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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sollte, mein Vater… « Sie würgte, dann spie sie die Worte aus: »Er schickte die Botschaft, wenn Narbengesicht mich unberührt zurückgeben könne, dann wolle er einen hohen Preis für mich geben, aber wenn nicht, dann werde er nichts zahlen. Denn wenn ich… verdorben, vergewaltigt sei, dann sei ich ihm nicht länger von Nutzen, und Narbengesicht könne mich hängen oder einem seiner Männer geben, ganz wie er Lust habe.«
   »Heiliger Lastenträger!« flüsterte. Annelys. »Und dieser Mann hatte dich als sein eigenes Kind aufgezogen?«
   »Ja - und ich hatte geglaubt, er liebe mich.« Kindra schloß schaudernd die Augen. Zu deutlich sah sie den Mann vor sich, der die Bastardtochter seiner Frau mit Freuden großgezogen hatte - aber nur solange, wie sie seinem Ehrgeiz nützlich sein konnte!
   In Annelys’ Augen standen Tränen. »Wie schrecklich! Oh, wie kann irgendein Mann… «
   »Ich glaube heute, daß jeder Mann so handeln wurde«, erklärte das Mädchen. »Denn Narbengesicht war so zornig über die Weigerung meines Vaters, daß er mich einem seiner Männer als Spielzeug gab, und ihr könnt sehen, wie er mich benutzt hat. Diesen einen habe ich des Nachts im Schlaf getötet, als er glaubte, er habe mich endlich durch Schläge unterworfen. So konnte ich fliehen. Ich ging zurück zu meiner Mutter, und sie nahm mich mit Tränen und mit Mitleid auf, aber ich las in ihren Gedanken, daß ihre größte Furcht war, ich könne Narbengesichts Bastard tragen. Sie hatte Angst, mein Vater werde zu ihr sagen: Wie die Mutter, so die Tochter , und meine Schande werde die alte Geschichte ihrer eigenen zu neuem Leben erwecken. Und ich konnte meiner Mutter nicht verzeihen - daß sie fortfuhr, jenen Mann zu lieben und bei ihm blieb, der mich von sich gestoßen und mich einem solchen Schicksal überantwortet hatte. Und so suchte ich eine Leronis auf, die sich meiner erbarmte - oder vielleicht wollte auch sie nur sicher sein, daß ich meinem Comyn -Blut keine Schande machte, indem ich eine Hure oder eine Räuberbraut wurde -, und sie machte mich emmasca , wie ihr seht. Und ich trat bei Brydars Männern in Dienst, und so errang ich mir meine Rache… «
   Annelys weinte, aber das Mädchen lag mit steinernem Gesicht da. Ihre Ruhe war erschreckender als Hysterie. Sie war an einem Ort jenseits der Tränen angelangt, wo Leid und Befriedigung zu einem geworden waren, und dies Eine trug das Gesicht des Todes.
   Kindra sagte leise: »Du bist jetzt sicher, niemand wird dir ein Leid tun. Aber du darfst nicht mehr sprechen, du bist müde und vom Blutverlust geschwächt. Komm, trink den Rest Wein aus und schlafe, mein Mädchen.« Sie stützte ihr den Kopf, während sie trank, und das Entsetzen schüttelte sie. Doch in all dem Entsetzen empfand sie auch Bewunderung. Zerbrochen, geschlagen, vergewaltigt hatte dies Mädchen die Freiheit gewonnen, indem sie einen ihrer Peiniger tötete, und dann hatte sie die Verstoßung durch ihre Familie überlebt, um ihre Rache zu planen und auszuführen, wie es ein Edelmann getan hätte.
   Und die stolzen Comyn haben diese Frau von sich gewiesen? Sie hat mehr Mut als zwei von ihrem Mannsvolk! Diese Art von Stolz und Torheit ist es, die eines Tages die Herrschaft der Comyn in Trümmer fallen lassen wird! Und sie erschauerte unter einem seltsamen Blick in die Zukunft. Mit ihrer erwachenden telepathischen Begabung sah sie Flammen über den Hellers, merkwürdige Himmelsschiffe, fremde Männer, die, in schwarzes Leder gekleidet, durch die Straßen von Thendara gingen…
   Das Mädchen hatte die Augen geschlossen. Ihre Hand faßte die Kindras fester. »Nun, ich habe meine Rache gehabt«, flüsterte sie, »und jetzt kann ich sterben. Und mit meinem letzten Atemzug will ich Euch segnen dafür, daß ich als Frau sterbe und nicht in dieser verhaßten Verkleidung unter Männern… «
   »Aber du wirst nicht sterben«, sagte Kindra. »Du wirst leben, Kind.«
   »Nein.« Ihr Gesicht verschloß sich. »Was hält das Leben für eine Frau ohne Freunde und Verwandte bereit? Ich konnte es ertragen, einsam und verkleidet unter Männern zu leben, solange ich die Gedanken an meine Rache hatte, die mir Kraft für die Aufrechterhaltung der Täuschung gaben. Aber ich hasse Männer. Ich verabscheue die Art, wie sie unter sich über Frauen sprechen, ich möchte lieber sterben, als zu Brydars Truppe zurückzukehren oder weiterhin unter Männern zu leben.«
   Annelys sagte leise: »Aber jetzt hast du
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