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Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
Autoren: Lara Möller
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Foto. Noah. Ja, da war etwas gewesen.
    Mich haben sie Noah genannt. Dabei wird mir auf Schiffen immer kotzübel.
    „Der war vorhin in der Bar“, gab Jesse zurück. Oder hatte er das bloß gedacht?
    „Sicher?“
    „Ja.“ Woher hatte der Mann den Führerschein? „Sind Sie von der Polizei?“ Er hob den Blick.
    „War er allein?“ Die dunklen Augen des Fremden hielten ihn fest.
    Jesse schluckte. Er versuchte vergeblich, seine Gedanken zu ordnen. Etwas stimmte hier nicht. „Er ist mit einer Frau gekommen.“
    „Kannst du sie beschreiben?“ Die Stimme des Mannes hallte hypnotisch in Jesses Kopf wider.
    „Asiatisch, Mitte zwanzig, schlank, etwa meine Größe, dunkelblaue Bluse, schwarzer Rock.“
    „Ist sie ein Stammgast?“
    „Ich habe sie dreimal in der Bar gesehen. Sie ist jedes Mal mit einem anderen Mann gegangen. Der Rotlichtbezirk ist in der Nähe. Vielleicht geht sie bei uns auf Kundenfang.“
    Jesse hörte sich selbst wie aus weiter Ferne sprechen.
„Hat sie einen bevorzugten Tag?“
    „Ich arbeite nur samstags. Keine Ahnung, ob sie an anderen Tagen kommt.“
    „Gibt es Überwachungskameras?“
    „Am Eingang und am Hinterausgang. Wenn Sie die Aufnahmen sehen wollen, müssen Sie mit Mrs. Davis sprechen, der Managerin.“
    „Vielen Dank.“ Der Fremde nahm ihm den Führerschein aus der Hand und steckte ihn ein. „Ihr solltet jetzt zurückgehen.“
    Jesse nickte mechanisch. Gute Idee.
     

„Hast du Feuer?“
    Jesse blinzelte träge. Er hatte das Gefühl, aus tiefem Schlaf zu erwachen. Er stand in der Gasse hinter der Bar und war dabei, einen Müllsack in einen der Müllcontainer zu stopfen. Seltsam teilnahmslos beobachtete er, wie seine Hände den zweiten Müllsack hochhoben und ihn in den Container für die leeren Flaschen hievten.
    „Hast du Feuer?“, wiederholte die Stimme.
    Er wandte den Kopf. Mandy lehnte einige Schritte entfernt an der Motorhaube eines Sportwagens.
    Sie hielt amüsiert eine Zigarette hoch. „Feuer?“
    Jesse griff in die Hosentasche und warf ihr ein Einwegfeuerzeug zu. Sie fing es auf, zündete die Zigarette an und warf es zurück.
    „Alles in Ordnung?“
    Jesse betrachtete in Gedanken versunken das blaue Feuerzeug. Etwas war geschehen. Zwischen eben und jetzt hatte sich etwas ereignet. Aber was? Hatte er geträumt? Was hatte er geträumt? Sein Verstand arbeitete nicht richtig. Alles fühlte sich merkwürdig gedämpft an. Mandy war in seinem Traum vorgekommen. Und ein unbekannter Mann, an dessen Gesicht er sich nicht erinnerte. Nur an dunkle Augen, die ihn durchdringend ansahen.
    „Echt öde Schicht.“ Mandy zog kräftig an ihrer Zigarette und blies einen kunstvoll geformten Rauchring in die kühle Nachtluft.
    Jesse blickte an ihr vorbei in die Gasse. Ohne zu wissen, warum, marschierte er los.
    „Hey!“ Mandy kam ihm irritiert nach. „Was ist los?“
    Jesse blieb an der Ecke stehen und schaute links die breite Straße hinunter. Sie war menschenleer.
    Er hätte schwören können …
    „Da war ein Mann“, sagte er mehr zu sich selbst. „Wir haben uns unterhalten.“
    „Was für ein Mann?“
    Jesse versuchte vergeblich, sich an das Gesicht zu erinnern.
    „Was wollte er denn?“
    „Keine Ahnung.“ Jesse betrachtete eine der Straßenlaternen. Als würde er dort die Antwort finden.
    „Du warst auch dabei.“
    Mandy gluckste belustigt. „Das wüsste ich aber. Hat er wenigstens gut ausgesehen?“
    Jesse hob zu einer Antwort an und hielt inne. Nichts.
    „Du arbeitest zuviel.“ Mandy reichte ihm die Zigarette. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Er arbeitete seit Monaten sechs Tage die Woche, manchmal sogar sieben. Seine Nerven waren überreizt. Er nahm einen Zug und gab Mandy die Zigarette zurück.
    Nein.
    Jesse blies den Rauch durch die Nase aus.
    Ich bin doch nicht bekloppt!
    „Komm.“ Mandy trat die Kippe auf dem Boden aus und hakte sich bei ihm unter. „Mir ist kalt.“
     
    Sie hatte nicht weglaufen wollen. Sie hatte nicht weglaufen dürfen! Aber es war einfach zu viel gewesen. Sie hatte die Nerven verloren und war geflohen. Als könnte sie allem entkommen, wenn sie nur weit genug rannte. Sie konnte nicht entkommen. Niemals. Jetzt rückte die Dämmerung näher und ihr blieb kaum Zeit, ihren Fehler wieder gutzumachen. Hoffentlich war es nicht zu spät! Nicht auszudenken, was geschehen würde, falls jemand die Leiche entdeckte!
    Sie huschte mit gesenktem Kopf durch die verlassenen, vom Regen glänzenden Straßen, vorbei an Wohnhäusern, hinter deren Mauern
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