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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die Hände zum Hochklettern frei zu haben.
   »Hier also haben sie alles versteckt, Frauen, Pferde, alles… « brummte der eine. »Du gehst zu den Pferden, ich kümmere mich um… Was ist denn das?« brüllte er, als Kindra mit gezogenem Messer auf ihn zulief. Er war größer als sie, beim Kampf konnte sie sich nur verteidigen und sich Schritt für Schritt auf den Stall zurückziehen. Wo waren die Männer? Warum war es den Räubern gelungen, so weit zu kommen? Waren sie hier die letzte Verteidigung der Stadt? Aus dem Augenwinkel sah sie, daß der zweite Räuber hinter ihr das Schwert hob. Sie drehte sich und achtete darauf, daß sie stets beide sehen konnte.
   Dann hörte sie Annelys schreien, die Axt blitzte einmal auf, und der zweite Räuber fiel heulend um. Aus seinem Bein sprudelte Blut. Kindras Gegner zögerte bei dem Geräusch. Kindra hob ihr Messer und rannte es ihm durch die Schulter. Sein Messer, das ihm aus der schlaffen Hand fiel, fing sie auf. Er stürzte auf den Rücken, und sie sprang auf ihn.
   »Annelys!« rief sie. »Ihr Frauen! Bringt Riemen, Stricke, irgend etwas, womit wir ihn binden können - es könnten andere da sein… «
   Janella kam mit einer Wäscheleine und stand daneben, als Kindra den Mann fesselte. Dann trat die Wirtin zurück und betrachtete denn zweiten Räuber, der in einer Lache seines eigenen Blutes dalag. Sein Bein war am Knie abgetrennt. Er atmete noch, aber er war schon so weit hinüber, daß er nicht einmal mehr stöhnte, und während die Frauen standen und ihn ansahen, starb er. Janella starrte Annelys entsetzt an, als sei ihrer Tochter auf einmal ein zweiter Kopf gewachsen.
   »Du hast ihn getötet«, stöhnte sie. »Du hast ihm das Bein abgehackt!«
   »Wäre es dir lieber, wenn er mir meins abgehackt hätte, Mutter?« fragte Annelys und beugte sich zu dem anderen Räuber hinab. »Er hat nur einen Stich in die Schulter bekommen, er wird am Leben bleiben, damit er gehängt werden kann!«
   Schwer atmend richtete Kindra sich auf und zog die Wäscheleine noch einmal fest an. Sie blickte zu Annelys hin und sagte: »Du hast mir das Leben gerettet, kleine Schwester.«
   Das Mädchen lächelte aufgeregt zu ihr hoch. Ihr Haar hatte sich gelöst und fiel ihr in die Augen. Plötzlich schlang Annelys die Arme um Kindra, und die Frau drückte sie an sich, ohne auf das beunruhigte Gesicht der Mutter zu achten.
   »Eine von uns hätte es nicht besser machen können. Ich danke dir, Kleines!« Verdammt, das Mädchen hatte ihren Dank und ihr Lob verdient , und wenn Janella sie anstarrte, als sei Kindra eine böse Verführerin junger Mädchen, dann war Janella selbst daran schuld. Kindra ließ ihren Arm um Annelys’ Schulter liegen und sagte: »Hör mal, ich glaube, da kommen die Männer zurück.«
   Und eine Minute später hörten sie Brydar rufen, und sie mühten sich, den schweren Querbalken vom Tor zu heben. Die Männer trieben mehr als ein Dutzend guter Pferde vor sich her. Brydar lachte: »Narbengesichts Leute werden keine Verwendung mehr für sie haben, und wir sind gut damit bezahlt! Wie ich sehe, habt ihr Frauen die letzten von ihnen erledigt?« Er blickte auf den Banditen nieder, der tot in seinem Blut lag, dann auf den anderen, der mit Janellas Wäscheleine gefesselt war. »Gute Arbeit, mestra . Ich werde dafür sorgen, daß du einen Anteil von der Beute erhältst.«
   »Das Mädchen hat mir geholfen«, sagte Kindra. »Ohne sie wäre ich jetzt tot.«
   »Einer von diesen Männern hat meinen Vater umgebracht«, erklärte das Mädchen heftig. »Deshalb habe ich nur meine Schuld bezahlt, das ist alles!« Sie wandte sich zu Janella und befahl: »Mutter, bring unsern Verteidigern den Weinpunsch - sofort!«
   Überall in der Gaststube saßen Brydars Männer und tranken dankbar den heißen Wein. Brydar stellte seinen Becher hin und rieb sich mit einem müden: »Puh!« die Augen. Er sagte: »Einige meiner Männer sind verwundet, Dame Janella. Versteht sich die eine oder andere Eurer Frauen auf die Heilkunst? Wir brauchen Verbandszeug und auch Salbe und Kräuter. Ich… « Er brach ab, da ihm einer der Männer von der Tür her aufgeregt winkte, und ging eilends hinaus.
   Annelys brachte Kindra einen Becher und drückte ihn ihr schüchtern in die Hand. Kindra nahm einen Schluck. Das war nicht der Weinpunsch, den Janella gebraut hatte, sondern ein klarer, feiner, goldener Wein aus den Bergen. Kindra trank ihn langsam. Sie wußte, das Mädchen hatte
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