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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie
Autoren: Susanne Becker
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dagegen stand wie vom Donner gerührt starr und stumm vor ihm und war wieder einmal unfähig, auch nur im Geringsten zu reagieren. Ihre ganze Euphorie und Energie der letzten Stunden schienen plötzlich wie weggeblasen. Zurück meldeten sich stattdessen das Gefühl der Blamage beim Italiener und die
Enttäuschung, weil Lutz sich danach so gar nicht gemeldet hatte.
    Völlig durcheinander, begann sie wortlos, ihre Habseligkeiten wieder aufzusammeln und in die verschiedenen Tüten zurückzuräumen. Leider war eine der Tragetaschen beim Sturz gerissen, sodass sich die Packerei schwieriger gestaltete, als ihr lieb war. Irgendwie hatte sie im Moment nur das Bedürfnis, möglichst schnell in ihre Wohnung zu kommen. WEITER.
    Lutz schien wie immer kein Problem zu haben. In aller Ruhe half er ihr beim Aufsammeln der Einkäufe und meinte: »Jedes Mal, wenn wir uns treffen, bist du so unglaublich stürmisch. Ich weiß nicht, ob ich da auf Dauer mithalten kann.« Er lächelte und reichte ihr drei Äpfel, die bis zum anderen Ende des Hausflurs gerollt waren.
    »Vielleicht solltest du jetzt dann doch die Möglichkeit in Erwägung ziehen, deine Wohnungstür aufzuschließen, damit wir deine Errungenschaften an Ort und Stelle bringen können?« Bei diesem Satz musste Marie nun doch lächeln. Seine umständliche Ausdrucksweise hatte Lutz also auch nicht abgelegt - wie beruhigend. WEITER.
    Notgedrungen hörte sie auf, mit gesenktem Kopf die Einkäufe in die verbliebenen Tüten zu stopfen, und suchte den Wohnungsschlüssel aus der Handtasche. Lutz’ plötzliches Auftauchen hatte sie jetzt, da sie sich gerade mit der Funkstille zwischen ihnen beiden abgefunden hatte, völlig aus dem Konzept gebracht. Und wer Marie kannte, der wusste, dass das Fehlen eines solchen für sie das Schlimmste überhaupt war. Zwar war sie auch in den letzten Wochen durch die sich überstürzenden Ereignisse ab und zu schon von ihrem Konzept abgewichen, in Gefühlsdingen schien ihr das aber auch jetzt
noch schier unmöglich. Schließlich hatte sie seit etwa acht Jahren in der Liebe keinerlei Erfahrungen mehr gemacht. Zu lange, fand Marie. Doch diese Erkenntnis half ihr jetzt auch nicht weiter.
    Beim Aufschließen der Tür kam ihr der durchaus nicht abwegige Gedanke, dass sie sich nun endlich auch einmal am bisher sehr einseitigen Gespräch beteiligen sollte.
    »Was machst du denn hier? Ich denke, du bist krank?«
    »Gott sei Dank, sie spricht! Ich hatte schon Angst, wir müssten uns in Zukunft mit beschrifteten Zetteln oder Zeichensprache verständigen.«
    RÜCKGÄNGIG? Am liebsten hätte Marie den Mann, den wiederzusehen sie in den letzten Tagen so gehofft hatte, wieder in den Hausflur hinausgeschoben und sich selbst hinter der fest verschlossenen Wohnungstür verschanzt. Was wollte er jetzt noch hier? Gerade als sie sich so wunderbar mit der Situation arrangiert hatte und wirklich das Beste daraus machen wollte. Und was sollte das Gerede mit »auf Dauer« und »in Zukunft«? Der Sinn dieses Besuchs konnte doch nicht die Wiederaufnahme der beim Italiener aus gutem Grund abrupt abgebrochenen schriftstellerischen Zusammenarbeit sein. RÜCKGÄNGIG? Doch wenn er wegen ihr und nicht wegen ihres angeblichen Krimis hier war, warum hatte er dann nicht wenigstens ein Mal in der vergangenen Woche angerufen?
    Inzwischen waren sämtliche Einkäufe in die Wohnung transportiert und auch zum Teil im Kühlschrank verstaut worden, und Marie fand endlich ihre Sprache wieder: »Nun ja, wenn du schon mal da bist … möchtest du was trinken? Wasser, Saft, Kaffee?« Sehr freundlich
war das nicht … »Wenn du schon mal da bist …« Warum konnte sie nicht einfach nur nett sein? Die Angst, sich zu öffnen und damit verletzbar zu werden, saß nach der langen Zeit des Singledaseins tief und würde sich auch nicht durch das plötzliche Auftauchen eines Herrn Maibach in Luft auflösen.
    »Gern. Ein Kaffee wäre wunderbar, danke. Kann ich mir währenddessen einen kurzen Überblick über deine Räumlichkeiten verschaffen?«
    Erleichtert nutzte Marie die Gelegenheit, da Lutz erst einmal beschäftigt war und sie sich aus der für sie unangenehmen Situation in eine Tätigkeit retten konnte. Sie startete die Espressomaschine, während er sich in ihrer Wohnung umsah. Er hatte offensichtlich keine Berührungsängste, wie immer. Doch das machte es für Marie nicht leichter. Im Gegenteil, seine souveräne Art hatte sie schon bei ihren ersten Begegnungen verunsichert.
    Nach einem kurzen Rundgang
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