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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod
Autoren: Hubert Haensel
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Sohn des Kometen gewesen, der nun nicht mehr wagte, mit dem Schwert auszuholen, aus Angst, er könne den Gefährten verletzen.
    »Ihre Körper sind nur erstarrt, weil ihre Geister in der Lichtwelt weilen. Jeder von ihnen beherrscht jetzt gerade einen Sterblichen, und der, der zurückkehrt, hat diesen Körper womöglich in einer Schlacht verloren.«
    Sechs glühende Augen leuchteten durch den Dunst, groß wie brennende Kohlen. Mythor vernahm das Scharren einer Vielzahl von Krallenfüßen auf dem Boden. Ein Tentakel zuckte heran, traf ihn mit der Wucht einer Peitschenschnur und wickelte sich um seinen linken Arm. Fast hätte er den Halt verloren, so unnachgiebig war der Ruck, der ihn nach vorne zerrte.
    Der Dämon, zu voller Größe aufgerichtet, überragte ihn um mehr als doppelte Haupteslänge. Zwei geifernde Mäuler öffneten sich, während weitere Tentakel heranschnellten. Mythor führte Alton, das nun ein durchdringendes Wehklagen von sich gab, mit aller Kraft. Zwei der schleimigen Gliedmaßen wurden abgeschlagen. Ätzender Saft verspritzte aus den Wunden. Mythor verspürte einen grauenhaften Schmerz auf seinem Handrücken – so ungefähr mußte es sein, in brennendes Pech zu fassen.
    Er sah messerscharfe Hornplatten anstelle von Zähnen. Der ekelerregende Gestank wurde unerträglich, raubte ihm schier die Besinnung. Mit einem letzten Rest von Selbstbeherrschung stieß Mythor zu, während der Dämon sich auf ihn warf. Die ungeheure Last riß den Sohn des Kometen von den Beinen, doch gelang es ihm noch im Fallen, sich herumzuwälzen, um nicht erdrückt zu werden. Seltsamerweise empfand er keinen Haß, nur die Leere in seinem Innern wuchs weiter. Er dachte an Fronja, an das Kind, das sie in sich trug… Sich mühsam auf die Knie hochziehend, packte er Alton mit beiden Händen und legte sein ganzes Gewicht in diesen Schlag, der ihn vornüberstürzen ließ.
    Eine ganze Weile verharrte er so, schweißgebadet und nach Atem ringend. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Nur langsam wich die Schwäche in seinen Gliedern der Erkenntnis, gesiegt zu haben.
    »Boozam«, rief er.
    Nichts. Keine Antwort.
    Mühsam richtete Mythor sich auf, starrte angewidert auf die vertrocknet wirkenden Überreste seines Gegners. Die Reihe der Dämonen hatte sich nicht verändert. Doch Boozam war verschwunden. Noch einmal rief der Sohn des Kometen nach dem Gefährten. Vergeblich. Er vermochte sich nur schwer vorzustellen, was geschehen sein konnte.
    Einem jähen Entschluß folgend, griff er die nächste der erstarrten Gestalten an. Aber selbst Altons Klinge konnte den leblosen Körper nicht ritzen. Mußte der Dämon erst zurückkehren, um verwundbar zu werden?
    Wo war Darkon?
    Mythor wußte nicht, welche Gestalt der Herrscher der Finsternis angenommen hatte. Aber er war sicher, ihn unter hundert anderen zu erkennen.
    »Ich werde dich besiegen«, murmelte er. »So wahr ich der Sohn des Kometen bin.«
*
    Hexenträume…
    Etwas war tief in ihrem Innersten zerbrochen. Auch wenn sie es noch nicht endgültig wahrhaben wollte, wußte sie doch, daß nichts wieder so sein konnte, wie es einmal gewesen war.
    Ein schöner Traum – nicht mehr. Obwohl ihr das Zusammensein mit Mythor unendlich viel bedeutet hatte. Sie liebte ihn.
    Sie würde ihn immer lieben.
    »Du mußt ihn vergessen, Fronja« , drängte Ambe. »Glaube mir, es ist nicht nur für dich das beste. Unsere Welt braucht dich.«
    »Wo waren die, die mich jetzt rufen, als ich ihrer Hilfe bedurfte?« erwiderte Fronja spöttisch. »Haben sie mir geholfen, als die Dämonen mich bedrängten?«
    »Niemand konnte dir zu jener Zeit beistehen.«
    Fronjas Lachen als Antwort darauf klang unsicher.
    »Sie hatten Angst, Ambe. Angst um ihr eigenes erbärmliches Dasein. Alle. Die Zaubermütter, die Hexen…«
    »Du tust ihnen unrecht.«
    »Nein! «
    Für eine Weile verblaßten Ambes Träume. Als sie erneut zu Fronja vordrang, tat sie dies behutsam und zögernder als zuvor.
    »Wenn es nun den Zaubermüttern leid täte.«
    »Daß sie mich in die Hermexe sperrten und in der Schattenzone aussetzen ließen?«
    »Vanga braucht dich, Fronja. Vergiß nicht, daß du die Tochter des Kometen bist. Du hast genauso eine Aufgabe zu erfüllen, wie Mythor. Du verkörperst das Weibliche, du bist Vanga.«
    Fronja nickte stumm. Fest preßte sie die Lippen zusammen. In ihren Augenwinkeln standen Tränen.
    Mythor, dachte sie, warum meint das Schicksal es nicht besser mit uns?
    Dann gab sie sich einen merklichen Ruck.
    »Ich werde da
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