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Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
Autoren: Lara Möller
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weg.“
    „Ich helfe dir gleich.“
    Jesse hob probeweise die beiden Müllsäcke neben der Spüle an, die mit Abfällen und leeren Flaschen gefüllt waren.
    „Schaffe ich allein.“
    „OK.“ Sylvia strich sich eine dunkelbraune Haarsträhne aus dem Gesicht und stellte den Geschirrspüler an. Mit ihren einundzwanzig Jahren war sie das Küken im Team und ganze zehn Jahre jünger als Jesse. Es war eine neue Erfahrung für ihn, der Älteste zu sein. Die Rolle des Ratgebers, Aufpassers und Schlichters lag ihm; er füllte sie aus, solange er denken konnte. Aber jetzt kam ein gewisses Verantwortungsgefühl dazu, an das er sich erst hatte gewöhnen müssen.
    „Bis gleich.“ Jesse schulterte links und rechts je einen Müllsack und wandte sich zum Gehen.
    „Du, Jethro?“
    Er hielt grinsend inne. Sylvia nannte ihn nur bei seinem vollen Namen, wenn sie etwas wollte. „Ja, Schatz?“
    Sie blickte ihn aus großen Rehaugen bittend an. „Kann ich mir nächstes Wochenende deinen Wagen ausleihen? Marcs Oma feiert ihren Achtzigsten und wir möchten sie besuchen.“
„Marcs Oma“, wiederholte Jesse mit tadelndem Unterton.
    Der Kleine hatte es offenbar von der Strafbank zurück aufs Spielfeld geschafft.
    Sylvia lächelte verlegen. „Er hat sich entschuldigt.“
    Na, dann war ja alles in Ordnung.
    „Wo wohnt Marcs Oma?“
    „In Swan Hill.“
    Das klang wie eines dieser australischen Kaffs, in denen vier Leute und ihr Hund wohnten. Jesse stellte die Müllsäcke ab.
    „Wo ist das denn?“
    „Vierhundert Kilometer nördlich von hier.“
    „Vierhundert?“ Jesse hatte Sylvia seinen Wagen schon öfter geliehen. Für Stadtfahrten oder Ausflüge ins Umland. Nicht für lange Touren.
    „Wir fahren auch supervorsichtig, versprochen! Marc und ich wechseln uns ab, wir machen Pausen und wir fahren nicht bei Dämmerung.“
    Zugegeben, Sylvia war eine gute Fahrerin und hatte den Wagen stets unbeschadet zurückgebracht. An den zahlreichen Dellen und Kratzern in der Karosserie war Jesse selbst Schuld.
    „Warum nehmt ihr nicht den Zug oder den Bus? Ist doch viel bequemer.“
    „Aber schrecklich unflexibel. Außerdem ist man da so zusammengepfercht.“ Sylvias Augen wurden immer größer und bittender. „Marc und ich haben lange nichts mehr allein gemacht. Ich meine, zusammen allein. Die Fahrt ist echt wichtig für uns!“
    Jesse seufzte. „Meinetwegen.“
    Ihr Gesicht hellte sich auf. „Echt?“ 
    Als er nickte, fiel sie ihm um den Hals. „Du bist mein Held!“
    Er nahm sie in den Arm und drückte sie. „Keine Kratzer, keine Strafzettel und kein Fahren unter Drogeneinfluss!“
    „Versprochen!“
    „Ich will den Wagen spätestens Montagmittag mit vollem Tank zurückhaben. Sollte ich nicht zur Arbeit fahren können, weil ihr euch spontan ein Motel zum Kuscheln gesucht habt, gibt es Ärger!“
    Jesse arbeitete in der Woche als Lagerist außerhalb von Melbourne. Mit dem Bus kam er zwar zur Arbeit hin, aber mitten in der Nacht, wenn seine Schicht endete, blieb ihm für den Rückweg nur ein teures Taxi. Oder er müsste einen Kollegen bitten, ihn ein Stück mitzunehmen.
    „Danke.“ Sylvia küsste ihn auf die Wange, verrieb grinsend den Lippenstift und tänzelte aus der Küche.
    Jesse blickte ihr amüsiert nach. Sylvia und Marc führten eine dieser Achterbahn-Beziehungen. Alle paar Wochen ein neues Drama. Sylvia wusste, was sie wollte. Im Gegensatz zu ihrem Freund. Die Vorstellung, sich fest zu binden, versetzte Marc in Panik. Jesse schulterte die Müllsäcke erneut und verließ die Küche. Marc war kein schlechter Kerl. Er war einfach jung.
     
    Die Müllcontainer standen in der Gasse hinter dem Gebäude. Um sie zu erreichen, musste Jesse quer durch die Bar gehen. Als er am DJ-Pult vorbei kam, winkte Nguyen ihn aufgeregt heran. Jesse rollte die Augen und schwenkte nach links um.
    Er stellte seine Last mit einem übertriebenen Ächzen ab und lehnte sich in gespielter Erschöpfung gegen das Pult.
    „Nguyen, er wird dich nicht verlassen, bloß weil er sich einen Tag nicht gemeldet hat. Tobey hat es vier Jahre mit dir ausgehalten, da wird er nicht kurz vorm Ziel kneifen!“
    Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Vietnamesen aus. „Tobey hat vorhin angerufen. Es ist alles in Ordnung. Seine blöde Verwandtschaft hält ihn bloß auf Trab.“
    „Sag ich doch die ganze Zeit.“
    „Ja, du bist der Klügste von uns allen.“ Nguyen gab ihm einen sanften Klaps auf den Kopf.
    Mit Vornamen hieß Nguyen Than Phay, aber er
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