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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Männern mit Erfolg als Mann ausgeben könne. Doch diese Frau hatte es getan, und jetzt sah sie auch, wie. Die enthüllte Brust war flach; die Schultern hatten die harte Muskulatur wie bei jedem Schwertkämpfer. Die Haare, die auf den Armen wuchsen, wären von einer anderen Frau mit einem Bleichmittel oder Wachs irgendwie entfernt worden. Annelys starrte verblüfft auf die Fremde. Diese merkte es und verbarg ihr Gesicht in dem Kissen. Kindra sagte scharf: »Das ist kein Grund zum Glotzen. Sie ist emmasca , das ist alles. Hast du noch nie eine gesehen?« Die Operation, durch die eine Frau zum Neutrum gemacht wurde, war auf ganz Darkover gesetzlich verboten und gefährlich, und bei dieser Frau mußte sie vor oder kurz nach der Pubertät durchgeführt worden sein. Kindra steckte voll von Fragen, doch die Höflichkeit verbot ihr, auch nur eine zu stellen.
   »Aber… aber… « flüsterte Annelys. »Ist sie so geboren oder so gemacht worden? Es ist ungesetzlich - wer würde es wagen… «
   »So gemacht worden«, sagte das Mädchen, das Gesicht immer noch dem Kissen zugekehrt. »Wäre ich so geboren worden, hätte ich nichts zu fürchten gehabt… und ich wählte diesen Weg, damit ich nie mehr etwas zu fürchten habe!«
   Sie preßte die Lippen zusammen, als die beiden anderen sie hoben und umdrehten. Annelys keuchte auf, als sie die schrecklichen Narben, die wie die Striemen von Peitschenhieben waren, auf dem Rücken der Frau entdeckte. Aber sie sagte nichts, sie zog nur das Nachthemd herunter, das die Narben gnädig verhüllte. Behutsam wusch sie der Frau Gesicht und Hände mit Seifenwasser. Das ingwerfarbene Haar war dunkel vor Schweiß, doch an den Wurzeln entdeckte Kindra etwas anderes: Dort begann es, feuerrot nachzuwachsen.
   Comyn. Die Telepathen-Kaste, rothaarig… Diese Frau war eine Adlige, dazu geboren, in den Domänen von Darkover zu herrschen!
   Im Namen aller Götter, fragte sich Kindra, wer kann sie sein, was ist ihr zugestoßen? Wie ist sie in dieser Verkleidung hergeraten? Und sogar ihre Haar hat sie gebleicht, damit niemand ihre Abstammung erraten konnte! Und wer hat sie so mißhandelt? Sie mußte geschlagen worden sein wie ein Tier…
   Und dann hörte sie zu ihrem Schrecken Worte, die sich, sie wußte nicht wie, in ihrem Geist bildeten.
   Narbengesicht , sagte die Gedankenstimme. Aber jetzt bin ich gerächt. Selbst wenn es meinen Tod bedeutet…
   Kindra bekam es mit der Angst zu tun. Noch nie hatte sie Gedanken so deutlich empfangen. Bisher war ihre rudimentäre telepathische Begabung immer eine Sache schneller Intuition, einer Ahnung gewesen, als habe sie glücklich geraten. In ihrer Bestürzung flüsterte sie: »Bei der Göttin! Kind, wer bist du?«
   Das bleiche Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die Kindra mitleidig als den Versuch eines Lächelns erkannte. »Ich bin… niemand. Ich hatte mich für die Tochter von Alaric Lindir gehalten. Habt ihr die Geschichte gehört?«
   Alaric Lindir. Die Lindirs waren eine stolze und reiche Familie, entfernt verwandt mit der Aillard-Familie der Comyn . Tatsächlich waren sie zu hoch geboren, als daß Kindra hätte behaupten können, einen davon zu kennen. Sie waren von dem alten Blut der Hastur-Sippe.
   »Ja, sie sind stolze Leute«, hauchte die Frau. »Der Name meiner Mutter war Kyria, und sie war eine jüngere Schwester von Dom Lewis Ardais - nicht der Lord von Ardais, sondern sein jüngerer Bruder. Aber trotzdem war sie hoch genug geboren, daß sie in aller Eile mit Alaric Lindir verheiratet wurde, als sich herausstellte, daß sie von einem der Hastur-Lords von Thendara schwanger war. Und mein Vater - der Mann, den ich immer für meinen Vater gehalten hatte - war stolz auf seine rothaarige Tochter. Während meiner ganzen Kinderzeit hörte ich, wie stolz er auf mich sei, denn ich würde in die Comyn einheiraten oder in einen der Türme gehen und eine mächtige Zauberin oder Bewahrerin werden. Und dann - dann kamen Narbengesicht und seine Bande, und sie plünderten die Burg und führten ein paar von den Frauen weg, nur so aus einer plötzlichen Laune heraus. Als Narbengesicht entdeckte, wer sich unter seinen Gefangenen befand - nun, da war der Schaden schon geschehen, aber trotzdem schickte er zu meinem Vater um Lösegeld. Und mein Vater, dieser besagte Dom Alaric, der nicht genug stolze Worte für seine rothaarige Tochter finden konnte, die seinem Ehrgeiz durch eine Heirat mit einem Comyn -Mann förderlich sein
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