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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
Autoren: Richelle Mead
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jeweiligen Bevölkerung. Das Dornenland war toll, aber es konnte meine Heimatstadt nicht ersetzen.
    »Verdammt«, sagte Jasmine und versuchte, ihre Haare zu bändigen. Der heftige Wind peitschte ihr immer wieder Strähnen ins Gesicht. »Diese Frau hat nicht übertrieben.«
    Ich tauchte lange genug aus meinem Selbstmitleid auf, um zu begreifen, dass sie recht hatte. Die Temperatur war gefallen, und diese dicke, erstickende Luft von vorhin war jetzt, wo irgendwelche Druckfronten aufeinanderstießen, gewaltig in Bewegung. Die hübsch gestutzten Bäume schwankten wie aufeinander abgestimmte Tänzer. Am Himmel ballten sich dunkle Wolken, die einen krankhaften Grünstich aufwiesen. Mich überlief ein Schaudern, das mit der Abkühlung nichts zu tun hatte. Mein ganz und gar nicht feiner Feinenvater, dem ich diese Prophezeiung verdankte, dass mein Sohn die Menschheit unterjochen würde, hatte mir außerdem seine Gabe der Wettermagie vererbt. Ich war auf sämtliche Elemente abonniert, die einen Sturm ausmachten: Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, sogar die geladenen Teilchen, die einen Blitz ankündigten. Ich hatte empfängliche Sinne dafür, und alle diese Faktoren jetzt auf mich einstürmen zu spüren, hatte schon etwas Überwältigendes.
    »So viel zum Thema Süßkram einkaufen«, schimpfte ich und sah zum zornigen Himmel hinauf. Mir waren die Milky Ways ausgegangen, und ich brauchte dringend Nachschub. »Wir können von Glück reden, wenn wir nicht ersaufen, bevor wir am Tor ankommen.« Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir für diese Ausflüge nach Ohio ein Auto; bloß hätte das nichts gebracht. Eigentlich kam ich nur wegen der Klinik hierher, und die lag in Fußnähe zu dem Tor, das zurück in die Anderswelt führte. Es gab keine praktikable Möglichkeit, mir hier einen Wagen zu halten. Und außerdem hätte eine Mitfahrt für Pagiel tödlich sein können.
    Immer wieder sah ich zum Himmel hinauf, vor allem um mich davon zu überzeugen, dass die Lage wirklich so schlimm war, wie sie mir vorkam, als mich plötzlich etwas stehen bleiben ließ. In Richtung Norden konnte ich über einem Baumgebiet den Rand der Gewitterwolken sehen. Der schwarze Himmel über uns erstreckte sich nur eine Meile weit, und wo er abrupt endete, schien die Sonne am knallblauen Himmel. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass dort außerdem die Luft auch erstickend heiß und feucht war. Ein Rundblick ergab überall das gleiche Bild. Direkt über uns war der Himmel stockfinster, aber die Wolken endeten wie abgeschnitten. Als befänden wir uns unter einer perfekten, runden Kuppel. Überall an dieser schroffen Außenkante brachen Sonnenstrahlen durch.
    Meine Begleiter waren ebenfalls stehen geblieben; Jasmine und ich sahen uns an. »Ich kann sie spüren … «, sagte sie leise. »Zuerst nicht, da war zu viel los … «
    »Ging mir genauso«, sagte ich. Wir beide nahmen nicht nur die Elemente eines Sturms wahr, sondern waren auch gegenüber der Magie empfindlich, die damit einherging. Was wir jetzt gerade spürten, war kein natürliches Ereignis. Es gab dermaßen viele Sinnesreize, dass ich die dahinterliegende Magie anfangs gar nicht mitbekommen hatte – was zweifelsohne beabsichtigt gewesen war. Hier waren Kräfte aus der Anderswelt am Werk. Und als ich das begriff, wurde mir noch etwas anderes klar: Man hatte uns aufgespürt. Mein sicherer Zufluchtsort im Mittleren Westen war nicht mehr sicher. »Scheißdreck.«
    Pagiel sah mich ernst an. »Was machen wir jetzt?« Er hatte das luftmagische Talent seiner Mutter geerbt, also konnte er sich wahrscheinlich denken, dass etwas nicht stimmte.
    Ich ging weiter. »Wir müssen zum Tor. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Drüben sind wir sicher.«
    »Wer immer das hier gerade veranstaltet, weiß zwangsläufig über das Tor Bescheid«, stellte Jasmine klar. »Man könnte uns auf der anderen Seite erwarten.«
    »Ich weiß. Bloß müssten sie davor erst mal unsere sämtlichen Soldaten dort besiegt haben.« Dieses Tor in Hudson führte nicht direkt in eines meiner Königreiche, man kam jedoch einigermaßen nah an meinen Verbündeten hinaus, und die sichere medizinische Behandlung in der Menschenwelt war den weiten Weg durchaus wert. Trotzdem hatten wir ihn drüben nie ohne eine ebenso stattliche wie bewaffnete Eskorte unternommen.
    Der Wind nahm anscheinend noch zu; er blies uns ins Gesicht und verlangsamte unser Vorankommen. Ich hätte ihn mit meiner Magie unterwerfen können, aber wir hielten uns besser zurück, bis
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