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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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organisieren, daß sie sich die Dienste einer Handvoll Söldner erkauften. Und jetzt beklagten sich die Frauen darüber, daß ihre Männer nicht jeder vor seiner eigenen Haustür stehen und die eigene Frau und den eigenen Herd verteidigen konnten!
   Als die Pferde verbarrikadiert waren, drängten sich die Frauen nervös im Hof zusammen. Sogar Janella kam an die Küchentür und hielt Ausschau. Kindra trat an das verrammelte Tor, das Messer locker in seiner Scheide. Die anderen Frauen standen unter dem Dach der Küche. Aber ein junges Mädchen, das gleiche, das Kindra geholfen hatte, das Tor zu schließen, bückte sich, schürzte den Rock resolut bis zu den Knien, ging dann und kam mit einer großen Axt zum Holzhacken wieder. Diese Waffe in der Hand, bezog sie neben Kindra am Tor Posten.
   »Annelys!« rief Janella. »Komm zurück! Komm zu mir!«
   Das Mädchen warf einen verächtlichen Blick auf seine Mutter. »Wenn ein Räuber über die Mauer klettert, wird er weder an mich noch an meine kleine Schwester Hand legen, ohne kaltem Stahl zu begegnen. Es ist kein Schwert, aber ich glaube, selbst in den Händen eines Mädchens würde diese Klinge seine Meinung auf der Stelle ändern!« Sie blickte herausfordernd zu Kindra hin. »Ich schäme mich für euch alle, daß ihr einer einzigen Frau unsere Verteidigung überlaßt! Sogar ein Rabbithorn kämpft für seine Jungen!«
   Kindra grinste das Mädchen kameradschaftlich an. »Wenn du ebensoviel Geschick mit diesem Ding wie Mut hast, kleine Schwester, möchte ich lieber dich hinter mir haben als einen Mann. Fasse die Axt mit beiden Händen dicht nebeneinander, wenn der Zeitpunkt kommt, sie zu benutzen, und versuche nicht, irgendeinen kunstvollen Streich zu tun. Hau einfach fest auf seine Beine, als wolltest du einen Baum fällen. Damit wird er nämlich nicht rechnen, verstehst du?«
   Die Nacht schleppte sich dahin. Die Frauen hockten auf Strohballen und Kisten und lauschten voll Angst und mit gelegentlichem Schluchzen und Weinen auf das Klirren von Schwertern, Schreie und Rufe. Nur Annelys stand entschlossen neben Kindra und hielt ihre Axt umklammert. Nach etwa einer Stunde ließ sich Kindra auf einem Strohballen nieder und sagte: »Du brauchst die Axt nicht so fest zu halten, du wirst dich nur vor einem Angriff ermüden. Lehne sie gegen den Ballen, dann kannst du sie im Notfall sofort ergreifen.«
   Annelys fragte leise: »Wie kommt es, daß Ihr so genau wißt, was zu tun ist? Wie lernen das die Freien Amazonen - ihr nennt euch anders, nicht wahr? Sind alle Gildenfrauen Kämpferinnen und Söldnerinnen?«
   »Nein, nein, nicht einmal viele von uns«, antwortete Kindra. »Es ist nur so, daß ich nicht viele andere Talente habe. Ich kann nicht besonders gut weben oder sticken, und meine Geschicklichkeit bei der Gartenarbeit ist nur im Sommer zu etwas nutze. Meine eigene Eidesmutter ist Hebamme; das ist unser am höchsten geachteter Beruf. Selbst Leute, die die Entsagenden verachten, geben zu, daß wir oft das Leben eines Kindes retten, wenn die Dorfhebamme versagt. Sie nun hätte mich ihren Beruf gelehrt, aber auch dafür habe ich kein Talent, und mir wird übel beim Anblick von Blut - « Sie blickte plötzlich hinab auf ihr langes Messer, erinnerte sich an ihre vielen Schlachten und lachte. Annelys lachte mit ihr, ein seltsamer Laut vor dem verängstigten Wimmern der anderen Frauen.
   » Ihr fürchtet Euch vor dem Anblick von Blut?«
   »Es kommt darauf an«, erklärte Kindra. »Ich kann kein Leiden sehen, wenn ich nichts dagegen tun kann, und wenn eine Geburt leicht vonstatten geht, schickt man selten nach der Hebamme. Wir werden nur zu verzweifelten Fällen gerufen. Ich möchte lieber gegen Männer oder wilde Tiere kämpfen als um das Leben einer hilflosen Frau oder das des Kindes… «
   »Ich glaube, so würde es mir auch gehen«, meinte Annelys, und Kindra dachte: Wenn ich jetzt nicht durch die Gesetze der Gilde gebunden wäre, könnte ich ihr erzählen, was wir sind. Und die hier würde ein Gewinn für die Schwesternschaft sein…
   Aber ihr Eid machte sie stumm. Sie seufzte und sah Annelys nur an.
   Schon dachte Kindra, die Vorsichtsmaßnahmen seien umsonst getroffen worden und Narbengesichts Männer würden überhaupt nicht mehr kommen, als eine der Frauen aufkreischte. Kindra sah die Quaste einer grobgestrickten Mütze hinter der Mauer hochkommen. Dann erschienen zwei Männer oben auf der Mauer, das Messer zwischen den Zähnen, um
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