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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Autoren: Richelle Mead
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aber zurückholen. Wir wissen, wo sie ist.“
    Er rieb sich die Augen, und dabei rutschten seine Ärmel hoch, so­dass man seine Tattoos sehen konnte. Meine stellten Göttinnen dar; er hatte sich Wirbel, Kreuze und Fische tätowieren lassen. Er hatte seinen eigenen Satz Götter, an die er sich wandt e – beziehungsweise in diesem Fall nur einen, Gott. Wir riefen das Göttliche alle auf unterschiedliche Weise an.
    „Das ist aber nicht bloß ein kleiner Hüpfer rein und wieder raus“, warnte er. „Der Auftrag wird dich mitten in ihre Gesellschaft führen. Weiter hinein, als du je gewesen bist. Du hast keine Ahnung, wie es dort zugeht.“
    „Ach, du aber, ja?“, fragte ich spöttisch. Als er nicht antwortete, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. „Wann?“
    Er winkte ab. „Darum geht’s hier nicht. Sondern darum, dass du schnurstracks in den Tod oder die Gefangenschaft spazierst, wenn du körperlich rübergehst. Das werde ich nicht zulassen.“
    „Du wirst es nicht zulassen? Jetzt hör aber auf. Du kannst mich nicht mehr auf mein Zimmer schicken. Außerdem bin ich schon oft rübergegangen.“
    „Geistig. Körperlich vielleicht insgesamt für zehn Minuten.“ Er schüttelte weise und herablassend den Kopf. Was mich aufregte. „Die Jungen begreifen nie, wann sie eine Dummheit machen.“
    „Und die Alten begreifen nie, wann es Zeit wird beiseitezutreten, damit die Jüngeren und Stärkeren anständig arbeiten können.“ Die Worte waren heraus, bevor ich mich bremsen konnte, und ich kam mir sofort richtig mies vor.
    Roland betrachtete mich bloß mit kühlem Blick. „Du meinst, du wärst jetzt stärker als ich?“
    Ich zögerte keine Sekunde. „Wir wissen beide, dass es so ist.“
    „Ja. Aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, für ein Mädchen draufzugehen, das du noch nicht einmal kennst.“
    Ich starrte ihn verblüfft an. Es war noch kein richtiger Streit, aber dass er so gegenhielt, war ungewöhnlich. Er hatte meine Mutter geheiratet, als ich drei gewesen war, und mich kurz danach adoptiert. Die Vater-Tochter-Bindung war in uns beiden stark und ließ erst gar keine Sehnsucht nach meinem leiblichen Vater aufkommen, den ich nie kennengelernt hatte. Meine Mutter sprach fast nie von ihm. Sie hatten irgendeine wilde, romantische Liebesgeschichte miteinander gehabt, so viel wusste ich; aber unterm Strich hatte er nicht zu uns gehalte n – weder zu ihr noch zu mir.
    Roland hatte alles für mich getan, hatte mich vor Schaden bewahrt, wo er nur konnt e – mit der Ausnahme meines Jobs. Als er erkannt hatte, dass ich Potenzial besaß, zwischen den Welten zu wandern und Geister auszutreiben, hatte er damit begonnen, mich auszubilden, und meine Mutter war deswegen stinksauer gewesen. Sie waren das innigste Paar, das ich je erlebt hatte, aber diese Entscheidung hätte beinahe zu ihrer Trennung geführt. Am Ende waren sie zusammengeblieben, aber meine Mutter störte sich noch immer an dem, was ich tat. Roland dagegen sah es als meine Pflicht an. Oder sogar als meine Bestimmung. Ich war nicht so wie diese Trottel in den Filmen, die Tote sehen konnten und darüber verrückt wurden. Ich hätte meine Fähigkeiten problemlos ignorieren können. Aber in Rolands Augen war das eine Sünde. Seiner Berufung nicht zu folgen hieß, sein Talent zu vergeude n – erst recht, wenn in der Folge andere zu leiden hatten. Also schob er seine persönlichen Gefühle beiseite und versuchte, so objektiv mit mir umzugehen wie mit einer beliebigen anderen Schülerin.
    Nun aber wollte er mich aus irgendeinem Grunde ausbremsen. Merkwürdig. Ich hatte meine Strategie mit ihm abstimmen wollen und fand mich auf einmal in der Defensive wieder.
    Ich wechselte abrupt das Thema und erzählte ihm, dass der Ker meinen richtigen Namen gekannt hatte. Roland bedachte mich mit einem Blick, der besagte, dass für ihn das Thema Jasmine noch nicht abgeschlossen war. Genau in diesem Moment fuhr das Auto meiner Mutter vor, was mir einen Sieg auf Zeit bescherte. Mit einem Seufzen und einem warnenden Blick erklärte er, ich solle mir wegen des Namens keine Sorgen machen. So etwas käme manchmal vor. Sein Name sei auch irgendwann herausgekommen, ohne dass es groß Folgen gehabt hätte.
    Meine Mutter kam in die Küche, und damit war das Schamanengeschäft erst einmal abgehakt. Ihr Gesicht leuchtete au f – wir ähnelten uns sehr, bis hin zur Gesichtsform und den hohen Wangenknoche n – , und sie lächelte ebenso warm wie vorhin Roland. Nur dass in ihrem
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