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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein
Autoren: Cathy Woodman
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der stonewashed Jeans, die seine langen, muskulösen Beine umschließt. Auch sein alter Wollpullover, an dem hier und da einzelne Fäden herausgezogen sind, ist mit Blut bespritzt.
    »Das kannst du laut sagen. Mit deinem Schlitten kommst du ja offensichtlich nicht mehr weit«, bemerkt er lachend. Ich starre ihn nur verwirrt an, und er fügt hinzu: »Das Geweih.«
    Errötend zerre ich mir den ziemlich verbogenen und mitgenommen aussehenden Haarreif vom Kopf und lege ihn aufs Armaturenbrett. Das war eine von Emmas bescheuerten Ideen, um in der Praxis Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Was muss Penny bloß gedacht haben? Ich werfe einen Blick auf Sally. Ich könnte schwören, dass ihr Bauch noch dicker geworden ist, seit ich sie in den Wagen gezwängt habe.
    »Alex, du musst uns mitnehmen«, sage ich drängend, als Sally erneut würgt. »Mich und den Hund.«
    »Gerne.« Alex lächelt, und die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln vertiefen sich – und ja, es sind eindeutig Lachfältchen und keine Sorgenfalten, denn Alex ist nicht der Typ, der sich groß Sorgen macht.
    Mit vor Kälte klappernden Zähnen winde ich mich vom Fahrersitz in seine Arme, und er trägt mich zu seinem Geländewagen. Ich klammere mich ein winziges bisschen länger als nötig an ihn und atme seinen Geruch nach Kuh, Penizillin und Moschus ein, ehe er mich absetzt. Seine Lippen streifen meine, unsere Körper schmiegen sich kurz aneinander, mein Herz schlägt schneller an seiner Brust, seine Hand drückt meinen Hintern, und mir wird mit einem Mal gleich viel wärmer.
    Hastig watet Alex zum Auto zurück, holt Sally und setzt sie auf den Rücksitz, da der Kofferraum mit seiner Ausrüstung, Medikamentenpackungen, Kälberschürzen und Eimern vollgestopft ist. (Alex und seinem Vater gehört die Tierarztpraxis im Talyton Manor. Es ist eine traditionelle Mischpraxis, in der sowohl Nutzvieh und Pferde als auch ein paar Katzen und Hunde behandelt werden.)
    »Ich lasse jemanden mit dem Traktor herkommen und deinen Wagen zurück zum Herrenhaus schleppen, damit er repariert werden kann.« Alex setzt sich hinters Steuer und dreht den Zündschlüssel. »Was ist mit deiner Patientin?«
    »Sie hatte eine Überdosis Weihnachtsbraten. Ihre Augen waren größer als ihr Magen.«
    »Jetzt nicht mehr«, entgegnet Alex, woraufhin Sally herzzerreißend stöhnt. »Ich gebe lieber Gas«, fügt er hinzu, und der Motor erwacht zum Leben. »Die Hündin ist in schlechter Verfassung, und du bist nass bis auf die Haut. Ich sollte dich dringend aus diesen Klamotten holen – als rein vorbeugende Maßnahme, natürlich«, fährt er fort. »Wir wollen doch nicht, dass du über die Feiertage mit einer Lungenentzündung im Bett liegst.«
    »Alex!«, schimpfe ich, dabei wünsche ich mir nichts mehr, als dass er mich auszieht und mit mir schläft … Ich sehe mich nach Sally um. Nur nicht gerade jetzt.
    »Leider«, sagt Alex, während wir nach Talyton hineinrasen, »bin ich auf dem Weg zu einem weiteren Hausbesuch. Meine Mutter hat heute so viele Termine wie möglich vergeben, weil sie hofft, dass es dann morgen ruhiger bleibt. Ach übrigens, konntest du mit Emma die Schicht tauschen?«
    »Tut mir leid, Alex. Bens Eltern sind über Weihnachten bei ihnen zu Besuch. Sie bleiben nur drei Tage, und sie sind den ganzen Weg von Edinburgh hierher gefahren, um sie zu sehen. Und wenn Sally durchkommt, muss ich ohnehin in der Nähe bleiben, um ein Auge auf sie zu haben. Nimm’s nicht persönlich.«
    »Aber ich will Weihnachten mit dir zusammen verbringen …«
    »Das will ich doch auch …« Nur du und ich, hätte ich am liebsten hinzugefügt, doch das kann ich nicht, da ich seine Gefühle nicht verletzen will. Ich bin noch nicht bereit für ein beschwingtes Weihnachtsfest im Herrenhaus mit Alex’ Kindern und seinen Eltern. Wir schweigen beide, und ich beobachte, wie sich seine Wangenmuskeln rhythmisch anspannen.
    »Lucie wird enttäuscht sein«, sagt er schließlich. »Sie wollte einen Strumpf für dich aufhängen.«
    Ich bemühe mich, kein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich sie enttäusche – immerhin hat er ihr gesagt, ich würde mit ihnen feiern, obwohl er keine Ahnung hatte, ob ich überhaupt kommen könnte. Lucie ist Alex’ Tochter. Er hat auch einen Sohn, Sebastian, und ich will keine zu enge Beziehung zu ihnen aufbauen, solange ich nicht sicher bin, dass das mit uns etwas Ernstes ist. Ich weiß noch, wie meine Mutter ständig neue Freunde nach Hause brachte, um sie mir und meinem
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