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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Autoren: Richelle Mead
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    „Nein“, fauchte ich. Diesmal war mein Tonfall nicht mehr so neutral. „Ich muss gar nichts, bekommen Sie das nicht in Ihren Kopf? Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und wähle mir meine Aufträge selbst aus. Das mit Ihrer Schwester tut mir wirklich leid, aber darum stürze ich mich da noch lange nicht einfach rein. Wie Lara Ihnen schon gesagt hat, übernehme ich normalerweise keine Aufträge in der Anderswelt. Wenn ich diesmal eine Ausnahme mache, dann nach sorgfältiger Überlegung und Recherche. Und wenn ich keine Ausnahme mache, dann ist das eben so. Schluss, Ende, aus. Alles klar?“
    Er schluckte und nickte. Der gereizte Ton meiner Stimme hatte ihn eingeschüchtert. Normalerweise redete ich mit Geistern und Dämonen so, aber jetzt Will damit erschreckt zu haben bereitete mir nicht mal ein schlechtes Gewissen. Er musste sich für die überaus wahrscheinliche Möglichkeit wappnen, dass ich nicht für ihn tätig werden würde, ganz gleich, wie sehr wir beide uns das vielleicht wünschten.
    Auf dem Weg nach Hause fuhr ich bei meinen Eltern vorbei. Ich wollte gern mit Roland reden. Die untergehende Sonne warf rötlich-orangefarbenes Licht auf ihr Haus, und in der Luft hing der Duft des Blumengartens meiner Mutter. Es war der vertraute Geruch von Geborgenheit und Kindheit. Als ich die Küche betrat, war meine Mutter nirgends zu sehen, was mir aber durchaus recht war. Sie neigte dazu, sich aufzuregen, wenn Roland und ich über die Arbeit sprachen.
    Er saß am Tisch und arbeitete an einem Modellflugzeug. Als er sich damals aus dem Schamanengeschäft zurückgezogen und sich dieses Hobby zugelegt hatte, hatte ich gelacht, aber kürzlich war mir aufgefallen, dass meine Puzzles auch nichts großartig anderes waren. Der Himmel allein wusste, mit was ich mir einmal die Zeit vertreiben würde, wenn ich im Ruhestand war. Ich hatte das unangenehme Gefühl, eine gute Kandidatin für Kreuzstickerei zu sein.
    Als Roland mich sah, zog ein Lächeln über sein Gesicht. Ich liebte sein verwittertes Gesicht mit den tausend Lachfalten. Seine Haare waren silbrigweiß, und irgendwie war es ihm gelungen, die meisten zu behalten. Er war nur ein kleines bisschen größer als ich mit meinen ein Meter zweiundsiebzig, aber zierlich war er deswegen noch lange nicht, und er hatte im Alter auch keine Muskelmasse abgebaut. Ich hatte den Eindruck, dass man sich mit ihm trotz seiner bald sechzig Jahre besser nicht anlegte.
    Roland warf einen Blick in mein Gesicht und forderte mich mit einer Handbewegung auf, mich zu setzen. „Du bist nicht hier, weil du wissen willst, wie es in Idaho war.“ Ich hatte wirklich nicht verstanden, warum sie ausgerechnet dorthin in Urlaub gefahren waren, aber okay.
    Ich gab ihm einen Kuss und drückte ihn kurz. Es gab auf dieser Welt nicht viele Menschen, die ich liebt e – auch auf keiner andere n – , aber für ihn wäre ich bereitwillig gestorben. „Nein. Aber wie war’s denn?“
    „Schön. Ist aber nicht wichtig. Was ist los?“
    Ich schmunzelte. So war Roland. Kam immer gleich zur Sache. Ich hegte den Verdacht, dass er immer noch da draußen an meiner Seite kämpfen würde, wenn meine Mutter ihn gelassen hätte.
    „Hab bloß grad einen Auftrag angeboten bekommen. Einen sehr merkwürdigen.“
    Ich erzählte ihm von Will und Jasmine und von den Hinweisen auf ihre Entführung, die ich gefunden hatte. Und ich fügte hinzu, dass Will einen gewissen Aeson erwähnt hatte.
    „Der sagt mir was“, erklärte Roland.
    „Was weißt du über ihn?“
    „Nicht viel. Bin ihm nie begegnet, habe nie gegen ihn gekämpft. Aber er ist stark, so viel weiß ich.“
    „Wird ja immer besser.“
    Er musterte mich sorgfältig. „Du denkst ernsthaft darüber nach, ja?“
    Ich erwiderte seinen Blick. „Vielleicht.“
    „Das ist keine gute Idee, Eugenie. Definitiv nicht.“
    In seiner Stimme schwang etwas Düsteres mit, das mich überraschte. Soweit ich wusste, war er nie vor einer Gefahr zurückgewichen, erst recht nicht, wenn Unschuldige darin verwickelt waren.
    „Sie ist noch ein Kind, Roland.“
    „Ich weiß, und wir wissen beide, dass die Feinen jedes Jahr damit durchkommen, sich irgendwelche Frauen zu holen. Die meisten werden nie wieder befreit. Weil es einfach zu gefährlich ist. Da kann man nichts machen.“
    Ich spürte, wie mein Zorn wuchs. Schon merkwürdig, wie jemand, der will, dass man die Finger von etwas lässt, auf einmal für das genaue Gegenteil sorgen kann. „Tja, die Kleine hier können wir
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