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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein
Autoren: Cathy Woodman
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meine Schwester kann ich nicht fragen, weil sie mit ihren Kindern in New York ist. Sally ist jetzt meine Familie. Sally, Liebes«, ruft Penny. Beim Klang ihres erstickten Schluchzens schaut die Hündin kurz auf, ehe sie den Blick wieder sinken lässt und unverwandt einen Farbklecks auf dem Steinboden anstarrt, als hinge ihr Überleben davon ab. »Was soll ich nur ohne dich machen?«
    »Wir wollen hoffen, dass es nicht so weit kommt.« Ich nehme Sallys Leine und locke sie hinaus in den Flur, während Penny vorausrollt und uns die Haustür öffnet. »Ich rufe Sie an, sobald ich mehr weiß. Na komm, Sally, beeil dich«, füge ich hinzu, doch kaum sind wir draußen, weigert sich Sally, in den Fußraum meines Autos zu klettern, sodass ich sie halb hineinheben, halb hineinzwingen muss, wobei mir der Schneeregen in den Nacken peitscht. Sallys Gelenke sind steif, und ihre Krallen kratzen über den Lack. In ihrem harten Bauch pfeift und blubbert es wie Gas, das durch den Gärverschluss eines Glasballons entweicht.
    »Für einen Assistenzhund bist du nicht sehr kooperativ«, sage ich zu ihr. Mühevoll verfrachte ich sie in den Fußraum auf der Beifahrerseite und bete, dass sie sich nicht übergeben muss.
    Als ich beim Wegfahren noch einmal zum Cottage zurückschaue, sehe ich Penny hinter einem der Fenster. Sie hält ein Taschentuch vors Gesicht. Das Leben ist einfach nicht fair. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muss, im Rollstuhl zu sitzen und ständig auf andere Leute angewiesen zu sein – und auf einen Hund. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich bei Sally in guten Pfoten fühlen würde.
    Ich rufe in der Praxis an und bitte Frances, Izzy auszurichten, sie solle den OP -Raum vorbereiten.
    »Izzy ist heute Nachmittag nicht da«, antwortet Frances. »Sie ist zum Last-Minute-Geschenkekauf nach Exeter gefahren.«
    »Oh?« Das hatte ich vergessen. »Dann sagen Sie es am besten Emma. Ich habe hier einen Verdacht auf MDV -Syndrom.«
    »Bitte keine Fachtermini, Maz. Was heißt das?«, fragt Frances. Ehe ich ihr allerdings erklären kann, dass es sich um eine Magenerweiterung mit einhergehender Magendrehung handelt, fügt sie hinzu: »Nein, lassen Sie nur – ich hab’s notiert.«
    »Danke, Frances.« Langsam und gleichmäßig fahre ich im ersten Gang zurück durch die Furt, doch genau in der Mitte erschauert der Wagen. Der Motor geht aus, das Auto bleibt stehen, und Wasser läuft in den Fußraum und verwandelt meine Füße in Eisblöcke. Sally klettert auf den Beifahrersitz und keucht mir feuchtwarmen, nach gärendem Rosenkohl stinkenden Atem ins Gesicht. Ich fummele mit dem Schlüssel in der Zündung herum und drücke das Gaspedal bis zum Boden, aber nichts passiert. Plötzlich leuchten die Scheinwerfer eines anderen Autos durch die Rückscheibe, und der Fahrer hupt, damit ich den Weg frei mache.
    Was soll ich denn tun?, denke ich, während das Wasser an mir vorbeiströmt und das Hupen anhält. Was ist los mit diesen Leuten? Es ist ja wohl offensichtlich, dass ich nicht vom Fleck komme. Ich umklammere das Lenkrad, wütend auf den Fahrer hinter mir, wer auch immer er sein mag, aber vor allem auf mich selbst, da mit jeder Minute Sallys Überlebenschancen schwinden.
    Ich öffne die Tür. »Maz? Maz!«, ruft jemand über das Rauschen des Bachs hinweg.
    Ich beuge mich aus dem Wagen und sehe Alex, meinen aktuellen Freund und das Beste, was mir je passiert ist, auf mich zuwaten.
    »Was um alles in der Welt machst du hier?«, frage ich überrascht und erfreut, auch wenn es mir ziemlich peinlich ist, dass er hier mitten in der Pampa plötzlich auftaucht und mich in diesem selbst verschuldeten Schlamassel findet.
    »Ich komme gerade von den Wilds«, antwortet Alex.
    »Dem Gnadenhof?«
    »Genau. Ich musste eines ihrer Pferde nähen. Eine kleine Stute, die sie halb tot aufgenommen und gesund gepflegt haben, und jetzt hat sich das arme Ding im Stacheldraht verfangen. So was nennt man wohl Pech.« Alex hält sich an der Wagentür fest, das Wasser wirbelt ein paar Zentimeter unter dem Rand seiner Gummistiefel vorbei: mein Ritter in glänzendem Geländewagen. »Ich habe die Abkürzung genommen.«
    »Zum Glück«, entgegne ich mit einem Blick in seine Augen. Sie sind tiefblau und stürmisch wie ein Herbsthimmel. Die Spitzen seines dunklen Haars wellen sich in der Feuchtigkeit. Ich sehe die vereinzelten silbernen Haare an seinen Schläfen – immerhin ist er zehn Jahre älter als ich – und die Matschspritzer – nein, es ist Blut! – an
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