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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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wenden, Vergeltung üben und so das Gleichgewicht der Macht zerstören. Seit den letzten Kriegen waren die politischen Verhältnisse prekär. Arilinn könnte in die Auseinandersetzung hineingezogen werden…
    Ich lasse mich nicht zu einer Schachfigur im Spiel eines kleinen Lords machen!
    Mitten in einer Frage des Grüngewandeten erhob Varzil sich und verbeugte sich.
    »Vai dom’yn«, sagte er in einem so ernsten Ton, dass der Mann sich im Satz unterbrach. »Ich beantworte gern alle Fragen zu meinem Hintergrund oder meiner Eignung für die Turmarbeit. Ihr habt ein Recht, solche Dinge zu wissen. Aber… « Und hier verließ ihn beinahe der Mut. »… aber Ihr müsst mich auf der Grundlage meiner Fähigkeiten ablehnen oder zulassen. Ich bin aus eigenem Antrieb gekommen, niemand hat mich geschickt. Andere mögen ihr Laran missbrauchen, um Intrigen zu schmieden und zu spionieren, aber ich nicht«, sagte er und starrte Auster eindringlich an.
    »Kinder wenden sich nicht auf diese Art an einen Bewahrer des Turms Arilinn!«, keuchte Lunilla. Der Grüngewandete runzelte die Stirn, aber Auster beugte sich vor und musterte Varzil noch eingehender mit diesen durchdringend blauen Augen.
    »Nein, schon in Ordnung«, sagte Auster. »Er hat wie ein Mann gesprochen, also verdient er auch die Antwort eines Mannes. Junger Ridenow, du hast unleugbar Talent, aber du bist auch aus eigenem Antrieb, ohne Erlaubnis deines Vaters und gegen seinen Wunsch, zu uns gekommen. Wir sind nicht darauf vorbereitet, dir unter diesen Umständen hier einen Platz anzubieten. In diesen schwierigen Zeiten können wir nicht einfach jeden aufnehmen, der Laran besitzt. Wir von den Türmen müssen alles tun, was in unserer Macht steht, um uns von den größeren Ereignissen der Welt fern zu halten.«
    Hoffnungslos erkannte Varzil, dass er richtig vermutet hatte. Um zum Turm Arilinn zugelassen zu werden, bedurfte es weit mehr als des Wunsches und der Fähigkeiten. Nichts, was er sagte, konnte daran etwas ändern.
    »Du scheinst von den Krankheiten, die beim Erwachen des Laran so häufig auftreten, verschont geblieben zu sein«, sagte der weißgewandete Überwacher, »sodass es nicht dringend geboten erscheint, durch die Ausbildung dein Leben oder deine geistige Gesundheit zu retten. Es liegt auch keine Notsituation vor, die es rechtfertigen würde, sich über die Wünsche deines Vaters hinwegzusetzen. Die Ausbildung, die du bereits durch die Leronis in eurer Familie erfahren hast, müsste genügen.«
    Auster erhob sich und gab damit das Zeichen, dass das Gespräch beendet war. Benommen stand Varzil da, als die Leronyn den Raum verließen, alle bis auf den Weißgewandeten. Er bedeutete Varzil, ihm zu folgen. Sie kehrten auf dem gleichen Weg zurück, begaben sich wieder in den seltsamen, von der Matrix errichteten Schacht wie zuvor, geleitet von rituellen Handbewegungen.
    Beim Abschied sagte der Überwacher mit leiser Stimme zu Varzil: »Es war mir eine Freude, mit dir zu frühstücken. Mit dem Segen der Götter wird es dir wohl ergehen. Du wirst viele Söhne zeugen und deiner Familie Ehre machen.«
    Aber die Vergeudung meiner Fähigkeiten… Jäh schloss der Mann seine geistigen Pforten.
    Ungeachtet persönlicher Gefühle würde der Laranzu sich nie gegen das Urteil des Bewahrers aussprechen.
    Varzil schoss durch den Kopf, dass er den Turm im nächsten Augenblick verlassen würde. Er musste einen Weg zurück finden. Er wollte so viele Fragen stellen, so viel wissen! Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als die Sekunden verrannen. Plötzlich stellte er fest, dass er am Eingang des Turms Arilinn stand und das Morgenlicht die Straßen der Stadt erfüllte. Als er sich umdrehte, hatte sich das Tor geschlossen.

2
    Von seinem Turmfenster aus beobachtete Carolin Hastur, den die meisten immer noch wie in der Kinderzeit Carlo nannten, den seltsamen jungen Mann, der vor dem Tor von Arilinn stand. Der Junge stand aufrecht da, hatte die Fäuste geballt und atmete schwer. Carolin selbst war nicht dazu berufen, im Turm zu arbeiten, aber er konnte dieses Talent in anderen erkennen. Und er hatte nie zuvor solche Leidenschaft, solche Intensität gesehen wie bei diesem schlanken Jungen dort drunten.
    Carolin verfügte nur über geringes Laran und war ohnehin nicht sonderlich daran interessiert, sich in einem Turm einzuschließen. Er war hier nur für kurze Zeit, denn sein Schicksal war bereits am Tag seiner Geburt beschlossen gewesen. Man hatte ihn im Frühjahr, als er siebzehn
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