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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Autoren: Sophie R. Nikolay
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war es unvorstellbar, sein Leben mit dem Vertrauen und dem Glauben zu
leben, dass über ihn eine unsichtbare Gottheit wachte. Ein Gott, der alles
lenkte … und was er am schlimmsten fand, dass Kriege im Namen eines Herrn
geführt wurden, den die Menschen verehrt hatten. Vielleicht war das der Grund
dafür gewesen, dass Danyel sich offenbarte und damit das Leben der Menschen
veränderte. War er es leid gewesen, dass die Kriege ihm seine Planungen
durchkreuzten? Wie viele Menschen hatten ihr Leben gelassen, bevor der von Danyel
festgelegte Tag erreicht worden war? Natürlich geschah das auch heute noch –
so, wie es bei Kilians Vater passiert war – aber das hatte rein gar nichts mit
religiösen Motiven zu tun . Mit Danyels Erscheinen
hatte sich vieles geändert. Die Zustellung der Pergamente, zu wissen, wann das
aktuelle Leben endete, um wieder ganz von vorne anzufangen … der ewige
Kreislauf.
    Monja hatte Kilian mal von einem Vortrag
erzählt, der in der Polizeischule gehalten wurde. Ein Analytiker hatte eine
Statistik aufgestellt, aus welchen Gründen Verbrechen verübt wurden. Am
Häufigsten war Geld der Grund gewesen. Konnte der Mensch in seiner Lebenszeit
nicht ausreichend erwirtschaften, um ein sorgenfreies und glückliches Leben zu
führen, wurde der Neid irgendwann zu Hass. Kurz vor dem Lebensende brach der
sich bei gestörten Persönlichkeiten Bahn, es wurden Überfälle verübt, Geld oder
Wertgegenstände erbeutet. Alles mit dem Wissen, man habe ja doch nichts mehr zu
verlieren. Haftstrafen besaßen bei diesen Menschen keine abschreckende Wirkung
mehr.
    Ein weiterer Grund war das Streben nach Macht.
Kontrahenten wurden eiskalt aus dem Weg geräumt und Kilian verstand nicht,
weshalb sich Danyel da heraushielt. Als der Herr über Leben und Tod, der jedem
sozusagen die Uhr programmierte, müsste er doch aufgebracht sein, wenn ein
Mensch sich über seinen Plan hinwegsetzte und aus niederen Beweggründen einem
anderen Menschen das Leben nahm. Kilian hatte schon oft darüber nachgedacht und
kam zu dem Schluss, dass es dem Schicksal egal sein musste. Wen es nicht
kümmerte, dass Eltern ihr Kind begraben mussten, dem war auch Mord und
Totschlag kein Dorn im Auge.
    Kilian verließ das Bahnhofsgebäude und sah ein
paar Schritte entfernt einen großen Stadtplan in einem Schaukasten. Leider
hatte er die Größe der Stadt unterschätzt. Andererseits bedeutete es, dass unzählige Hotels, Pensionen und Gästezimmer um
die Gunst der Touristen buhlten. Die Stadt war ein Magnet und das nicht nur, weil das Schicksal
hier residierte. Rom war Geschichte pur, was viele Leute anlockte. Kilian
studierte den Plan und nahm sich vor, in Richtung des Tibers zu gehen, denn das
Gelände der ehemaligen Vatikanstadt lag auf der anderen Seite des Flusses.
    Sein Weg führte ihn an hohen Häusern vorbei,
wie sie typisch für große Städte waren. Den Stil der italienischen Bauten fand
er im Vergleich zu Deutschland allerdings schöner. Was ihn verwunderte, war die
eigenartige Fahrweise der Einheimischen. Kilian glaubte fast, wenn die Hupe von
Auto oder Motorroller defekt war, müsste das Fahrzeug entsorgt werden. Überall
um ihn herum tutete es und die hektische, chaotische Fahrweise veranlasste ihn
dazu, nur an einer Fußgängerampel die Straße zu überqueren. Alles andere wäre
lebensmüde …
     
    Nach dem dritten Bed & Breakfast Hotel, das
er ansteuerte, wollte er schon aufgeben. Sie waren für ihn zu teuer. Dabei
hatte er nur bei denen gefragt, die unscheinbar wirkten. Die Unterkünfte, die
gepflegt und mit Leuchtreklame auf sich aufmerksam machten, ignorierte er. Er
hatte schon ein gutes Stück hinter sich gebracht und hoffte, noch vor Einbruch
der Nacht einen Schlafplatz zu finden. In dieser riesigen Stadt musste es doch
irgendwo ein Bett geben, das er sich leisten konnte.
    Einer spontanen Eingebung folgend, lief er in
eine schmale Seitenstraße. Kilian schätzte, dass er inzwischen anderthalb
Kilometer zurückgelegt haben musste. Eine Trattoria zog seinen Blick auf sich.
Das Lokal wirkte gemütlich und Kilian hoffte, dass sie ihm dort für einen
Teller Pasta nicht ein Vermögen abknöpfen würden.
    Schon als er eintrat, roch es köstlich und sein
Magen knurrte. Die rustikale Einrichtung sorgte für ein besonderes Flair – alt,
urig und sehr einladend. Er setzte sich auf eine Bank, auf der statt Kissen
Felle lagen. Der Tisch vor ihm sah aus, als wäre er einhundert Jahre alt.
    ‚Der muss schon eine Menge erlebt haben!‘,
dachte
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