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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Autoren: Sophie R. Nikolay
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bot sie an. Das leichte Zwinkern
dabei war ihm nicht entgangen.
    „Ähm!“, Kilian war perplex. Damit hatte er nun
wirklich nicht gerechnet.
    Maria kam hinter dem Schreibtisch hervor. „Nun
setz dich, ich bringe dir was.“
    „Danke“, brachte er hervor und fragte sich, ob
das alles eine glückliche Fügung war.
     
    Maria war ein Mensch, den man früher vermutlich
als einen Engel bezeichnet hatte. So viel Herzlichkeit war Kilian selten
begegnet. Wenn er sie mit Märchenfiguren vergleichen sollte, wäre sie so etwas
wie eine gute Fee.
    Das Frühstück entpuppte sich als kalt-warmes
Mittagessen und während er aß, unterhielten sie sich über belanglose Dinge. Die
Zeit verstrich und weder Maria noch er selbst lenkte das Gespräch auf Kilians
Vorhaben. Das Angebot mit der Stadtführung schlug er aus. Viel lieber wollte er
sich einen Teil der Sehenswürdigkeiten im Alleingang ansehen. Dann war er nicht
auf das Tempo anderer Leute angewiesen.
    Bevor er aufbrach, bezahlte er bei Maria das
Zimmer für die zwei Nächte. Eine dritte Nacht hielt sie frei, falls er am Montagnachmittag
noch nicht abreisen würde und weil im Moment sowieso nicht viel los war.
     
    h
     
    Danyel saß grübelnd auf seinem
Stuhl. Die täglichen Verhandlungen mit den Menschen begannen ihn wütend zu
machen. Sie kamen und wollten alle das Gleiche. Mehr. Sicherlich hatte er davon
gut profitiert. Sein Domizil war ein Zeugnis davon. Er bekam, was er wollte und
zahlte mit Zeit. Er hatte sich nach Abwechslung gesehnt und bereute den Schritt
der Offenbarung nicht. Doch wirklich genützt hatte ihm das nicht. Es war alles,
wie zuvor. Er war umgeben von
Pajlin, Teghre und Dafour – seine treuen Begleiter vom Anbeginn der Zeit – den
Boten, ein paar Angestellten. Allein war er trotzdem. Es gab nichts, was sein
Interesse lockte. Es war ihm einerlei, was die Menschen mit der gewonnenen Zeit
anstellten.
    Einer seiner Gründe, sich zu
offenbaren, hatte in der Hoffnung bestanden, dass sich die Menschen ändern würden.
Sie hatten es nicht getan. Die Natur wurde von vielen mit Füßen getreten. Und
er mischte sich nicht ein. Hatte er noch nie getan. Es war nicht seine Aufgabe,
die Entwicklung, den natürlichen Kreislauf und die Evolution zu beeinflussen.
Er bestimmte nur über die Zeit, wie lange ein jedes Leben währte, bis alles
wieder von Neuem begann, die Seelen ohne sein Zutun neu erwachten. Und obwohl
er die Menschheit über den ewigen Kreislauf aufgeklärt hatte, klammerten sich
viele an ihr aktuelles Leben.
    Die Vielfalt von Lebensweisen,
Charakterzügen und Lebenszielen wollte er nicht weiter ergründen. Er wusste genug,
um sein hartes Urteil zu fällen. Alle, die kamen, um mit ihm um mehr zu
verhandeln, hatten dafür gesorgt, dass er sich immer weiter von ihnen
distanzierte, für einige sogar nur Verachtung übrig hatte. Allein das Verhalten
seines Gesprächspartners bildete die Grundlage für seine Entscheidung, ob er
ein Pergament änderte, oder nicht. Allerdings gab es kaum noch etwas, was sie
ihm bieten konnten.
     
    h
     
    Kilian lief gefühlte zehn Kilometer durch Rom.
Die Überbleibsel aus der Römerzeit faszinierten ihn. Die Stadt musste zur
damaligen Zeit imposant gewesen sein, wenn ihn schon die Überreste zum Staunen
brachten.
    Er besuchte auch eine der größeren Kirchen.
Eine der wenigen, die noch stand. Es tat ihm leid, dass zu der Zeit des
Umbruchs so manche Kirche abgerissen wurde. Auch wenn sie ihren eigentlichen
Zweck nicht mehr erfüllten, waren es doch grandiose Bauwerke gewesen.
Skulpturen, Plastiken, Fresken und die Glaskunst der Fenster – verlorene
Schätze. Manche gestohlen, manche zerschlagen. Schade eigentlich. Der Altar,
vor dem er gerade stand, war ein bildhauerisches Meisterwerk. Die Verzierungen,
die in den schwarzen Stein gehauen waren, flößten Kilian Respekt vor dieser
Arbeit ein. In seinen Augen wäre es ein Verbrechen, all diese Dinge zu
zerstören. Selbst die Jesusfigur an dem Kreuz oberhalb des Altars schloss er
mit ein. Sicher, diesen Mann hatte es nie gegeben – doch das Kunstwerk sollte,
wie alles andere, als Kulturgut und Erinnerung aufbewahrt werden.
    Kilian war der Ansicht, die Zeit in der
Geschichte der Menschheit, die vom Glauben dominiert wurde, war ebenso wichtig,
wie jede andere. Die rund 1900 Jahre hatten zwar etliche schlechte Seiten
gehabt, doch vermutlich hatten die Religionen auch dazu beigetragen, dass sich
soziale Strukturen entwickelten.
    Als er noch zur Schule gegangen war, hatte
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