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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Räucherwerk.
    Armsessel und eine lange Bank, auf der sich Kissen türmten, verliefen in einem Halbkreis vor der Feuerstelle. Eine Frau und zwei Männer saßen dort und unterhielten sich mit gedämpfter Stimme. Der Blick der Frau begegnete Varzils. Sie war ungefähr in dem Alter von Varzils Lieblingstante, klein und gedrungen, ohne dick zu sein, und die Falten um ihre Augen erweckten den Eindruck, als wolle sie jeden Moment in Gelächter ausbrechen. Sie stand auf und schickte die Männer mit einer Geste weg, etwas, was keine Frau in Varzils Familie jemals gewagt hätte.
    »Auch du, Carlo, fort mit dir«, sagte sie zu dem rothaarigen Jüngling.
    »Aber… «, protestierte er.
    Sie verschränkte die Arme vor der ausladenden Brust, die mit einem Schal drapiert war, und brachte ihn zum Schweigen. »Was jetzt geschieht, geht dich nichts an.«
    Der Jüngling verbeugte sich mit akkurater Höflichkeit und verließ den Raum durch den Torbogen gegenüber, aber nicht, ohne kurz in Varzils Richtung gezwinkert zu haben.
    Varzil stockte der Atem. Nach den Jahren der Sehnsucht, den Monaten des Planens, der nächtlichen Flucht und den langen Stunden des Wartens geschah alles viel zu schnell.
    Einmal, als er auf der Suche nach Adlerfedern die zerklüfteten Berge bei Serrais hinaufgestiegen war, hatte Varzil den Halt verloren und war einen von Geröll bedeckten Hang hinuntergepurzelt. Felsen und Himmel waren durcheinander gewirbelt, während die Steine aus einem Dutzend verschiedener Richtungen gleichzeitig auf ihn herabgeprasselt waren. Schlitternd war er zum Stillstand gekommen und hatte dort lange Zeit gelegen, keuchend und voll blauer Flecke, erstaunt darüber, dass er noch lebte, während er zum wolkenlosen Himmel hinaufstarrte.
    So fühlte er sich auch jetzt wieder, obwohl sein Körper nicht schmerzte. Undeutlich hörte er die Stimme der Frau, die von einem warmen Frühstück sprach. Er spürte auf seinen Schultern ihre Hände, die ihn zu einem Stuhl am Feuer führten.
    »Himmlische Evanda, du bist ja halb erfroren!«, rief sie. »Ganz zu schweigen von… « Varzil konnte ihren nächsten Worten nicht folgen. »… Energon-Kanälen - gerade so, als hättest du zwei Nächte lang pausenlos durchgearbeitet!«
    Im nächsten Moment drückte sie ihm einen Becher mit dampfendem Jaco in die Hände. Er spürte die Wärme durch die schwere Keramik mit den raffinierten Einlegearbeiten, die Glätte der Lasur. Der Jaco war mit Honig gesüßt und mit einem Kraut versehen, das er nicht kannte. Er schluckte ihn gehorsam, obwohl er auf der Zunge brannte. Erst da wurde ihm bewusst, wie schrecklich er zitterte.
    »Hier, iss das«, sagte die Frau und reichte ihm eine Schale mit einer Art Nussbrei, über den Sahne gegossen war. »Kannst du einen Löffel halten?«
    Varzils Finger krampften sich um den Griff. Seine Hand zitterte, aber es gelang ihm, einen Mund voll zu sich zu nehmen. Was auch immer geschah, er würde nicht zulassen, dass man ihn wie ein Kleinkind fütterte.
    Der Brei erwies sich als Mischung aus Hafer, Haselnüssen und getrockneten Äpfeln, mit Zimt gewürzt. Er schmeckte köstlich und verband das Erdige des Weizens mit der Knackigkeit der Nüsse und der Saftigkeit von Obst.
    Varzils Sicht klärte sich wieder, und seine Hände beruhigten sich. Er dankte der Frau und fügte hinzu: »Das schmeckt großartig.«
    »Soll es auch«, sagte sie, was ihn abermals an seine Tante erinnerte. »Iss alles auf. Herr des Lichts, Junge, du siehst aus, als hättest du seit einem Zehntag keine anständige Mahlzeit mehr bekommen!«
    Varzil ließ den Löffel sinken. »Ich bin Euch dankbar, Vai domna, aber ich bin nicht hier, um eine Mahlzeit zu erbetteln.« Er hielt ihr die Schale hin.
    »So einen stolzen Unfug will ich nicht hören«, entgegnete sie. »Ich bin die Hausmutter aller Novizen hier, und wenn ich sage, esst, dann essen sie. Auch die königlichen. Ist das klar?«
    Varzil hatte erst zwei oder drei weitere Löffel genommen, als die Tür gegenüber sich öffnete und ein hoch gewachsener Mann mit breiten Schultern den Raum betrat.
    Rost und Silber mischten sich im ordentlich geschnittenen Haupthaar und Bart. Seine Gesichtszüge waren zu unregelmäßig, um auf herkömmliche Weise schön zu wirken, mit seinen übergroßen Ohren und dem schiefen Mund. Der Blick, der Varzil musterte, kam aus Augen, die so blau und dunkel wie Lapislazuli waren. Eine Aura stählerner Macht umgab den Mann.
    Dabei trug er gewöhnliche Kleidung, bequem und warm, eine mit
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