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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Tramontana verliebt gewesen und hätte sich den Befehlen seines Herrn zum Trotz geopfert, um seine Geliebte zu retten; aber dieses Opfer war vergeblich gewesen, denn beide waren verbrannt. Carolin wusste immer noch nicht, ob das stimmte oder ob die anderen Geschichten, die in den langen Winternächten im Flüsterton an der Feuerstelle erzählt wurden, zutrafen, aber er wünschte sich, es wäre so.
    Auch nach dem Sieg über Ambervale und alle von ihm eroberten Provinzen herrschte auf Darkover nur ein recht unbehaglicher Friede. Es gab immer noch hundert einzelne Königreiche. Die größeren versuchten, die kleineren zu erobern, und zersplitterten sich dann wieder in endlosen Erbfolgeauseinandersetzungen und Aufständen. Von frühester Kindheit an hatte Carolin gehört, wie die Lords seiner eigenen Familie sich stritten, debattierten und sich anstrengten, den schlimmsten Missbrauch von Laran-Waffen zu verhindern. Er erinnerte sich daran, wie sein Onkel Rafael wieder und wieder gesagt hatte: »Es muss doch eine Möglichkeit geben.«
    Die Ruinen der Türme und die Verwüstung des Sees von Hali -das Ergebnis einer alten Katastrophe, die als »Zusammenbruch« bekannt war - waren stumme Zeugen des Versagens dieser Vertreter einer gemäßigten Politik. Carolin schüttelte die finsteren Gedanken ab. Er stand vor seiner Tür, die Hand berührte den Riegel, als wäre er schlafgewandelt. Als er wieder ans Fenster zurückkehrte, war der Ridenow-Junge verschwunden, aber Carolin wusste mit untrüglicher Sicherheit, dass sie einander wieder sehen würden.
     
    Er ging die Treppe hinunter und quer durch den Hauptraum in das kleinere Zimmer, wo der Nachmittagsunterricht über die Grundlagen des Überwachens stattfinden sollte. Als er an den älteren Arbeitern vorbeikam, die zusammen vor der kalten Feuerstelle saßen, fing er einen Gesprächsfetzen auf.
    »… Ridenow… «
    »… wer ihn wohl geschickt hat?«
    Als sie ihn bemerkten, brachen die beiden das Gespräch ab. Die dunkeläugige Marella blickte zu Carolin auf und lächelte. Sie war nur ein paar Jahre älter als er und hatte beim Mittsommerfest, einen Zehntag, nachdem er in Arilinn eingetroffen war, mit ihm geflirtet. Trotz seiner Bemühungen, sich anständig zu verhalten, hatte sie eine Weile in seinen Träumen eine große Rolle gespielt. Carolin wusste, dass sie sich ihrer Wirkung auf ihn vollkommen bewusst war, denn am Hof seines Großvaters war er schon öfter das Ziel weiblicher Verführungsversuche gewesen. Die Kombination von Jugend, gutem Aussehen und einer Krone zog die Damen an wie eine Honigwabe Skorpionameisen. Nur mit seiner Verwandten Maura Elhalyn und mit Jandria, der Base seines Pflegebruders Orain, konnte er unbeschwert umgehen, aber sie waren zu Hause in Carcosa.
    Der Mann, mit dem Marella sich unterhalten hatte, ein älterer Arbeiter namens Richardo, der sein steinernes Gesicht nie zu einem Lächeln verzog, stand auf. Er nickte Carolin zu und eilte davon. Marella errötete und folgte ihm, sodass Carolin keine Gelegenheit hatte, Fragen zu stellen.
    Das war vielleicht auch ganz gut so. Er war lange genug in Arilinn gewesen, um zu wissen, dass Telepathen anderen Anstandsregeln folgten als gewöhnliche Menschen. Vieles konnte nicht geheim bleiben, zum Beispiel sexuelle Anziehung. Wenn Menschen in solcher Intimität zusammenlebten, konnte schon ein flüchtiger Körperkontakt ebenso viel Ärger hervorrufen wie ein offener Angriff. Aber keine der Anstandregeln des Turms half gegen Carolins angeborene Neugier. Es war ein Makel, gegen den er schon lange und ohne großen Erfolg ankämpfte.
    Obwohl Carolins Familie, die Hasturs von Carcosa, den Herrn des Lichts anbeteten, wie es sich für Comyn gehörte, hatte er auch die Lehren der Cristoforos studiert. Ein Gebet war ihm im Hinblick auf seinen eigenen Charakter besonders angemessen erschienen: Gewähre mir, o Träger der Lasten der Welt, zu wissen, was zu wissen du mir gewährst… Manchmal bedeutete das, seine Nase aus Angelegenheiten herauszuhalten, die dieser Nase - oder gar dem ganzen Kopf - gefährlich werden konnten. Bei anderen Gelegenheiten, wie dieser, schien das Gebet nahe zu legen, dass es richtig und verantwortungsbewusst war herauszufinden, was los war, auch wenn es sich über das Wie und Wann ausschwieg.
    Am Hof seines Onkels verging kaum ein Augenblick ohne Intrigen. Politische Unterströmungen waren so zahlreich und wechselhaft wie Staubpartikel in der Luft. Carolin hatte gelernt, geduldig zu sein - und
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