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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht.
   Brydar kam halbwegs die Treppe hinauf. »Wie steht es?«
   »Schick mir die junge Annelys«, sagte Kindra. »Sag ihr, sie soll Leinengarn und eine Nadel mitbringen - und Verbandszeug und heißes Wasser und Seife.« Annelys besaß Mut und Kraft, und was mehr war, Kindra war überzeugt, daß sie ein Geheimnis zu bewahren wußte, wenn sie sie darum bat, und nicht darüber schwatzen würde.
   Brydar sagte mit so leiser Stimme, daß sie einen Meter von Kindras Ohr nicht mehr zu hören war: »Es ist eine Frau, nicht wahr?«
   »Hast du gelauscht?« fragte Kindra stirnrunzelnd.
   »Gelauscht, Teufel! Ich bin mit einem Gehirn geboren worden, und mir fielen ein paar andere kleine Dinge ein. Kannst du dir irgendeinen anderen Grund denken, warum ein Mitglied meiner Truppe es nicht zuläßt, daß wir ihm die Hosen ausziehen? Wer sie auch ist, sie hat Mumm genug für zwei!«
   Kindra schüttelte bestürzt den Kopf. Dann waren alle Leiden des Mädchens umsonst gewesen, der Skandal und die Entwürdigung standen ihr auf jeden Fall bevor. »Brydar, du hast mir versprochen, meine Mühe solle sich für mich lohnen. Stehst du in meiner Schuld oder nicht?«
   »Ich stehe in deiner Schuld«, antwortete Brydar.
   »Dann schwöre bei deinem Schwert, daß du über dies nie den Mund öffnen wirst, und ich bin bezahlt. Ist das ein Handel?«
   Brydar grinste. »Dafür will ich dich nicht um dein Geld bringen. Meinst du, ich möchte, daß es in den Bergen herumkommt, Brydar von Fen Hills könne die Männer nicht von den Ladys unterscheiden? Der junge Marco ist ein halbes Jahr lang mit meiner Truppe geritten und hat sich als Mann erwiesen. Wenn seine Pflegeschwester oder Verwandte oder Cousine oder was du willst ihn selbst pflegen möchte und ihn danach mit sich nach Hause nimmt, was soll einer meiner Männer daran merkwürdig finden? Verdammt will ich sein, wenn ich sie auf den Gedanken bringen möchte, ein Mädchen habe Narbengesicht direkt vor meiner Nase getötet!« Er legte die Hand auf das Heft seines Schwerts. »Zandru lähme diese Hand, wenn ich ein Wort darüber spreche. - Ich schicke dir Annelys«, versprach er und ging.
   Kindra kehrte zu dem Mädchen zurück. Sie war immer noch bewußtlos. Als Annelys kam, sagte Kindra kurz: »Halt die Lampe, ich will die Wunde nähen, bevor sie wieder zu sich kommt. Und paß auf, daß dir nicht übel wird und du nicht in Ohnmacht fällst, denn es muß schnell getan werden, damit wir sie beim Nähen nicht niederhalten müssen.«
   Annelys schluckte beim Anblick des Mädchens und der klaffenden Wunde, die wieder zu bluten begonnen hatte. »Eine Frau! Gesegnete Evanda! Kindra, ist sie eine von Eurer Schwesternschaft? Wußtet Ihr es?«
   »Nein - auf beide Fragen. Hier, leuchte mir… «
   »Nein«, sagte Annelys. »Ich habe das schon oft getan; ich habe eine sichere Hand dafür. Einmal, als mein Bruder sich beim Holzhacken in den Schenkel schnitt, habe ich ihn genäht, und ich habe auch der Hebamme schon geholfen. Ihr haltet das Licht.«
   Erleichtert übergab Kindra ihr die Nadel. Annelys begann ihre Arbeit so geschickt, als sticke sie ein Kissen. Als sie zur Hälfte fertig war, kam das Mädchen wieder zu sich und stieß einen schwachen Angstschrei aus. Aber Kindra sprach mit ihr, und sie beruhigte sich und lag still, die Zähne in die Unterlippe gebohrt, die Hand um Kindras Hand geklammert. Dann befeuchtete sie ihre Lippen und flüsterte: »Ist sie eine von euch, mestra? «
   »Nein. Ebensowenig wie du selbst, Kind. Aber sie ist eine Freundin. Und sie wird dich nicht verraten, das weiß ich«, erklärte Kindra zuversichtlich.
   Als Annelys fertig war, holte sie ein Glas Wein für das fremde Mädchen und hielt ihren Kopf, während sie trank. Etwas Farbe kam in die bleichen Wangen zurück, und der Atem ging leichter. Annelys brachte eins ihrer eigenen Nachthemden herbei. »Darin wird es dir bequemer sein, glaube ich. Ich wünschte, wir könnten dich in mein Bett tragen, aber du solltest jetzt besser nicht bewegt werden. Kindra, hilf mir, sie zu heben.« Mit einem Kissen und zwei sauberen Leintüchern richtete sie der Frau ein schönes Bett auf dem Strohballen her.
   Die Fremde gab einen schwachen Protestlaut von sich, als sie begannen, sie auszuziehen, war aber zu schwach, um sich wirksam dagegen zu wehren. Kindra sah sie entsetzt an, als das Unterhemd entfernt war. Sie hätte nie geglaubt, daß irgendein Mädchen über vierzehn sich unter
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