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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Autoren: Richelle Mead
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dabei, dass ich die Puzzleteile gar nicht richtig wahrnahm. Ich hörte Rolands leise, nachdrückliche Worte wieder. Schlag dir Jasmine Delaney aus dem Kopf. Alles, was er gesagt hatte, stimmte. Diese Geschichte nicht weiterzuverfolgen war vernünftig. Schon allein aus Sicherheitsgründen. Mir war klar, dass ich besser auf ihn hört e … Bloß sah ich immer wieder dieses junge, lächelnde Gesicht auf dem Foto vor mir. Wütend schob ich die Puzzleteile beiseite. Bei meinem Job hatte es gefälligst nicht um graue Moralentscheidungen zu gehen. Der war bitteschön schwarz-weiß. Man fand die Bösen, man tötete oder verbannte sie, man machte Feierabend.
    Ich stand auf. Auf einmal wollte ich nicht länger allein sein. Im eigenen Saft schmoren. Ich wollte draußen sein, unter Menschen. Genauer gesagt: Ich wollte nichts mit ihnen zu tun haben, ich wollte sie bloß um mich herum haben. Mich in der Menge verlieren. Ich musste dringend meinesgleichen sehe n – warme, lebende und atmende Menschen, keine untoten Geister und Dämonen oder Feine, die bis obenhin voll mit Magie waren. Ich wollte wieder wissen, auf welcher Seite ich stand. Und vor allem wollte ich nicht mehr an Jasmine Delaney denken. Wenigstens für den Rest des Tages nicht.
    Ich zog mir das Nächstbeste an, was mein Kleiderschrank hergab. Jeans, BH , irgendein T-Shirt. Meine Ringe und Armbänder machte ich ohnehin nie ab, dazu legte ich noch eine Kette mit einem Mondstein an, der tief im V-Ausschnitt des Shirts hing. Ich bürstete meine langen Haare zu einem hoch angesetzten Pferdeschwanz und zupfte ein paar Strähnen heraus. Noch ein bisschen Lippenstift, und ich war startklar. Bereit, mich zu verlieren. Bereit, zu vergessen.

KAPITEL 3
    Ich war schon seit einer knappen Stunde dabei, Leute zu beobachten, darum sah ich ihn gleich beim Reinkomme n – was sich auch schwer vermeiden ließ. Und ich war nicht die einzige Frau in der Kneipe, der er auffiel.
    Er war groß und hatte breite Schultern, schön muskulös, aber nicht übertrieben à la Arnold Schwarzenegger. Sein marineblaues T-Shirt trug er in die khakifarbenen Hosen gesteckt. Die schwarzen Haare waren knapp kinnlang und hinter die Ohren zurückgestrichen, die Augen groß und dunkel, das Gesicht glatt mit perfekter goldbrauner Haut. Da mussten sich irgendwelche ethnischen Hintergründe gemischt haben, aber ich kam nicht drauf, welche. Auf jeden Fall funktionierte die Kombination, und zwar richtig gut.
    „Hallo. Sitzt hier schon jemand?“ Er nickte zu dem Barhocker neben mir. Alle anderen waren belegt.
    Ich schüttelte den Kopf, und er setzte sich. Mehr sagte er nicht, mal abgesehen davon, dass er sich eine Margarita bestellte. Anschließend war er anscheinend damit zufrieden, Leute zu beobachten, genau wie ich. Und ganz ehrlich, der Laden war auch bestens dafür geeignet. Das Alejandro’s lag direkt neben einem Mittelklassehotel und zog Gäste und Touristen aus allen Gesellschaftsschichten an. ­Fernsehbildschirme zeigten Sportereignisse oder Nachrichten oder was der Barkeeper sonst gerade gut fand. Am anderen Ende des Tresens standen ein paar Spiel­automaten. Wer fernsehen wollte, brauchte wegen der Musik Unter­titel, und auf der kleinen Freifläche zwischen den Tischen wurde getanz t – manchmal spielte sogar eine Band.
    Das hier war absolut das, was die Menschen an einer Bar liebten. Aufgekratzte Leute, Alkohol, hirnloses Entertainment und billige Anmachsprüche. Ich war gern hier, wenn ich allein sein wollte, aber nicht meine Ruhe brauchte. Wobei ich durchaus gern Ruhe vor betrunkenen Kerlen hatte, die einen blöd anquatschten. Bei attraktiven Männern, die sich gut ausdrücken konnten, lag die Sache schon anders. Jedenfalls stellte ich fest, dass es angenehm war, neben diesem großen und gut aussehenden Fremden zu sitzen. Weil die Loser dann auf Abstand blieben.
    Allerdings sprach er mich auch nicht an, und nach einer Weile wurde mir klar, dass ich gar nichts dagegen gehabt hätt e – auch wenn ich keine Ahnung hatte, was ich dann antworten sollte. Aus den Blicken, die er mir zuwarf, schloss ich, dass es ihm ähnlich ging. Keine Ahnung. Irgendeine Spannung baute sich zwischen uns auf, während ich an meinem Corona nuckelte und jeder von uns darauf wartete, dass etwas passierte.
    Als es schließlich so weit war, war er es, der den Anfang machte.
    „Du bist ja essbar.“
    Nicht gerade die Gesprächseröffnung, mit der man rechnen würde.
    „Wie bitte?“
    „Dein Parfum. Es riecht nac h … nach
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