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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod
Autoren: Hubert Haensel
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der Schattenzone. Seine Gedanken weilten bei Fronja. Er wurde das Gefühl nicht los, daß einiges anders war, als er es sich vorstellte.
    Dann, endlich, wurden die Umrisse des Todessterns sichtbar. Carlumen näherte sich ihm schnell.
    Aber da war noch etwas…
    Mythor nahm zunächst nur eine flüchtige Bewegung wahr und erkannte erst eine Weile später, daß es sich um ein Luftschiff handelte, das vom Todesstern aufstieg. Der Ballon besaß Drachenform.
    Gerrek stöhnte verhalten.
    Mythor wirbelte herum. Allmählich begann er zu begreifen. Seine Hände schnellten vor und umklammerten die Oberarme des Beuteldrachens.
    »Woher kommt das Luftschiff? Und sag nicht, daß keiner von euch davon gewußt hat. Fliegt es nach Vanga?«
    »Ja«, ächzte Gerrek.
    »Wer ist an Bord?«
    Der Beuteldrache wand sich wie ein getretener Wurm.
    »Du bist mein Freund, Mythor. Ich…«
    »Sag’s ihm schon«, warf Sadagar ein. »Es ist ohnehin nichts mehr zu ändern. Die Entscheidung, die sie gefällt haben, ist endgültig.«
    »Wer?«
    »Tertish, Glair, Scida, überhaupt alle Amazonen. Auch Lankohr und Heeva«, sagte Gerrek. »Nur ich nicht.«
    »Also alle, die von der Südwelt stammen?«
    »Ja.«
    »Und Fronja?« Mythor war nahe daran, die Geduld zu verlieren.
    »Auch Fronja«, bestätigte der Beuteldrache. »Es tut mir leid, Mythor, wir wollten dir das ersparen, aber…«
    »Geh mir aus dem Weg!« Wütend stieß der Sohn des Kometen Gerrek von sich. »Caeryll«, befahl er. »Wir fliegen dem Luftschiff hinterher! Du mußt es einholen, und wenn Carlumen dabei drauf geht.«
    »Es hat keinen Sinn, Mythor«, versuchte Sadagar, ihn zu beruhigen. »Fronjas Entschluß steht fest. Sie wird in Vanga dringender gebraucht als hier Sie sagte, die Zaubermütter rufen nach ihr.«
    »Laß mich in Ruhe. Mit euch rede ich, wenn wir das Luftschiff aufgebracht haben. Ihr seid mir wirklich Freunde, auf die man sich verlassen kann.«
    »Du verstehst nicht…«
    »Vielleicht will ich nicht verstehen.« Mythor hastete die Treppe zum Bugkastell hinauf.
    Mokkuf hielt den Beuteldrachen zurück, als dieser ihm folgen wollte.
    »Laß ihn, Gerrek. Mythor muß mit sich allein sein. Du würdest es nur noch schlimmer machen.«
*
    Wenn er Fronja jetzt verlor, war alles umsonst gewesen. Mythor wußte aber auch, daß er diesmal nicht kämpfen konnte. Gegen wen hätte er antreten sollen? Es war gerade das Auswegslose an dieser Situation, das ihn verzweifeln ließ.
    Wütend ballte er die Fäuste.
    »Ihr Götter, wie ihr auch heißen mögt, warum tut ihr mir das an? Kämpfe ich nicht für die Sache des Lichts? Was soll ich noch tun, um euch zu genügen?«
    Es war ihm egal, ob er frevelte. In ohnmächtigem Zorn mußte er darauf warten, daß Carlumen das Luftschiff einholte.
    Eine Frau stand im Heck und hielt sich an den Tauen der Takelage fest. Sie blickte zu ihm herüber. Ihr langes, goldgelbes Haar wehte im Wind.
    »Fronja!« rief er. Sie schien ihn nicht zu hören. Sie winkte nicht einmal, obwohl sie ihn doch auch erkannt haben mußte.
    Endlich war Carlumen bis auf wenige Schritte heran. Mythor sah, daß Fronja sich verstohlen über die Augen wischte. Weinte sie? Seinetwegen? Was hatte er ihr angetan, daß sie vor ihm floh?
    »Warum?«
    Nur dieses eine Wort brachte er hervor. Seine Kehle war rauh.
    Fronja zitterte leicht.
    »Vanga braucht mich«, kam es tonlos über ihre Lippen. »Verzeih mir.«
    »Ich brauche dich noch mehr.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das ist nicht wahr. Wenn du deine Gefühle prüfst, weißt du, daß du dich selbst betrügst.«
    »Aber…«
    »Sag jetzt nichts, was uns den Abschied noch schwerer machen würde.«
    »Was soll aus unserem Kind werden, Fronja? Willst du, daß es ohne Vater aufwächst?«
    Zögernd fuhr sie mit der Hand über ihren Leib.
    »Es war ein Traum – ein schöner, aber leider viel zu kurzer Traum von unserem Glück. Wir sind anders als die Menschen um uns her, Mythor. Wir haben, jeder für sich, eine Aufgabe zuerfüllen, die niemand uns abnehmen kann.«
    Sie legte den Kopf in den Nacken und deutete auf einen hellen Stern über dem Schiff, der alle anderen überstrahlte.
    »Das ist der Lichtbote. Hoffen wir, daß er rechtzeitig eintrifft, um einen Sieg des Bösen zu verhindern. Ich liebe dich, Mythor. Wenn das Schicksal es will, werden wir uns eines Tages wiedersehen. Die anderen aus Vanga ziehen mit mir, um mir beizustehen. Ich soll dich von ihnen grüßen; sie wünschen dir viel Glück für den gefahrvollen Weg, der noch vor dir
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