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Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
Autoren: Lara Möller
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weiß.“ Nguyen umfasste den goldenen Ring, der an einem schwarzen Band um seinen Hals hing. Seine Traurigkeit machte trotzigem Optimismus Platz. „Den hier werde ich trotzdem tragen. Und ich werde jedem erzählen, dass ich den besten Ehemann der Welt habe!“
    „Das ist der richtige Kampfgeist!“ Jesse hob grinsend die Müllsäcke auf und wandte sich zum Gehen.
    „Warte mal. Thran und ich wollen morgen mit den Inline-Skates nach Brighton fahren.“ Thran war Nguyens quirlige und sehr unterhaltsame Nachbarin. „Hast du Lust, mitzukommen?“
    Lust hatte Jesse auf jeden Fall, Zeit eigentlich keine. Der Sonntag war sein einziger freier Tag in der Woche und seine Wohnung bedurfte dringend einer Grundreinigung. Aber wenn er sich zwischen Putzen und einem Ausflug entscheiden sollte, war die Wahl klar.
    „Sicher, wann wollt ihr denn los?“
    „Gegen eins.“
    „Also kurz nach dem Frühstück.“
    Die Bemerkung brachte Nguyen wie erhofft zum Lachen.
    „Sollen wir dich abholen?“
    „Das wäre super. Grüß Tobey nächstes Mal von mir.“
    „Mach ich.“
    Jesse ging auf den schwarz-goldenen Vorhang zu, hinter dem die Toiletten und der Hinterausgang lagen. Er schob den Vorhang mit dem Fuß beiseite, betrat den Flur und hielt inne. Der Hinterausgang stand weit offen und gewährte jedermann freien Zutritt zum Gebäude. Oh, Mandy!
     
    Jesse schleppte die Müllsäcke die Stufen der steilen Treppe hoch und stand schließlich in der schmalen Sackgasse. Eine einzige Laterne beleuchtete schwach drei Müllcontainer und die regennasse Motorhaube eines Sportwagens. Keine Spur von seiner Kollegin.
    „Mandy?“
Als keine Antwort kam, stellte Jesse die Müllsäcke ab und ging zurück ins Gebäude. Vielleicht war sie in der Damentoilette.
„Mandy?“ Er klopfte an die Tür und wartete. Als keine Antwort kam, trat er ein. Der Vorraum und die vier Kabinen waren leer. In der Bar hatte er Mandy nicht gesehen und sie verabschiedete sich immer von ihm, bevor sie nach Hause ging. Sie musste hier irgendwo sein.
    Die Gasse führte rechts auf die Albert Street und links zu einer anderen Straße. Vielleicht hatte Mandy sich irgendwo dorthin zurückgezogen, um in Ruhe zu rauchen. Oder um mit dem Schleimer von vorhin anzubändeln.
    Oder ihr war etwas zugestoßen … Plötzlich hatte Jesse ein ganz schlechtes Gefühl. Er lief zurück zum Hinterausgang und sprintete die Treppe hoch. Am Ende der Gasse blieb er stehen. Im Schutz der Hausmauer warf er einen Blick nach rechts in die breitere Albert Street. Dort war niemand zu sehen. Als er nach links in die andere Straße schaute, entdeckte er zu seiner Erleichterung Mandy im Schein einer Straßenlaterne.
    Sie war nicht allein.
    Ein Mann stand bei ihr, aber es war weder der, den Jesse erwartet hatte, noch einer ihrer üblichen verwanzten Verehrer. Der Fremde war groß und schlank und hatte kinnlanges dunkelbraunes Haar. Der Pony fiel ihm ins Gesicht und verbarg seine Augen. Er trug eine hellbraune Lederjacke, eine dunkle Hose und Turnschuhe. Sein Alter war schwierig einzuschätzen; Mitte oder Ende dreißig. Jetzt holte der Mann etwas aus der Jackentasche und reichte es Mandy. Eine Visitenkarte, ein Ausweis?
    Etwas stimmte nicht. Jesse konnte nicht sagen, was es war. Mandys Verhalten, die Art, auf die der Fremde sie anblickte?
    „Hey, Mandy!“ Er marschierte los, fest entschlossen, sich notfalls mit dem größeren Mann anzulegen. „Ich hab dich überall gesucht!“
    Seine Kollegin reagierte nicht. Dafür wandte der Fremde den Kopf und musterte ihn aus dunklen Augen. Er sah ziemlich gut aus, doch in seinem durchdringenden Blick lag ein Ausdruck, der Jesse nervös machte.
    „Hi“, sagte er mit bemüht fester Stimme. „Tut mir leid, wenn ich störe.“
    Der Fremde betrachtete ihn noch immer. Weit über die unverfänglichen drei Sekunden hinaus.
    „Meine Kollegin wird in der Bar gebraucht“, sprach Jesse entschlossen weiter. „Was halten Sie davon, …“
    „Ich suche jemanden.“ Der Fremde unterbrach ihn mit ruhiger Stimme. Er nahm Mandy die Karte aus der Hand und reichte sie Jesse. Mandy stand reglos da und starrte auf ihre leere Hand. Als würde sie mit offenen Augen schlafen. Was ging hier vor sich?
    „Ich …“, hob Jesse an. Ihm wurde plötzlich schwindelig. Im nächsten Moment hatte er vergessen, was er sagen wollte. Er schaute auf die Plastikkarte. Es war ein internationaler Führerschein. Der junge Mann auf dem Foto kam ihm bekannt vor. Noah van Erk, las er den Namen neben dem
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