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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Autoren: Sophie R. Nikolay
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verdient. Dafür, dass du mich
belogen hast. Ich hoffe für dich, es war das erste und einzige Mal in deinem
Leben. Die eigene Mutter so zu hintergehen …“, sie schüttelte den Kopf.
    „Es tut mir leid. Ich habe gedacht, mir bliebe
keine andere Wahl.“
    Sie trat auf ihn zu und umarmte ihn fest. Er
schlang die Arme um sie, roch ihr Shampoo und fühlte sich um Jahre
zurückversetzt. Früher hatte sie ihn oft tröstend in die Arme genommen, wenn
etwas schief gelaufen war.
    „Entschuldigung akzeptiert. Es ist ja noch mal
alles gut gegangen“, sagte sie und löste sich von ihm.
    „Hmm, von Müttern kann man auch was lernen“, bekannte
Danyel lachend, hauchte Kilian einen Kuss hinters Ohr.
    „Gabriele – richtig? Es wäre mir eine Freude,
auch dir für einige Tage ein guter Gastgeber zu sein“, hörte Kilian ihn sagen,
als sich die drei in Richtung Vorhang aufmachten.
    ‚Alter Charmeur!‘, dachte er belustigt und
eilte ihnen nach. Welch ein Glück, dass die Gästezimmer ein gutes Stück
außerhalb des Hörbereiches lagen. Wenn der Knutschfleck an seinem Hals seine
Mutter nicht zum Fremdschämen brachte, die nächtliche Geräuschkulisse aus ihrem
Schlafzimmer würde es sicherlich tun …
     
    h
     
    Danyel sah zu Kilian, der wiederum durch die
Halle blickte. Zu Eduardo und einer kleinen, stämmigen Frau, die auf sie
zukamen. Monja und Gabriele waren in den Garten gegangen, was Danyel nur recht
war. Das hier war sein erster Versuch, gerechter zu urteilen, da brauchte er
die beiden nicht als Zeugen …
    Anders als sonst blieb Eduardo nicht bereits in
der Mitte der Halle stehen. Er begleitete die Frau, bis sie Danyel und Kilian
fast erreicht hatten. Vielleicht, weil die etwa Vierzigjährige sehr zittrige Hände
hatte und vollkommen nervös schien.
    „Grazie, Eduardo.“ Mit einem ehrlichen Lächeln
nickte Danyel ihm einmal zu. Der erwiderte die Geste wortlos und kehrte um.
    „Ich danke für die Zeit, die du mir gegeben
hast. Dennoch bin ich hier, um etwas mehr zu erbitten“, begann die Frau mit
aufgeregter Stimme.
    „Wie ist dein Name?“, entgegnete Danyel und
nutzte dabei automatisch ihre Sprache. Spanisch.
    „Francesca Molina.“
    „Gut. Francesca, sag mir, was du möchtest und
warum.“
    Ihre Hände begannen noch mehr zu zittern, was
Danyel nicht für möglich gehalten hätte. Als sie antwortete, war ihre Stimme so
schwach, dass er sie kaum verstand.
    „Ich bitte für mich selbst um zehn weitere
Jahre. Laut meinem Pergament habe ich noch drei Monate Lebenszeit. Es hat mich
nie gestört, ein vergleichsweise kurzes Leben zu haben. Doch vor einem halben
Jahr traf ich Raoul – er ist die Liebe meines Lebens und es bricht ihm das
Herz, mich nach so kurzer Zeit, die wir zusammen haben, wieder zu verlieren.“
Sie blickte zu Boden, als traue sie sich nicht, Danyel anzusehen.
    „Francesca, schau mich an“, bat er.
    Sie nahm einen tiefen Atemzug und kam der Bitte
nach. Er konnte Angst in ihren Augen lesen.
    „Du sagst, es bricht ihm das Herz … warum ist
er dann nicht hier, sondern du?“
    „Er weiß nichts davon“, gestand sie.
    Kilian räusperte sich. „Was möchte sie?“,
erkundigte er sich. Danyel erklärte es ihm.
    „Frag sie, was sie macht, was sie arbeitet und
was sie mit den zusätzlichen Jahren anfangen würde – außer diesen Mann zu
lieben.“
    Danyel wandte den Blick wieder zu Francesca und
stellte ihr genau di ese Fragen. Die Mauer, die ihn
von ihren Gefühlen abschirmte, ließ er innerlich fallen.
    „Ich bin Lehrerin und unterrichte
Kinder zwischen fünf und zehn Jahren an einer Privatschule. Was ich
machen würde … ich glaube, ich würde wenig ändern. Unterrichten ist nicht mein
Beruf, sondern eine Berufung. Kinder sind noch unschuldig und rein. Ihnen den
Weg zu weisen, aufrichtig, wissbegierig und klug das Leben zu meistern – das
ist es, was ich versuche und auch weiterhin tun würde.“ In ihren Augen entstand
ein Leuchten, als sie sprach und Danyel zweifelte nicht an der Ehrlichkeit
dieser Aussage. Rasch gab er die Worte an Kilian weiter, der Francesca daraufhin
abschätzend ansah.
    „Was sagt dir dein Bauchgefühl, deine Menschlichkeit?“,
fragte Danyel ihn.
    „Ich glaube, sie besitzt ein gutes Wesen. Doch
es ist deine Entscheidung, ich bin nur dein Berater in Zweifelsfragen.“
    Danyel dachte darüber nach. Währenddessen
kehrte bei der Spanierin die Unruhe zurück.
    „Hast du eigene Kinder?“
    „Nein, leider nicht.“
    „Ich mache dir einen Vorschlag, denn ich
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