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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Schlucht, in der die Kälte der Nacht erhalten blieb. Auf der anderen Seite umschloss ein anmutiger Torbogen den bunten Schleier, der nur jenen mit echtem Comyn-Blut, Angehörigen der mit psychischen Kräften gesegneten darkovanischen Adelsschicht, den Zutritt gestattete. In dem indirekten Licht des Morgens ähnelte der Schleier einem Wasserfall aus den zerfallenden Farben des Regenbogens.
    Als er sich in der finstersten Stunde der Nacht in den Hof geschlichen hatte, war Varzil Ridenow darauf bedacht gewesen, dem Schleier nicht zu nahe zu kommen. Selbst hier, in der Ecke, in der er sich zusammengerollt hatte, um dösend den Tagesanbruch abzuwarten, spürte er, wie dessen Macht an seinen Nerven zerrte.
    Hätte es eine andere Möglichkeit gegeben…
    Die Worte hallten in seinen Gedanken wider wie der Refrain einer Ballade. Er war ein Ridenow und besaß die Gabe des Laran, die wahre Donas. Er wusste es schon, seit er zum ersten Mal die Ya-Männer ihre Klagelieder in den fernen Hügeln unter den vier Mittsommermonden hatte singen hören. Damals war er acht Jahre alt gewesen, alt genug, um zu verstehen, dass da etwas war, was man weder sehen noch fassen konnte, und alt genug, um zu wissen, dass er darüber schweigen sollte. Er hatte gesehen, wie sein Vater, Dom Felix Ridenow, bei diesem Thema verstummte und seine Kiefer anspannte. Nun war er sechzehn, älter als die meisten, wenn sie ihre Ausbildung im Turm begannen, und sein Vater hätte die ganze Sache am liebsten vergessen und so getan, als besäße sein jüngster Sohn die Gabe nicht.
    Varzil war all die vielen Meilen von seinem Zuhause nach Arilinn gereist, zusammen mit seinem Vater und einigen Angehörigen, um dem Comyn-Rat offiziell vorgestellt zu werden. Sein älterer Bruder Harald, der einmal Klarwasser erben sollte, war vor drei Jahren auf ähnliche Weise begutachtet worden, aber damals war Varzil noch zu jung gewesen, um ihn zu begleiten. Seine derzeitige Anerkennung war eindeutig ein politischer Schachzug, um den Status der Ridenows zu stärken. Viele der anderen großen Häuser betrachteten sie als Emporkömmlinge, kaum zivilisierter als ihre Vorfahren aus den Trockenstädten. Es ärgerte sie, einem Ridenow die Achtung eines Gleichen unter Gleichen entgegenbringen zu müssen.
    Der Frieden, den Allart Hastur zwischen seinem Königreich und dem der Ridenows geschlossen hatte, war bisher weder lang noch tief genug gewesen, um die Erinnerung an die blutige Auseinandersetzung, die dem Abkommen vorausgegangen war, vergessen zu lassen. Dom Felix verhielt sich nie anders als ausgesucht höflich gegenüber den Hasturs, aber Varzil spürte ihre Zweifel - ihre Furcht.
    Hätte es eine andere Möglichkeit gegeben…
    Dann hätte er sich nicht zu dieser verbrecherisch frühen Stunde aus der Verborgenen Stadt schleichen müssen, um halb erfroren darauf zu warten, dass jemand im Turm ihn einließ. Er hoffte, dass es bald geschähe, bevor seine Abwesenheit entdeckt und die Jagd auf ihn eröffnet wurde. Die Ratssitzung war beinahe vorüber, und viel galt es nicht mehr zu erledigen. Dom Felix würde nicht zögern, nicht, nachdem Katzenmenschen in den Bergen unweit der Schafsweiden gesichtet worden waren.
    Varzil schlang den Umhang enger um seine Schultern und achtete darauf, dass seine Zähne nicht mehr so laut klapperten. Der fein gewobene Zwirn war für die höfische Etikette gedacht, nicht als Schutz gegen die Elemente.
    Aldones sei Dank, dass es eine klare Nacht war.
    In den langen Stunden spürte Varzil das Wirbeln und Tanzen psychischer Kräfte hinter den Turmmauern. Die blendend grelle Energie des Schleiers peinigte seine Nerven und machte ihn empfänglich für das leiseste telepathische Raunen.
    Ein Großteil der Arbeit im Turm wurde verrichtet, wenn gewöhnliche Menschen schliefen, um der psychischen Statik der vielen ungeschulten Gemüter möglichst wenig ausgesetzt zu sein. So nahe der Stadt wurde noch der zufälligste Streustrahl oder Gefühlsausbruch, der es kaum wert war, Laran genannt zu werden, zu einer leichten Störung, die sich mit der Zeit verstärkte, hatte man ihm erzählt. Aus diesem Grund standen Türme wie Hali und der jetzt in Trümmern liegende Tramontana abseits menschlicher Siedlungen. In den langen Stunden der Dunkelheit schickten begnadete Arbeiter per Relais Botschaften über hunderte von Meilen und luden gewaltige Laran-Batterien auf, die unzähligen Zwecken dienten, darunter der Energieversorgung von Luftwagen, der Beleuchtung der
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