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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
Autoren: Richelle Mead
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die sich denn an?«
    »Na ja, mit fortschreitender Schwangerschaft werden sie immer deutlicher. In diesem frühen Stadium fangen Sie an, ein Flattern zu spüren. Manche Frauen finden, es fühlt sich an wie ein Fisch, der herumschwimmt. Sie merken es dann schon. Keine Sorge – die werden nicht versuchen, sich ihren Weg ins Freie zu treten. Jedenfalls nicht am Anfang.«
    Mich überlief ein Schaudern. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das finden sollte. Trotz der körperlichen Veränderungen fiel es mir immer noch leicht, das hier einfach als medizinische Untersuchung anzusehen. Nur die Ultraschalle erinnerten mich daran, dass da wirklich Menschen in mir lebten. Irgendwie war ich noch nicht darauf vorbereitet, zu spüren, wie sie sich da drin wanden.
    Die Ärztin sah wieder auf ihr Klemmbrett. »Wirklich, das sieht alles ganz prima aus«, wiederholte sie noch einmal die Worte ihrer Assistentin.
    »Ich bin ständig müde«, hielt ich dagegen. »Und ich werde kurzatmig. Und ich habe Probleme mit dem Bücken. Ich meine, ich kann es noch, aber es fällt mir schwer.«
    »Das ist alles ganz normal.«
    »Nicht für mich.« Schließlich verdiente ich mein Geld eigentlich damit, Gespenster zu verbannen und Monster zu verprügeln.
    Sie zuckte mit den Achseln. »In Ihnen wachsen zwei Kinder heran. Das Schlimmste kommt erst noch.«
    »Aber ich muss alle möglichen Sachen erledigen. Ich führe ein sehr, ähm, aktives Leben.«
    Sie wirkte wenig beeindruckt. »Dann werden Sie es entsprechend anpassen müssen.«
    Trotz meiner Klagen bescheinigte sie mir einen guten Gesundheitszustand und sagte, ich solle mir meinen nächsten Termin geben lassen. Im Warteraum saßen Jasmine und Pagiel noch genau so da, wie ich sie zurückgelassen hatte. Sie blätterte eine Ausgabe von People durch und versuchte ihm zu erklären, was Reality- TV war und was daran toll war.
    Vielleicht zog niemand wegen meiner ›Geschwister‹ die Augenbrauen hoch, weil ich einfach zu viele andere komische Angewohnheiten hatte. Ich zahlte zum Beispiel für jeden Besuch in bar. Wenn man Ultraschall oder Blutuntersuchungen oder Ähnliches in Anspruch nahm, kamen da ansehnliche Summen zusammen. Ich hatte immer das Gefühl, nur noch einen Schritt davon entfernt zu sein, hier mafiamäßig mit einem Geldkoffer aufzukreuzen. Aber eine Alternative gab es nicht. Ich durfte nichts machen, was meine Feinde auf meine Spur brachte. Das Ganze über eine Krankenversicherung abzuwickeln, hätte eine Papierspur hinterlassen, ein schlichter Scheck oder eine Kreditkartenzahlung ebenfalls. Bei den meisten Feinen brauchte ich mir in der Hinsicht keine Sorgen zu machen. Die hatten in der Regel wie Pagiel keine Ahnung, wie Bank- oder Postverkehr funktionierten, geschweige denn, wie man mich darüber ausfindig machen konnte. Unglücklicherweise verfügten meine Feinde in der Anderswelt jedoch über sehr gute Verbindungen zu Menschen hierzulande, die unsere Abläufe in- und auswendig kannten. Wegen dieser Menschen war ich überhaupt gerade in Ohio. Tucson war gefährlich geworden.
    Als die Arzthelferin gerade mein Rezept ausdruckte, kam eine Frau herein, deren Schwangerschaft viel weiter fortgeschritten war als meine. Ein Windstoß wehte hinter ihr herein, und sie hatte Mühe, die Tür abzufangen und wieder zuzudrücken. Pagiel bekam zwar Technik nicht in seinen Kopf, aber er wusste aus der Anderswelt, was sich für einen Kavalier gehörte, und sprang auf, um ihr zu helfen.
    »Danke«, sagte sie zu ihm und schenkte uns allen ein vergnügtes Lächeln. »Nicht zu fassen, dieser plötzliche Wetterumschwung. Eine Kaltfront aus heiterem Himmel.«
    Die Arzthelferin nickte weise. »So ist das um diese Jahreszeit. Heute Abend gibt es garantiert ein Unwetter.«
    Als hätte es noch einen Grund mehr gebraucht, den Mittelwesten nicht zu mögen. Gott, wie sehr ich Tucsons ewig gleiches Klima vermisste. Während ich mit Jasmine und Pagiel hinausging, ging mir auf, dass ich unfair war. Ich litt einfach unter meinem selbst auferlegten Exil. Eigentlich hasste ich Ohio weniger, als ich Arizona vermisste. Sobald wir wieder zurück in der Anderswelt waren, konnte ich das Königreich aufsuchen, über das ich herrschte und das quasi eine Entsprechung von Tucson war. Diese Gestalt hatte ich ihm gegeben. Aber trotzdem … es war nicht dasselbe. Ich gab immer dem Wetter die Schuld, aber es war ja mehr als das, was eine Gegend ausmachte. Jede Gegend hatte ihre eigene Kultur, ihr eigenes Lebensgefühl, geprägt von der
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