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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Unbeschwertheit, »beides wäre allemal besser, als weiter diese verdammten Federn anzustarren.«
     
    Am nächsten Morgen machten sich Carolin und Eduin zusammen mit einem Kyrri auf nach Arilinn-Stadt, wo sie den Markt besuchen wollten. Da nur Nichtmenschen und Comyn den Schleier durchdringen konnten, wechselten sich alle bei den täglichen Haushaltsarbeiten ab, und selbst die jüngsten Novizen machten mit. Der Herbsttag war frisch. Der Regen der vergangenen Nacht hatte allen Staub aus der Luft gewaschen, und die Stadt glitzerte. Hinter ihr ragten die Zwillingsgipfel mit schimmernden Spitzen auf.
    Carolin blieb an der Stelle stehen, wo der Ridenow-Junge gestanden hatte. Auf dem von Jahrhunderten glatt geschliffenen Stein war zwar keine sichtbare Spur geblieben, kein Fleck und keine andere Markierung, aber Carolin spürte dennoch so etwas wie eine Präsenz, so intensiv, dass er hätte schwören können, dass sich tatsächlich jemand hier aufhielt. Bilder zuckten durch seinen Kopf, halb Erinnerung, halb etwas anderes. Wieder sah er den Jungen vor sich, nicht so jung, wie er zunächst angenommen hatte, nur dünn und klein für sein Alter, das Gesicht bleich und sehr ernst.
    Während Carolin zusah, veränderten sich Varzils Züge zu denen eines älteren Jungen, dann eines reifen Mannes. Er war immer noch schlank, hielt sich aber mit dem ruhigen Selbstvertrauen, das Carolin von erfahrenen Schwertkämpfern kannte. Silber glitzerte in seinem Haar, und er hatte Falten um Augen und Mund. Ein Ausdruck von Mitgefühl, verwoben mit Traurigkeit, lag auf seinen Zügen. Er trug ein dunkles, locker gegürtetes Gewand, aber Carolin konnte die Farbe nicht erkennen, denn nun verblasste die Vision wieder. Varzil hob eine Hand zum Gruß, und ein Edelsteinring blitzte weiß.
    Dann verschwand die Vision, und Carolin stand da, mit seinem Marktkorb in der Hand.
    »Mach schon, Carlo«, sagte Eduin. Er benutzte den Spitznamen aus Carolins Kinderzeit, obwohl sie einander nicht besonders gut kannten. Carolin war erst ein paar Monate in Arilinn, während Eduin seine Ausbildung bereits vor vier Jahren begonnen hatte. Das hatte genügt, dass Eduin sich seines eigenen Werts sehr bewusst war. Er würde in den Türmen bleiben und wahrscheinlich ein sehr fähiger Matrixmechaniker oder Techniker werden, vielleicht sogar ein Bewahrer, wenn er sich der Disziplin unterwerfen würde.
    Carolin blieb zurück. Er zweifelte nicht an dem, was er gesehen hatte. Er war kein Laranzu, aber in seinen Adern floss echtes Comyn-Blut. Die geistige Macht war für ihn ebenso wirklich wie alles, was er anfassen konnte, und daher konnte er jetzt nicht mehr einfach mit den alltäglichen Aufgaben dieses Morgens fortfahren, als wäre nichts geschehen.
    »Geh voraus«, sagte er zerstreut. »Ich komme gleich nach.«
    »Aber Carlo, wir sind ohnehin schon spät dran! Die besten süßen Kürbisse werden schon weg sein.«
    »Nicht, wenn du sie als Erster erwischst!«
    Eduin ging davon, und der Kyrri folgte ihm. Ein paar Minuten später war Carolin wieder im Turm und im Flur, der zu den Gemächern des Bewahrers führte. Zwei ältere Techniker wollten gerade hineingehen. Einer war Gavin Elhalyn, dessen Stellung im Turm beinahe der von Auster entsprach. Er war auch ein entfernter Verwandter von Carolin.
    »Ich muss mit Auster sprechen«, erklärte Carolin. »Es ist wichtig.«
    Gavin verzog das Gesicht, eindeutig hin- und hergerissen zwischen seiner Verantwortung und der Blutsverwandtschaft mit Carolin. Er war Comyn und Laranzu, aber Carolin würde eines Tages König sein.
    Lerrys reagierte als Erster. »Was immer es auch sein mag, Junge, es kann warten. Auster persönlich hat uns zu sich gerufen.«
    Carolin verkniff sich eine Antwort, erkannte aber zu spät, wie sinnlos das war. Immerhin befanden sie sich in einem Turm, in dem die Leute im Geist so frei sprachen wie mit ihrem Mund. Er verstand langsam, wieso man ihn nach Arilinn geschickt hatte. Es ging nicht darum, sein bescheidenes Laran zu kultivieren, sondern ihn auf die hohen Anforderungen des Königtums vorzubereiten. Zu Hause hatte er gelernt, auf seine Worte zu achten; hier im Turm würde er lernen, sogar seine Gedanken zu beherrschen.
    »Schon gut.« Auster öffnete die Tür. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Erschöpfung ab, aber seine Augen strahlten wie stets. »Carlo wird uns nur immer wieder plagen, bis er losgeworden ist, was er sagen wollte. Das liegt in der Familie. Die Hasturs haben nie leicht aufgegeben. Kommt
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