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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod
Autoren: Hubert Haensel
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sein, wenn man mich braucht, Ambe. Sag das den Zaubermüttern.«
    Vielleicht war auch dies nur ein Traum …

5.
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde stärker, je länger Mythor in der Galerie der Dämonen verweilte. Den Darkon fand er nicht.
    Eine Treppe aus steinernen Schlangenköpfen führte in die Höhe. Jeden Moment erwartete er, sie würden zum Leben erwachen, doch sie blieben, was sie waren: kalter, rauher Stein.
    Schritte klangen auf und verhallten wieder. Mythor war nun sicher, daß er verfolgt wurde.
    Ein neuer, breiter Gang; weitgespannte Säulenhallen zu beiden Seiten; ein Tempel, zumindest ein Altar mit der Abbildung eines spinnenähnlichen Gottes – Mythor wandte sich flüchtig um, doch da war nicht einmal der Schatten eines Verfolgers. Möglicherweise verweilte er noch auf der Treppe. Mythor huschte in den Tempel. Hier war niemand, er konnte also beruhigt abwarten.
    Er mußte lange warten. Seltsam schabende Geräusche in seinem Rücken verunsicherten ihn. Jedesmal, wenn er sich zögernd umwandte, glaubte er, daß der mannsgroße Spinnenleib sich wieder verändert hatte. Auf seinen acht dünnen Beinen schien er sich um den Altar herumzuschieben.
    Wieder erklangen leise, schleichende Schritte… Unwillkürlich faßte der Sohn des Kometen das Gläserne Schwert fester. Er vernahm gedämpfte Atemzüge.
    Ein Schatten… Mythor sprang in den Gang hinaus, Alton zum Schlag hochreißend – aber sein Arm wurde mit einmal schwer. Der Mann, dem er beinahe auf Tuchfühlung gegenüberstand, war unverkennbar ebenfalls ein hervorragender Kämpfer. Doch weniger sein gestählter Körper war es, der Mythor in Erstaunen versetzte, sondern vielmehr die grauen, kalten Augen, in denen sich Erkennen widerspiegelte.
    »Coerl O’Marn!«
    Der Krieger lächelte freundschaftlich. Fast war es wie damals, als sie Seite an Seite geritten waren…
    »Du starrst mich an, als sähest du in mir noch immer einen Geist. Aber ein Caer-Ritter ist nicht unterzukriegen. Ich bin zu den Lebenden zurückgekehrt, in meinem Körper, wie er früher war. Etwas fülliger vielleicht, doch das wird sich geben, sobald wir zusammen die Schwerter schwingen.«
    Irgendwie hatte Mythor erwartet, daß Coerl O’Marn es wirklich schaffen würde, aus dem Totenreich zurückzukommen. Es war keine allzu große Überraschung für ihn. Der Caer wollte an ALLUMEDDON mitkämpfen.
    »Steck Alton endlich weg, du hast schließlich keinen Gegner vor dir.«
    Mythor stieß die Klinge in die Scheide. Dann fielen sie einander in die Arme, schienen für wenige Augenblicke ihre Umgebung völlig zu vergessen. O’Marns Händedruck war fest wie immer.
    »Was hat dich in die Galerie der Dämonen verschlagen, Mythor? Jagst du den Darkon?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen«, erwiderte der Sohn des Kometen. »Was trieb dich auf das Dach der Schattenzone?«
    Der Caer lachte dröhnend.
    »Ich wurde aus dem Totenreich entlassen, um die Kräfte des Lichts zu verstärken. Was liegt näher, als die Dämonen in ihrem ureigensten Refugium anzugreifen?« Das war bezeichnend für O’Marns Willen zum Kampf. Und weshalb sollte ausgerechnet er, der schon einmal gestorben war, sich vor dem Tod fürchten?
*
    Boozam blieb kaum Zeit für einen entsetzten Aufschrei, als er unvermittelt von unsichtbaren Fäusten gepackt und in andere Gefilde gewirbelt wurde. Irgendwie war ihm, als durchdringe er Mauern und Decken, und als der rasende Sturz endlich endete, tobte eine quälende Übelkeit in seinen Eingeweiden… Seine Umgebung war in eigenartiges, blaues Licht getaucht, ohne daß sich feststellen ließ, woher es kam. Den Zweizack hielt Boozam noch immer fest umklammert, und er begann, mit dem Schaftende den Boden abzutasten, der nach allen Seiten hin gleichmäßig anstieg. Er befand sich an der tiefsten Stelle einer schüsselförmigen Vertiefung – zusammen mit allerlei stinkendem Unrat und bereits in Verwesung übergegangenen Essensresten. Das bedeutete, daß sich zumindest manchmal lebende Wesen hier aufhielten. Gefangene der Dämonen?
    Boozam begann, sich genauer umzusehen. Die Ränder seines Verlieses lagen gut zwei Mannslängen höher. Da es aber beinahe zwanzig Schritt durchmaß, würde es keine Schwierigkeiten machen, hinauszuklettern. Der Untergrund war ein Geflecht aus Ästen, Stoffetzen und anderem. Ein Vogelnest glich dem noch am ehesten.
    Keine fünf Schritt entfernt, wölbte sich ein Haufen dürren Gestrüpps, das vermutlich für Ausbesserungen benötigt wurde. Erst wollte der
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