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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein
Autoren: Cathy Woodman
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wieder passieren, und beim nächsten Mal bringt es sie womöglich um. Meine Schultermuskeln verkrampfen sich, und Schweiß rinnt an meiner Nase entlang in meine Maske, während ich Sallys Magenwand an einer Rippe fixiere. Erst als ich fast fertig bin, löst sich die Anspannung, und ich kann wieder mit Emma plaudern.
    »Das wird mir fehlen«, sagt Emma.
    »Was meinst du?«, frage ich achtlos und mache mich daran, Sallys Bauch wieder zuzunähen.
    »Ich meine, wenn das Baby da ist.«
    »Du hast doch gesagt, du möchtest weiterarbeiten.« Ich bin beunruhigt. Emma hört sich an, als wollte sie nicht in Mutterschutz, sondern gleich ganz in Rente gehen.
    »Ben und ich haben noch einmal in Ruhe über alles geredet, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die ganzen verrückten Pläne, die ich geschmiedet habe, nachdem ich erfahren hatte, dass ich schwanger bin, einfach nicht funktionieren werden. Ich kann nicht bis zur Geburt durcharbeiten, so wie Superwoman. Ich will es nicht, und ich muss es auch nicht.« Emma macht eine Pause, und im Stillen verfluche ich Ben, der Arzt ist, für seine Überfürsorglichkeit. »Ich möchte meine Arbeitszeit so bald wie möglich reduzieren, den gesetzlichen Mutterschutz in Anspruch nehmen und anschließend nur noch in Teilzeit arbeiten. Ich hoffe, das ist okay für dich, Maz.«
    »Mir bleibt ja wohl keine andere Wahl, oder?«, antworte ich leise. Ich freue mich für sie, trotzdem bin ich etwas pikiert, bis jetzt bin ich nämlich fest davon ausgegangen, dass Emma nach der Geburt wieder ganz zurückkommen würde.
    »Ich will nichts verpassen, weißt du. Ihr erstes Lächeln, ihren ersten Zahn …«
    »Ihren?«, unterbreche ich sie. Sie? Mit einem Mal hat ihr Bauch eine Identität, und ich sehe Emma als Mutter, mit einem Baby auf dem Arm: einem kleinen Mädchen mit feinem braunem Haar und dunklen Augen, genau wie Emma. Es schnürt mir die Kehle zu – nicht aus Neid, denn ich bin nicht gerade der mütterliche Typ, sondern aus Freude darüber, dass Emma ihrem Traum von einer eigenen Familie endlich so nah ist. »Ich dachte, ihr wolltet nicht wissen, was es wird.«
    »Wir haben uns bemüht, beim Ultraschall nicht so genau hinzusehen, doch wir konnten einfach nicht so tun, als hätten wir es nicht bemerkt«, sagt Emma und errötet leicht. »Wie auch immer, es wird Zeit, dass wir anfangen, uns nach einer Vertretung für mich umzuschauen.«
    »Einer Vertretung?« Ich schrecke zusammen, als Sally unvermittelt zuckt. »Ich hätte nicht gedacht, dass du einen anderen Tierarzt hier haben wolltest. Du hast immer gesagt, das wäre so, als würdest du dein eigenes Kind einem Fremden überlassen.« Ich kann mir nicht vorstellen, mit jemand anderem im Otter House zu arbeiten. Es erscheint mir irgendwie nicht richtig.
    »Also kannst du ja bestimmt verstehen, in welcher Zwickmühle ich mich befinde. Aber ausnahmsweise muss die Praxis diesmal zurückstecken. Und so schlimm ist es ja auch nicht, schließlich bist du noch immer da.« Emmas Lippen verziehen sich zu einem verschmitzten Lächeln. »Und ich revanchiere mich, wenn es bei dir so weit ist. Bald fängt deine biologische Uhr auch an zu ticken. Irgendwann wollt du« – sie zögert kaum merklich – »und Alex …«
    »Auf keinen Fall.« Abwehrend hebe ich die Hände, die nach wie vor in den blutigen Handschuhen stecken. »Du weißt genau, dass ich niemals Kinder haben werde.« Ich schaue sie an. »Ich bin nicht wie du. Ich träume nicht von einem großen Haus, einem Ehemann, zwei Kindern, einer Katze und einem Hund.«
    »Immerhin hast du schon die Katze«, gibt Emma zu bedenken.
    »Aber nicht mehr lange, fürchte ich«, entgegne ich beim Gedanken an Ginge, meinen Kater. Er ist so dünn, dass sich seine Wirbel fast durch die Haut drücken. Ich gebe ihm zwar regelmäßig Tabletten gegen seine Schilddrüsenüberfunktion, doch es geht ihm schlechter als letztes Jahr, als ich ihn nach dem Feuer im Buttercross Cottage zu mir genommen habe.
    »Eines Tages werde ich das große Vergnügen haben, dich daran zu erinnern.«
    »An Ginge?«, frage ich verwirrt.
    »Daran, dass du keine Kinder willst, Maz. Ich wette, am Ende hast du sechs«, meint Emma lachend. »Zwei hast du ja bereits, wenn du Alex’ Kinder mitrechnest.«
    »Lucie und Sebastian? Ganz bestimmt nicht.« Ich binde den Knoten des letzten Stichs und schneide die Fadenenden ab. Sally atmet schneller, sie kommt allmählich zu sich. »Die beiden sind Alex’ Baustelle.« Sie verbringen jedes zweite
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