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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod
Autoren: Hubert Haensel
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leben, wären wir längst ins Totenreich eingegangen.«
    »Dann müssen wir angreifen, ihm zuvorkommen…«
    »Genau das dachte ich. Wir haben nichts mehr zu verlieren.«
    Düster und unheimlich wuchs die Burg vor ihnen auf. Selbst der eisige Wind, der heulend über das Dach der Schattenzone strich, blieb ihr fern. Kristalle, die überall aus dem Boden ragten, zersplitterten klirrend unter den Füßen der beiden Männer und formten sich zu neuen, bizarren Gebilden, in denen sich die Farbenpracht des Firmaments in unzähligen Facetten brach.
    Der Geruch von Schwefel lag in der Luft. Gelbe Schwaden trieben in halber Höhe der Burg dahin und verloren sich in der Ferne.
    Ein großes, offenstehendes Portal bildete den Eingang. Nichts war dahinter zu erkennen als wallende Schwärze. Sie schreckte ab, zog Mythor und Boozam zugleich aber auch magisch an. Alton fest umklammernd und bereit zuzuschlagen, sobald sich die geringste Bewegung abzeichnete, drang Mythor vor.
    Die kurze Dauer eines Herzschlags, die er benötigte, um durch das Tor zu gelangen, spannte sich für ihn zur Ewigkeit, die ihn das Grauen erfahren ließ. Ein Meer von Feuer drohte seinen Körper zu verschlingen; Dämonen zerrten an seinem Geist, führten ihn hinab in die tiefsten Abgründe des Bösen, wo er sich selbst in vieltausendfacher Gestalt wiederfand…
    Dann war er im Innern der Burg, schrie seine Qualen hinaus, und erst das verhallende Echo ließ ihn erkennen, wo er sich befand. Erschreckt verstummte er. Auch Boozam hatte seine Furcht und sein Entsetzen hinausgeschrien und hielt nun seine Waffe halb erhoben, um sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.
    Aber nichts geschah.
    Der Boden, auf dem sie standen, war wie ein einziges riesiges Stück Marmor. Keine Fuge durchbrach die glänzende Oberfläche. Etliche gewundene Treppen führten von der geräumigen Eingangshalle weg in höhergelegene Räume. Es mochte Tage in Anspruch nehmen, um alles auch nur annähernd zu erforschen.
    Altons Griff schmiegte sich so warm in Mythors Hand wie schon lange nicht mehr. Die Klinge des Gläsernen Schwertes begann zu leuchten, als er auf das Ende der Halle zuging. Ein halbes Dutzend breiter Stufen führte dort zu einer umlaufenden Galerie empor.
    Der Sohn des Kometen blieb stehen, wandte sich um. Das Leuchten des Schwertes wurde fahler.
    »Alton will, daß wir in diese Richtung gehen.« Unwillkürlich mußte er an den Helm der Gerechten denken, den er eine Zeitlang besessen und der ihm oft den richtigen Weg gewiesen hatte. Sowohl das Schwert als auch der Helm entstammten dem Vermächtnis des Lichtboten.
    »Meinetwegen«, knurrte Boozam. »Ein Weg ist so gut oder so schlecht wie der andere.«
    Die Stille eines Totenhains begleitete sie, und das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde schier übermächtig. Aber nicht einmal der Schatten eines wie auch immer gearteten Wesens zeigte sich.
    Zur Galerie hinauf wurde die Luft stickiger. Nur ein einziger breiter Gang führte von hier aus weiter. Die verschiedenartigsten Reliefe an den Wänden sollten abschreckend wirken. Nachdem Mythor um ein Haar der Ausstrahlung einer solchen Abbildung verfallen wäre, vermieden Boozam und er es, den Blick noch einmal zu heben.
    Abrupt weitete sich der Gang zu einem ausgedehnten Gewölbe. Brodem bedeckte den Boden fast kniehoch, wie Nebel, der im Morgengrauen von der Oberfläche eines Sees aufsteigt. Und dieselben dumpfen Geräusche, die bei Sonnenaufgang einen Wald mit Leben erfüllen, hallten hier von den Wänden wider. Irgendwo gurgelte Flüssigkeit.
    Statuen standen in endloser Reihe entlang der Wände. Kaum eine glich der anderen. Sie waren wie aus schwarzem Stein gehauen, abstoßend und abgrundtief häßlich.
    Die Ebenbilder von Dämonen? durchzuckte es Mythor siedendheiß. Wer über diese Statuen Macht erlangt, gewinnt sie auch über die Herren der Finsternis.
    Eine Bewegung erschreckte und irritierte ihn zugleich. Eine der Statuen schien plötzlich von unheimlichem Leben beseelt zu sein. Ein Windstoß fauchte durch das Gewölbe, wirbelte den Nebel auf und trieb ihn mannshoch vor sich her. Mythor Vermochte kaum noch die Hand vor Augen zu erkennen. Da waren verzerrte Gesichter, Fratzen, die ihn anstarrten, die aus dem Nichts heraus entstanden und mit dem Nebel wieder verwehten. Als er Alton gegen diese Trugbilder führte, durchlief ein Ächzen die Wände.
    »Das sind keine Statuen, das sind Dämonen.« Unkenntlich drang Boozams Stimme durch den Nebel. Eben noch war er dicht neben dem
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