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dark canopy

Titel: dark canopy
Autoren: Jennifer Benkau
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Griff. Wie konnte ich nur einer Blume nachweinen, wenn Neél in Gefangenschaft war? »Ihr müsst ihn gehen lassen. Er hat mir nichts getan, nie. Das hätte er niemals gemacht. Er -«
    »Er hat dich gejagt. Er wollte dich gefangen nehmen, Joy, ich habe dich doch vor ihm flüchten sehen. Egal was er dir erzählt hat, es war gelogen. Er wollte bloß dein Vertrauen gewinnen, um es sich im Chivvy leichter zu machen.«
    »Das ist nicht wahr. Er ... Ich ... Er ist ... mein Freund, Matthial, und du kannst nicht -«
    »Schhht!« Sanft, aber energisch versuchte Matthial, mich zu beruhigen. »Du bist verwirrt. Er hat dich getäuscht. Kein Wunder, dass ihm das gelungen ist, du hast bei diesen Monstern die Hölle durchgemacht. Er war ein Kinderspiel für ihn, dir Freundschaft vorzuspielen.«
    Ich schüttelte den Kopf, was die Schmerzen erneut anschwellen ließ. Mir wurde übel. »Nein!«, wiederholte ich.
    »Holt ihr noch etwas Mohnsaft«, befahl Matthial.
    »Auf keinen Fall!« Ich schob die Decke zurück. Mein halber Oberschenkel war dunkelviolett und doppelt so dick wie sonst. Die Beine aus dem Bett zu zerren, tat weh, aber es ging. »Ich muss zu ihm. Er wird dir alles erklären. Ihr müsst ihn freilassen.«
    Matthial fasste mich an den Schultern. Sein Gesicht war so ernst, seine Augen voller Güte und Ruhe und doch gefährlich wild entschlossen. »Beruhige dich. Du bist krank.« Es war mir völlig klar, was Matthial damit meinte. Er glaubte, ich sei verrückt geworden. Irre.
    »Nein, das bin ich nicht. Ich lasse bloß nicht zu, dass ihr ihm etwas tut.« Okay, das zu sagen, war nicht besonders schlau gewesen. Ich glaube, ab diesem Augenblick hielt er mich tatsächlich für geistesgestört, und er hatte recht. Wie konnte ich so dumm sein, seine Eifersucht heraufzubeschwören?
    Mitleid verzerrte seine Züge. Ich versuchte aufzustehen, aber er hielt mich fest. »Denk doch mal nach. Er weiß vieles, das uns weiterhelfen kann. Er weiß, wo Dark Canopy steht, wie es mit Strom versorgt wird und wie man es zerstören kann.«
    Ich dachte daran, was Graves am Blutsonnentag passiert war. »Er wird es euch nie verraten.« Hoffentlich. Denn das würde eine erneute Katastrophe heraufbeschwören.
    »Früher oder später wird er es.«
    Seine Worte ließen mich schaudern. »Was habt ihr vor?«
    »Nichts«, erwiderte Matthial, aber ich sah die Lüge in seinen Augen. »Nichts, solange er freiwillig mit uns redet. Er ist wertvoll, verstehst du? Einen Percent als Geisel zu haben, bringt unserem Clan hohes Ansehen, und das wiederum macht Bündnisse mit anderen Clans möglich und erleichtert unser Überleben. Wir können ihn auch eintauschen, gegen Privilegien bei den Percents, sollte er von Wert für sie sein. Jamie hat mir erzählt, er hätte durch einen solchen Austausch Immunität für ein Jahr erlangt.«
    Ich starrte Matthial an, starrte in das Leuchten seiner Hoffnung wie in gleißendes Licht. »Er ist kein Stück Vieh«, flüsterte ich. »Matthial, sie sind nicht so, wie wir immer glaubten. Sie sind keine Produkte, gleichgültig und einer wie der andere. Sie haben Namen.«
    »Joy, ich muss an meinen Clan denken! Denk doch an Amber. So etwas darf nie wieder passieren. Hier ist unsere Chance, die Zukunft zu verbessern. Unsere Zukunft! Vielleicht können wir Amber sogar auslösen gegen den Kerl. Er ist nur ein Percent.«
    »Sie haben Namen!«, schrie ich. »Er heißt Neél, Matthial, Neél, und er hat mir die Sterne gezeigt, mich das Kämpfen gelehrt und auch, wann es Zeit ist, aufzugeben, und er hat meine Hand gehalten, als ich krank war, und mir eine wilde Malve geschenkt, in Plastik konserviert, weil ich immer alles kaputt mache.«
    Matthials Gesicht wurde ganz kühl. »Wusstest du«, fragte er leise, »dass er weiß, wo sich Amber befindet?«
    Entsetzt hob ich eine Hand an den Mund. Wenn Neél ihnen das bereits erzählt hatte, war ihr Versuch, Informationen aus ihm herauszupressen, vielleicht schon im vollen Gang. Sie folterten ihn, während ich hier unnötige Gespräche mit Matthial führte.
    Ich riss mich von ihm los. »Er ... er hat sie doch gerettet!«, stammelte ich. »Deshalb hat er mich beim Chivvy gejagt, weil er mich im Nachhinein nicht mehr beschützen konnte, weil Amber -«
    Matthial unterbrach mich, indem er mein Gesicht streichelte, als wäre ich schwer verletzt. »Du redest wirr.«
    Ich wollte rufen: Natürlich tue ich das. Gefühle sind wirr, wer sie in einfachen Worten beschreibt, hat sie nicht verstanden. Stattdessen sagte
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