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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Autoren: Sophie R. Nikolay
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übertragenen
Sinne.
     
    h
     
    Als Kilian zahlte, gab er trotz seiner
schwachen Finanzen ein Trinkgeld, zumal das Essen nicht teuer gewesen war. Die
Spaghetti hatten hervorragend geschmeckt und die Portion war riesig. Kilian
fühlte sich pappsatt und obendrein hundemüde. Ihm fehlte aber weiterhin eine
Übernachtungsmöglichkeit.
    Es dämmerte, als er auf die Straße trat. Er
atmete tief durch und rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Entgegen
seinem Vorsatz, ein möglichst günstiges Bett zu bekommen, nahm er sich vor, das
nächstbeste zu nehmen. Er musste unbedingt schlafen!
    Er sah sich um und entschied, noch tiefer in
die Seitenstraße hinein zu laufen. Nach dreihundert Metern fand er, was er
suchte. Ein verblichenes Schild an einer Hauswand bewarb die Unterkunft:
    Maria’s B&B
    Kilian zögerte nicht. Die Tür war
unverschlossen und als er hineinging, klingelte es leise. Eine blonde Frau kam
um die Ecke und grüßte ihn. Kilian schätzte sie auf Mitte bis Ende dreißig.
    „Buonasera – no italiano“, erwiderte er und sah
sie entschuldigend an.
    „Deutsch?“, fragte sie zu seinem Erstaunen, was
er bejahte.
    „Das habe ich mir gedacht. Entschuldige, wenn
ich das so sage, aber du siehst nicht gerade aus, wie ein Italiener. Ich bin
Maria, willkommen in meinem kleinen Haus.“
    Kilian lachte. „Ich bin ja auch keiner! Was bin
ich froh, dass Sie Deutsch sprechen“, gab er zu.
    „Ich bin in Deutschland aufgewachsen. Ich nehme
an, du brauchst ein Zimmer?“
    „Ja, wie sind Sie nur darauf gekommen?“, sagte
er übertrieben. Nicht, weil er sie veralbern wollte, sondern weil sie ihm
sympathisch war.
    Sie lachte. „Wie lange?“
    „Das kommt drauf an, was mich das kostet.“
    Maria musterte ihn von oben bis unten.
Anschließend deutete sie auf den Durchgang, aus dem sie gekommen war.
    „Komm doch erst mal richtig rein. Wir werden
uns schon einig“, bot sie an.
    Kilian ging ihr nach. Im Grunde war es egal,
was er zahlen musste. Zur Not würde er einfach sein Konto überziehen. Wenn
alles glattging, brauchte er bald kein Geld mehr und wenn für den Vermieter
seiner Wohnung nichts mehr übrig blieb, tat ihm das zwar leid, aber er nahm es
in Kauf.
    Der Raum, in den sie ihn führte, war eine
Mischung aus Büro und Wohnzimmer. Die bunt zusammengewürfelte Einrichtung
passte vorne und hinten nicht, sah trotzdem nett aus. Ähnlich, wie in der
Trattoria – es hatte seinen Charme.
    „Setz dich. Möchtest du etwas trinken?“
    „Danke, nein.“ Kilian setzte sich auf einen
Hocker und stellte seine Tasche neben den Füßen ab.
    „Du hast nicht viel bei dir, also schließe ich
daraus, dass du nicht lange bleiben willst.“
    „Stimmt. Montag, vielleicht auch bis Dienstag.“
    Maria zog sich einen Stuhl herbei und setzte
sich ihm gegenüber. Im Licht der Strahler erkannte er, dass ihre Haare gefärbt
waren. Der dunkle Ansatz, den er im Flur nicht erkannt hatte, ließ ihn ahnen,
dass ihre Wurzeln hier in Italien lagen.
    „Also junger Mann, was führt dich nach Rom? Die
Kunst? Die Geschichte oder bist du wegen dem gekommen, der sich Danyel nennt?“
    Kilian versuchte zu lächeln, es gelang ihm aber
nicht richtig. Maria war neugierig und er verstand nicht, was diese Frage mit
dem Zimmerpreis zu tun hatte. Er war schon immer ein Mensch gewesen, der die
Ehrlichkeit bevorzugte, also sagte er die Wahrheit.
    „Ich bin hier, um mit dem Schicksal zu
verhandeln.“
    Maria nickte leicht. Ihre Miene ließ nicht
erkennen, was sie dachte. Sie saß gerade auf dem Stuhl, die schlanken Beine übereinandergeschlagen,
und die Hände über den Schenkeln gefaltet.
    „Darf ich dir einen Rat geben? Danyel schert
sich nicht um menschliche Gefühle. Ich habe einige Leute kennengelernt, die bei
ihm waren.“
    „Dann hoffe ich, dass er gut gelaunt ist“,
erwiderte Kilian. Er wollte die Hoffnung nicht aufgeben.
    „Um wen geht es? Ich will nicht aufdringlich
sein, oder so. Du musst also nicht antworten.“
    Kilian dachte einen Moment nach. Er kannte die
Frau nicht, hatte sie nie zuvor gesehen. Sollte er ihr wirklich reinen Wein
einschenken? Andererseits hatte er, außer mit Monja, mit niemandem über sein
Vorhaben gesprochen …
    Er holte tief Luft und dann sprudelte alles aus
ihm heraus. „Ich will erreichen, dass Danyel die Lebenszeit von mir und meiner
Schwester tauscht. Sie wünscht sich einen Partner und Kinder. Aber dafür reicht
ihre Zeit nicht mehr. Wenn ich mit ihr tausche, kann sie unsere Mutter zur
Großmutter machen. Sie
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