körperschaft auflöste, würde mindestens eine der Welten dies als Vorwand benutzen, um einen Bruch mit der Föderation zu versuchen. Für ihn war das klar, aber er konnte sich nicht sicher sein, ob Nagy es ebenfalls durchschaute. Ihr Beraterstab bestand fast ausschließlich aus den extremeren Stimmen in der Partei, aus Leuten, die allen Ernstes glaubten, sie verstünden es besser, das Leben auf den einzelnen Planeten der Föderation zu regeln, als die Bewohner selbst.
    Und welche Bedeutung hätte die
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