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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Autoren: Sophie R. Nikolay
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kein wirklicher
Trost.
     
    Die Zeit verging schneller, als ihm lieb war.
Er schlief kaum, und wenn, dann wurde er von wirren Träumen geweckt. Als sein
Wecker dann klingelte, fühlte er sich wie gerädert. Obendrein machten sich
Kopfschmerzen bemerkbar, als er aus dem Bett stieg. Die ließen sich auch nicht
von einer kalten Dusche vertreiben und es gab nur wenige Medikamente, auf die
er nicht mit heftigen Nebenwirkungen reagierte, weshalb er auf eine Tablette
verzichtete. Mit ziemlich schlechter Laune brach er schließlich zum Bahnhof
auf.
    Es wurde gerade erst hell und noch war wenig
los auf der Straße. Kilian kaufte sich unterwegs einen Cappuccino und setzte
seinen Weg fort. Das einzig Gute an dem nervtötenden Brummen in seinem Kopf war
der Umstand, dass es keinen Raum für Nervosität ließ. Er hatte seine Sachen
drei Mal kontrolliert. Pass, Fahrkarte und die Bestätigung waren sicher in der
Innentasche seiner Jacke verstaut. Als er den Bahnsteig erreichte, trank er den
letzten Schluck und warf den Pappbecher in den Mülleimer. Der Zug stand schon
da und so stieg Kilian ein. Ihm kam der Gedanke, dass er eine Reise ins
Ungewisse unternahm. Das Ziel stand zwar fest, aber mit welchem Ergebnis er
zurückkehren würde, wussten allein die Sterne.
    Kilian lief durch den Zug und suchte seinen
reservierten Sitzplatz. Als er ihn fand, verstaute er seine Tasche und ließ
sich in den Sitz fallen. In etwas mehr als zwölf Stunden wäre er in Rom. Dann
musste er zusehen, dass er eine günstige Übernachtungsmöglichkeit ergatterte.
    Die Minuten verstrichen und der Zug füllte
sich. Als er schließlich anrollte, atmete Kilian tief durch und sagte sich
selbst, dass er es schon schaffen würde. Er lehnte sich im Sitz zurück und
schloss die Augen. Plötzlich wurde er unsanft angerempelt. Ein kräftig gebauter
Mann in einem knapp sitzenden Anzug hatte sich neben ihn auf den Sitzplatz
fallen lassen. Das hochrote Gesicht und die schnaufende Atmung ließen Kilian
vermuten, dass der Mann gerannt war, um den Zug nicht zu verpassen. Als ihm unangenehmer
Schweißgeruch in die Nase stieg, drehte er den Kopf zum Fenster.
    ‚Na das fängt ja gut an!‘, dachte er verstimmt.
     
    So schnell die Stunden bis zur Abreise
vergangen waren, umso langsamer kam ihm die Fahrt selbst vor. Er war extrem
erleichtert, als sie den Bahnhof erreichten, in dem Kilian umsteigen musste.
Ohne auf seinen Sitznachbarn Rücksicht zu nehmen – denn das hatte der die ganze
Zeit nicht getan – zog Kilian seine Tasche hervor und verließ den Zug. Dabei wünschte er dem Ekel gedanklich eine unangenehme
Weiterreise.
    Das Glück schien ihm gewogen, denn als er in
den Folgezug einstieg, gab es noch etliche freie Plätze. Wieder verstaute er
seine Tasche und machte es sich gemütlich. Diesmal blieb er alleine auf der
Zweier-Sitzbank, was ihm noch besser gefiel.
     
    Unterwegs dachte Kilian darüber nach, wie das
Schicksal wohl aussehen mochte. Er kannte nur Erzählungen und Gerüchte über
Danyel, aber ein Bild hatte er noch nie gesehen. Es war untersagt, Fotos von
ihm zu machen. Erstaunlicherweise hielten sich nicht nur die Medienvertreter
daran, auch die Leute, die mit Danyel in Kontakt gekommen waren, taten es.
Niemand prahlte mit einer Aufnahme des Schicksals … vielleicht im Verborgenen,
doch darüber wollte sich Kilian nicht den Kopf zerbrechen. In seiner
Vorstellung glaubte er gerne, es erwarte ihn ein weiser alter Mann mit einem
weißen Rauschebart und Krückstock, doch das stimmte wohl nicht. Menschen, die
Danyel gesehen hatten, berichteten von einem jung aussehenden Mann, der keine
Güte besaß.Ob sie der Wahrheit
entsprachen, würde sich herausstellen. Etwas Angst hatte Kilian immer noch,
doch mehr als Nein sagen konnte Danyel schließlich nicht, oder? Wenn er dem
Schicksal den Vorschlag unterbreitete, die Lebenszeiten einfach zu tauschen,
war das keine große Bitte. Es wäre etwas anderes, wenn er für seine Schwester
mehr Zeit erbat, seine eigene dafür aber nicht aufgeben wollte.

Zwei
     
    Kilian kam planmäßig in Rom an.
    Er freute sich, dass er bis zu seinem Termin
noch die Gelegenheit dazu hatte, sich die Stadt anzusehen. Früher musste sie
mal ein Anziehungspunkt und beliebtes Reiseziel der Katholiken gewesen sein.
Kilian konnte sich nur wenig darunter vorstellen. Er gehörte zu einer
Generation, die Religionen nur noch von Erzählungen kannte. In der Schule
hatten sie das Thema behandelt, weil es zur Geschichte der Menschheit gehörte.
Für ihn
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