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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Autoren: Sophie R. Nikolay
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ist allein. Unser Vater starb bei einem Überfall. Monja
soll die Chance haben, dass ihre Träume in Erfüllung gehen. Weder sie – noch
unsere Mutter – weiß, dass ich hier bin. Monja will den Tausch nicht und meine
Mutter verurteilt alle, die zu Danyel gehen, um zu verhandeln. Sie sagt, man
muss sich mit dem abfinden, was man hat.“
    Maria sah ihn schweigend an. Kilian kam sich
vor, wie unter Beobachtung – als hätte er etwas Falsches getan. Schließlich
räusperte sie sich.
    „Das ist sehr selbstlos. Du musst deine
Schwester sehr lieben, wenn du an ihrer Stelle jung sterben willst.“
    Kilian presste die Lippen aufeinander und
nickte. Monja musste weiterleben, lange leben.
    „Du hast gefragt, was das Zimmer kostet. Ich
biete dir ein Einzelzimmer, klein aber sauber – fünfundvierzig Mäuse für zwei
Nächte und einem kleinen Frühstück. Wenn du ausgeschlafen hast, reden wir
weiter. Einverstanden?“
    Kilian blinzelte. Träumte er schon? Das war ja
ein Schnäppchen!
    „Ja klar“, sagte er zu.
    Maria stand auf. „Komm mit, ich zeig ’ s dir
… bevor du mir hier einschläfst.“
    Machte er wirklich einen so erschlagenen
Eindruck? Anscheinend. Und nicht weiter verwunderlich. Wenn er nach seinem
Gefühl ging, könnte er glatt im Sitzen schlafen.
     
    Maria führte ihn die Treppe hinauf. Im ersten
Stock lief sie durch den Flur, öffnete die hinterste Tür und schaltete das
Licht ein.
    „Wie gesagt, klein, aber sauber. Das Bad ist
gleich nebenan.“
    Kilian ging an ihr vorbei und war zufrieden.
Wirklich klein – ein Einzelbett, eine Nachtkommode und ein Regal – mehr hätte
auch nicht hineingepasst. Der wenige Platz dazwischen reichte aus, um sich zu
bewegen. Aber er wollte hier ja nicht turnen, sondern bloß schlafen. Und das
Bett sah verlockend gemütlich aus!
    „Ich nehme es. Soll ich direkt zahlen?“
    „Nein. Wir machen das Morgen. Ich glaube kaum,
dass du davonläufst.“
    „Vielen Dank.“ Kilian stellte seine Tasche ab
und sah ihr nach. Als sie am Treppenabsatz verschwand, schloss er die Tür und
drehte den Schlüssel herum.
    Er zog sich bis auf die Boxershorts aus und ließ
die Sachen achtlos zu Boden fallen. Anschließend machte er das Licht aus, von
draußen wurde der kleine Raum noch gerade soweit erhellt, dass er das Bett
sehen konnte. Als er hineinkrabbelte, stieg ihm der Duft nach frischer Wäsche
in die Nase. Wohlig seufzend schloss er die Augen. Er hatte nicht mal einen
Gedanken daran verschwendet, noch die Zähne zu putzen.

Drei
     
    Kilian schreckte auf. Um ihn herum war es
stockfinster. Sein Herz raste und er zitterte. Nur langsam registrierte er, wo
er war.
    ‚Es war nur ein Traum!‘, dachte er erleichtert
und sank zurück auf das Kissen. Die Gewissheit half jedoch auch nicht, seinen
Herzschlag zu beruhigen. Er war im Haus des Schicksals gewesen …
    Schon als er eintrat, schlug ihm muffiger
Geruch entgegen. Alt, abgestanden, widerlich. Ein gebückt laufender alter Mann
im Frack kam auf ihn zu und verlangte die Karte zu sehen. Kilian zeigte sie
ihm, worauf der Alte ihn anwies, immer weiter zu gehen.
    Nervös war er durch die große Halle gelaufen.
Die christlichen Reliquien lagen zerschlagen herum, die wunderschönen Malereien
waren mit schwarzen Schlieren überzogen – beschmiert, zerstört. Kilian
bedauerte das, er hatte Bilder von diesen Kunstschätzen gesehen, und auch wenn
sie zu einer ausgestorbenen Religion gehörten, war es ein Verlust.
    Seine Schritte hallten, als er über den
marmornen Boden lief. Es schien niemand sonst da zu sein. Es war unheimlich. Zu
still.
    Als er etwa die Hälfte durchquert hatte,
tauchte am anderen Ende eine schwarz gekleidete Gestalt in seinem Blickfeld
auf. Diese schien ihn heranzuwinken. Beim Näherkommen erkannte Kilian, dass es
ein Mann war. Hoch gewachsen und von eher hagerer Statur.
    Er zitterte vor Aufregung und schritt weiter
auf den Mann zu, der als das Schicksal bekannt war und sich Danyel nannte. Kilian
zweifelte nicht, dass er es war. Dieser betrachtete ihn, wie ein Raubtier auf
Beutezug. Seine Mimik ängstigte Kilian und er versuchte, es sich nicht anmerken
zu lassen. Je näher er kam, umso deutlicher erkannte er den Ausdruck auf dem
Gesicht. Verachtung.
    Dann trennten sie nur noch fünf Meter.
    „Knie nieder!“
    Der Befehl ging Kilian durch Mark und Bein.
Hart ausgesprochene Worte, in denen nichts als Kälte lag. Er ließ sich auf die
Knie sinken. Hoffend, dass Gehorsam belohnt würde.
    „Weshalb bist du gekommen?“ Der
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